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Spiegel-Bestsellerliste
Die Toptitel des Frühjahrs

Es geht immer noch größer: Die Toptitel der Belletristik kommen derzeit selten mit weniger als 500 Seiten aus. Und gleich zwei Mal nähern wir uns fast der magischen 1000er-Marke. Die erzählerischen Qualität schwankt jedoch erheblich.

Von Fabian Elsäßer |
    Autorin Natascha Wodin
    Natascha Wodin am 23.03.2017. Die Autorin ist mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet worden. (picture alliance/dpa/Foto: Jan Woitas)
    Platz 10
    Sabine Ebert: "Schwert und Krone. Meister der Täuschung"
    Die Schöpferin der "Hebammen-Saga" bleibt ihrer Lieblingsepoche treu und beschreibt den Machtkampf um den römisch-deutschen Kaiserthron im 12. Jahrhundert. Trotz zahlreicher fiktiver Figuren historisch genau, aber stilistisch ermüdend.
    Platz 9
    Elena Ferrante:"Die Geschichte eines neuen Namens"
    Teil zwei der Neapel-Tetralogie der geheimnisumwitterten Autorin. Die Lebensgeschichte zweier junger Italienerinnen aus ärmlichen Verhältnissen in den 60er-Jahren ist faszinierendes Soziogramm und Stadtporträt in einem. Die Schar der Rezensenten bleibt indes gespalten: für die einen ist es Weltliteratur, für die anderen zäh wie Klebstoff.
    Platz 8
    Natascha Wodin: "Sie kam aus Mariupol"
    Natascha Wodin erinnert an das Schicksal verschleppter sowjetischer Zwangsarbeiter – auch ihre Eltern zählten dazu – im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. Ihr wohl persönlichster Roman und völlig zu Recht mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
    Platz 7
    Zsuzsa Bank: "Schlafen werden wir später"
    Der Email-Roman mag eine Erfindung von Daniel Glattauer sein, aber Zsuzsa Bank führt ihn in ungeahnte literarische Höhen. Ihr eleganter bildreicher Stil mit zahlreichen Droste-Hülshoff-Referenzen bezaubert. Der Gedankenaustausch zweier am Leben verzagender Freundinnen hätte aber auch gerne 200 Seiten kürzer sein dürfen.
    Platz 6
    Hanya Yanagihara: "Ein wenig Leben"
    Eine trostlose Märtyrer-Geschichte, die den Leser unangenehm detailliert an der Peinigung eines jungen Mannes teilhaben lässt. Packend, verstörend, aber auch voyeuristisch und manipulativ.
    Platz 5
    Julian Barnes: "Der Lärm der Zeit"
    Barnes' Sprache donnert glücklicherweise längst nicht so wie der letzte Satz der fünften Symphonie von Dimitrij Schostakowitsch, dessen Leben der Autor hier beschreibt. Ein ebenso unaufgeregtes wie anregendes Buch und zugleich ein Beispiel für die aussterbende Kunst, sich kurz zu fassen. Nach gut 240 Seiten ist alles erzählt.
    Platz 4
    Martin Suter: "Elefant"
    Routiniert abgehandelte Sci-Fi-Abenteuergeschichte über die Jagd nach einem kleinen rosaroten Leucht-Elefanten. Einem lebenden, wohlgemerkt. Ach ja: Schuld daran ist Gentechnik in falschen Händen.
    Platz 3
    Elena Ferrante: "Meine geniale Freundin"
    Der erste Teil der Neapelsaga, deren vier Bände der Suhrkamp-Verlag jetzt mit Nachdruck auf den Markt bringt. Wie gesagt: für die einen Weltliteratur, für die anderen eher nicht.
    Platz 2
    Carlos Ruiz Zafon: "Das Labyrinth der Lichter"
    Spanien zur Franco-Zeit: Für eine junge Ermittlerin ist ein Buch aus einer Serie namens "Labyrinth der Lichter" die einzige Spur auf der Suche nach einem vermissten Politiker. Kurz gesagt. Für die ganze Geschichte braucht Spaniens größter Literaturexport seit de Cervantes geschlagene 944 Seiten.
    Platz 1
    Jussi Adler Olsen: Selfies
    Ein neuer Fall für das Dezernat Q der Kopenhagener Polizei unter Leitung des kauzigen Kommissars Morck. Ohne kauzige Kommissare geht es ja heute nicht mehr im Krimi. Ganz solide, aber stellenweise vorhersehbar.