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Spielunterbrechungen im Fußball
DFB übt Selbstkritik

Eigentlich sollte sich die Sitzung des Bundestags-Sportausschusses generell um den Umgang mit Rechtsextremismus im Fußball drehen. Doch die Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes mussten viele konkrete Fragen zum aktuellen Umgang der Schiedsrichter mit Beleidigungen beantworten - und räumten Fehler ein.

Von Barbara Kostolnik |
Das Bild ist vom Besucherrang aus gemacht; man sieht unten die Teilnehmer an halbrunden Tischen und oben Zuschauer auf der Tribüne. Von der Decke hängt eine viereckige Digitaluhr herab.
03.04.2019, Berlin: Teilnehmer und Besucher im Sitzungssaal des Sportausschusses des Deutschen Bundestages im Paul-Löbe-Haus. (Christoph Soeder/dpa)
Der eindringlichste Appell kam von Thilo Danielsmeyer. Danielsmeyer leitet das Fan-Projekt Dortmund, man kann sagen, dass er ein fester Bestandteil der so genannten "gelben Wand" der Südtribüne ist: wo 25.000 Fans Borussia Dortmund nach vorne brüllen. Aber nicht alle Fans sind einfach nur Fans.
"Es gibt eine kleine, aber sehr gut organisierte rechtsextreme Szene, die den Fußball als Bühne nutzt, seit langen Jahren; gerade unsere Dortmunder Naziszene übt eine Strahlkraft aus, und da sind alle gefordert, dass sie nicht auf unsere jungen Fußballfans, die auf der Südtribüne stehen, dass da der Einfluss nicht zu stark wird", erklärt Thilo Danielsmeyer.
Auch Stephan Lorentz vom Bundesamt für Verfassungsschutz beschreibt die Anfälligkeit des Fußballs für rechtsextremes Gedankengut und sieht personelle Überschneidungen im Fanbereich. Rechtsextremisten nutzten Fußball als Propaganda-Plattform – je größer das mediale Interesse, desto mehr, wie Stephan Lorentz sagt:

"So wurde etwa im Vorfeld der WM 2018 in Russland ein T-Shirt vertrieben mit der Aufschrift "Russland 2018, diesmal kommen wir im Sommer". Hinter dem Vertrieb dieser T-Shirts standen durchaus auch Personen, die in der rechtsextremistischen Szene eine größere Rolle spielen."
Problemkind Amateur-Bereich
Die Anziehungskräfte zwischen Fußball-Fans und rechtsextremer Szene existieren – und der DFB bekämpft die Auswüchse, Rassismus und Diskriminierungen seit langem. Trotzdem äußerte der DFB-Vertreter für Fanbelange, Sebastian Schmidt, im Ausschuss teilweise Selbstkritik:
"Der DFB muss sich die Frage gefallen lassen, ob er als Verband und der Fußball insgesamt in der Vergangenheit immer alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um rassistischen und diskriminierenden Äußerungen unmissverständlich entgegengetreten und die Betroffenen zu schützen."
Die folgende Aufzählung der Aktions-Tage und Präventions-Veranstaltungen des DFB hört sich imposant an. Und tatsächlich sei die Zahl der diskriminierenden Vorgänge in den höheren Spielklassen seit den 90er Jahren zurückgegangen, sagt Schmidt – was auch an den verschärften Überwachungsmöglichkeiten in den Stadien liegt. Im Amateurbereich aber stellt der DFB fest: aufgrund Unwissenheit, falsch verstandener Loyalität und Angst würden viele Vorfälle nicht gemeldet werden.
"Die ehrenamtlichen Spielbeteiligten, das heißt Trainer/innen, Schiedsrichter/innen, Sportrichter/innen sind in Umgang und Beurteilung der Verfolgung und anschließend der Sanktionierung schlichtweg oft überfordert", so Schmidt.
"Drei-Stufen-Regelung" gegen Rassismus einsetzen
Überforderung hat der DFB im Übrigen auch bei seinen Elite-Schiedsrichtern erkannt: Die hatten am vergangenen Wochenende mehrere Bundesliga-Spiele unterbrochen, weil Fans den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp massiv beleidigt hatten. Grundlage für die Unterbrechung: die Drei-Stufen-Regelung von UEFA und DFB. Nur, erklärt die Diversity-Managerin des DFB, Claudia Krobitzsch:
"Diese Regelung ist für Rassismus- und Diskriminierungs-Fälle, die soll nicht für Beleidigungen eingesetzt werden. Das kam vielleicht falsch rüber, wir müssen das nachschärfen."
Die Schiedsrichter wurden bereits nachgeschult, man darf gespannt sein, ob in den nächsten Liga-Spielen bei Rassismus-Vorfällen, wie es in der Vergangenheit mehrere gab, das Spiel nun tatsächlich auch unterbrochen wird. Es wäre sicherlich ein schärferes Schwert als alle wohlgemeinten Appelle.