Es war erst das dritte Spiel dieser Fußball-Europameisterschaft, doch schon jetzt ist klar, dass der Zusammenbruch des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen dieses Turnier prägen wird.
In den Statistiken wird ein 1:0-Sieg Finnlands stehen, aber dieser sporthistorische Sieg des Turnierneulings verliert all seine Bedeutung durch die schlimmen Umstände seiner Entstehung.
Spieler mussten als Sichtschutz herhalten
Als Fernsehzuschauer war ich geschockt von den Bildern und habe noch einen Tag später Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Und das, obwohl ich zu Christian Eriksen zuvor keine emotionale Bindung hatte. Wie soll es da erst in seinen Mitspielern ausgesehen haben, die alles aus nächster Nähe erlebten? Die um ihren Mitspieler bangten und als menschlicher Sichtschutz herhalten mussten, um voyeuristische Nahaufnahmen von ihrem Teamkameraden zu verhindern. Wie konnte man ernsthaft von diesen Menschen verlangen, dass sie nach einer kurzen Pause direkt wieder Fußball spielen sollten?
Heute wird die Geschichte so erzählt, dass es vonseiten der UEFA "keinen Druck" gab, das Spiel wieder anzupfeifen. Es gab aber nach Aussage von Dänemarks Nationaltrainer eben auch nur zwei Optionen: Das Spiel fortzusetzen oder am Folgetag um 12 Uhr zu spielen.
Eine Wahl, die keine ist, denn geschlafen hat in der Nacht nach dem Spiel sicher kaum ein dänischer Spieler. Ob die Unterbrechung in so einer Situation also 30 Minuten oder 17 Stunden lang ist, ist egal. Beide Möglichkeiten sind barbarisch und lassen jegliche Empathie vermissen.
UEFA hätte es besser wissen müssen
Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel nannte die Optionen der UEFA gegenüber der "BBC" dann auch "lächerlich". Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dass die UEFA es besser hätte wissen müssen, denn zum Beispiel der Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund hat gezeigt, dass es schlicht unmenschlich ist, Menschen nach einer solchen Ausnahmesituation so kurzfristig wieder in einen sportlichen Wettkampf zu schicken.
Auch wenn der Spielplan einer EM eng getaktet ist, hier hätte die UEFA anders reagieren müssen. Es ist schlicht ein Skandal, dass der europäische Dachverband als Ausrichter die Entscheidung zur Fortführung des Spiels in die Hände der emotionalisierten Spieler gelegt hat, statt hier in den Regeln ein kategorisches Nein zu implementieren.
UEFA hat gesunden Menschenverstand verloren
Inmitten einer Pandemie hat die UEFA die Durchführung eines Turniers in elf Ländern vor Zuschauern erzwungen. Schon das zeigt, dass sie vom Geld getrieben jeglichen gesunden Menschenverstand verloren hat. Der Umgang mit einem um sein Leben kämpfenden Fußballer ist dann die endgültige Bankrotterklärung des europäischen Fußballverbandes und zeigt einmal mehr, dass den Fußballfunktionären der ethisch-moralische Kompass komplett verloren gegangen ist.