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Spieleforschung
Der Reiz des Wiederspielens

Das Wiederspielen von Computerspielen wird immer reizvoller. Nicht nur, weil heutige Spiele immer komplexer werden. Der wiederholte Blick aufs Alte fördere nicht nur neue Erfahrungen, sondern auch spielerische Kompetenz, sagte Spieleforscher Benjamin Strobel im Dlf.

Benjamin Strobel im Gespräch mit Raphael Smarzoch |
Junge mit einem Controller spielt Videospiele in seinem Kinderzimmer
Wieder und wieder - Spieler erlangen mehr Kompetenz durch das Wiederspielen (www.imago-images.de)
Spieleforscher Benjamin Strobel reizte das Wiederspielen von Games bisher wenig, das Ende eines Spiels war eine Grenze, die er bisher kaum überschritten hat. Die Story habe für ihn einen Bogen geschaffen, und damit sei die Sache auch erledigt gewesen. "Es war eine runde Sache, ich habe einen Anfang gehabt und ich habe ein Ende gesehen und damit war es zunächst für mich gegessen", erzählte der Spieleforscher im Dlf.
Vom Wert des Wiederspielens
Doch viele Spiele sind heutzutage so komplex, dass sie unterschiedliche Handlungsstränge aufweisen, die sich bei einem Spieldurchgang nicht erfassen lassen. Deshalb ist das Wiederspielen gängiger geworden. "Ein Buzzword in der Spielebranche ist der Wiederspielwert", so Strobel. Gemeint seien damit Eigenschaften eines Spiels, die dazu anregen sollen, das Spiel mehrmals zu spielen: unterschiedliche Wendungen, unterschiedliche Ausgänge oder Herausforderungen durch ein Highscore-System. Das habe ihn aber nicht gereizt. Aufgefallen sei dem Spieleforscher aber, dass man ganz andere Erfahrungen sammeln könne. Strobel spricht vom "Wert des Wiederspielens".
Wiedererlangen von Kontrolle
"Wie verändert sich unsere Wahrnehmung des Spiels und das Spielen durch die Wiederholung?" Extrembereiche könnten besser überwunden werden, wie Erfahrungen in einem Horrorspiel. "Beim ersten Mal war es sehr gruselig und beengend, und das Spiel hat mich in eine unterlegende Rolle gebracht." Die Wiederholung habe das Spiel entgruselt. Dem Wiedererlangen von Kontrolle beim Wiederspielen komme dabei eine Rolle zu. Man ginge mit ganz neuem Wissen in einen Spieledurchlauf und gewönne dadurch Kontrolle zurück, so der Forscher. Das sei bei Horror-Games so, aber auch bei sehr schwierigen Spielen. "Plötzlich kann man sich erleben als kompetent und selbstwirksam".
Das ganze Gespräch mit Spieleforscher Benjamin Strobel
Psychischer Druck
Beim Spielen gelte: Übung mache den Meister, so wie beim Lernen. "Wiederholen ist das mächtigste Instrument, uns etwas beizubringen und besser zu werden", erklärte Strobel. Beim Spielen sei es dasselbe: Beim zweiten Spieleversuch sei man besser als beim ersten Mal.
Die Wiederaufbereitung alter Spielklassiker wie zum Beispiel der sogenannten "Point&Click-Adventure", etwa Monkey Island, lädt auch zum Wiederspielen ein. Nostalgie spiele hier auch eine große Rolle, Stichwort Kindheitserinnerungen. Doch Wiederspielen kann auch als belastend empfunden werden, als zwanghafte Handlung, um alle Ecken eines Spiels auszukundschaften. Dafür gäbe es Anreize in Spielen, Sammelobjekte zum Beispiel, so Strobel. Das führe zum psychischen Druck. "Mit solchen Mechaniken und Designelementen wird auch gearbeitet, um Spielerinnen und Spieler etwas länger bei der Stange zu halten." Das könne zu Arbeit werden.