Die Entdeckung, dass "Spiegel"-Mitarbeiter Claas Relotius Geschichten in großem Umfang gefälscht hat, hat intensive Diskussionen ausgelöst. Auf Twitter gab es unter dem Hashtag #relotius zunächst viel Anerkennung, dass das Wochenmagazin mit dem Skandal so offen umgeht.
Viele hinterfragten aber auch die Rahmenbedingungen, die zu dem Skandal geführt haben, zum Beispiel der FAZ-Redakteur Reinhard Bingener in einem über 1000mal gelikten Tweet:
Die Fälschungen durch Relotius seien "ein absoluter Ausnahmefall", sagte der Journalist Ariel Hauptmeier im Gespräch mit dem Dlf. Er ist Mitgründer des Reporter-Forums und beim Schweizer Digitalmagazin "Republik" als so genannter "Head of Storytelling" zuständig für große Erzählstücke.
"Nur möglich, wo keine anderen Leute dabei waren"
Betroffen sei eine sehr schmale journalistische Gattung, nämlich den Auslandsbericht, betonte Hauptmeier: "Diese Märchen, die Claas Relotius erzählt hat und die uns alle so erschüttert haben, waren nur möglich in Gegenden, wo keine anderen Leute dabei waren."
Hauptmeier war auch Mitglied der Jury, die am 3. Dezember den Reporterpreis an Relotius vergeben hat. Von ihm stammt die viel zitierte Pressemitteilung zur Preisverleihung, derzufolge Relotius' prämierter Text "nie offen lässt, auf welchen Quellen er basiert" - ein Zitat der Deutsche-Welle-Chefredakteurin Ines Pohl.
In Zukunft werde die Jury sich beim Reporter-Preis für Auslandskrisenreportagen die Telefonnummern der Protagonisten geben lassen, kündigte Hauptmeier an. Er warnte aber auch davor, gut geschriebene Texte unter Generalverdacht zu stellen.
Claas Relotius hat seine vier Reporterpreise inzwischen zurückgegeben, wie die Jury auf der Internetseite des Reporter-Forums und bei Twitter bekannt gab: