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Spielend die Schulnoten verbessern

Im Berliner Bezirk Neukölln üben Roma-Kinder in der "Sommerschule" zwei Wochen lang die deutsche Sprache. Für viele ist es auch ein Ferienspaß - mit basteln, schwimmen und Theater spielen. Regeln lernen gehört auch dazu.

Von Anja Nehls | 02.08.2013
    "Ich habe Post für alle Kinder, die heute Augen gewaschen haben."

    Und alle, die sich heute schon die Augen gewaschen haben, springen auf und wechseln die Plätze. Ob die zehnjährige Livia wirklich die Augen gemeint hat oder vielleicht doch die Hände oder die Haare oder sogar das Zähneputzen, wird nicht ganz klar. Aber sie hat Deutsch gesprochen und alle haben sie verstanden. Ein Lernerfolg und ein Erfolgserlebnis, beides ist Sozialarbeiterin Maria Söllner vom Verein Aspe wichtig.

    "Die Spiele, das sind Sprachförderspiele. Die Sommerschule ist eine Sommersprachschule, der Schwerpunkt liegt darauf, Entwicklung der Sprachfähigkeiten und besseren Start für das neue Schuljahr den Kindern mitzugeben. Aber auch ganz klar eine Stärkung der Persönlichkeit, dass man ihnen auch hier schöne Erlebnisse mitgibt. Die machen bestimmt nicht immer schöne Erfahrungen in der Schule."

    Für den Berliner Bezirk Neukölln betreibt Aspe mit Deutsch und Rumänisch sprechenden Betreuern die Sommerschule. Zweimal 15 Kinder lernen hier jeweils zwei Wochen während der Sommerferien. Fast alle Kinder stammen aus Roma-Familien, leben in einem großen Wohnkomplex gleich nebenan und gehen auf die ebenfalls benachbarte Hans-Fallada-Grundschule. Dort gibt es mit den mangelhaften Sprachkenntnissen der Kinder häufig Probleme.

    Über 800 Kinder aus Rumänien gibt an den Neuköllner Schulen. Der Bezirk hat das Projekt Sommerschule deshalb vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Die 11-jährige Sara ist begeistert dabei und hat inzwischen gut Deutsch gelernt:

    "Wir waren letzte Woche im Treptower Park und waren dort schwimmen in diesem Wasser. Und mir gefällt, dass wir jeden Tag Morgenkreis machen und wir lernen immer neue Wörter - Siebenschläfer."

    Neben neuen Wörtern werden auch soziale Fähigkeiten vermittelt. Ein Problem für die Sommerschule war zunächst, dass die Kinder der Gruppe häufig wechselten, manche regelmäßig und andere selten erschienen. Maria Söllner hat bei den 15 Mädchen und Jungen, die jetzt hier sind, aber deutliche Entwicklungsfortschritte gesehen:

    "Natürlich, je länger man mit den Kindern arbeitet und je klarer man Regeln vorgibt, umso schöner wird diese Gruppenkonstellation. Wenn man auf seine Prinzipien achtet und die Kinder schon nach drei bis vier Tagen merken, anders funktioniert es hier einfach nicht und dass sie das mitnehmen, dass es nur mit bestimmten Regeln hier klappt und dass sie das jetzt auch immer mehr schätzen lernen."

    Ursprünglich sollten vor allem etwas ältere Kinder teilnehmen, um ihnen den Wechsel nach der sechsten Klasse von der Grundschule in die Oberschule zu erleichtern. Nun sind doch viele Kinder jünger, Geschwisterkinder standen auf einmal mit vor der Tür. Für die Eltern ist die Betreuung in der Sommerschule kostenfrei und für viele Kinder ist die Sommerschule auch ein großer Ferienspaß:

    "Wir haben hier gebastelt und gespielt, am meisten gefällt mir schreiben. Und wir lesen und schneiden, spielen und wir machen ein Theater mit einem Fisch, der heißt Regenbogenfisch, und ein Seestern und ein Oktopus und ganz viel andere Fische."

    Das Theaterstück wird Ende der Woche natürlich aufgeführt. Am Montag fängt dann in Berlin bereits wieder die Schule an. Ein paar der vielen Roma-Kinder in der Hans-Fallada-Schule fällt der Unterricht dann vielleicht ein kleines bisschen leichter.