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Spielzeugmuseum Nürnberg
"Es gibt eindeutig rassistisches Spielzeug"

Schwarze Puppen, die per Federdruck tanzen oder deren weit aufgerissener Mund als Spardose dient. Zwei Spielzeuge aus dem Bestand des Nürnberger Spielzeugmuseums. "Es gibt nach wie vor Spielzeuge, die nagelneu und eindeutig rassistisch sind", sagte die Leiterin Karin Falkenberg im Dlf.

Karin Falkenberg im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
Spielzeug ist nicht immer so unschuldig wie es wirkt (Symbolbild)
Spielzeug ist nicht immer so unschuldig wie es wirkt (Symbolbild) (imago stock&people)
Eine schwarze Amerikanerin machte die Verantwortlichen des Spielzeugmuseums Nürnberg vor drei Jahren auf ein rassistisches Ausstellungsstück aufmerksam, von dem sie sich verletzt fühlte. Genau zu diesem Zeitpunkt hatte die Leiterin Karin Falkenberg bereits ein neues Konzept für das Haus entwickelt und begann nach der Kritik gemeinsam mit ihrem Team den Bestand genau zu analysieren. "Wir haben zehn Objekte ausfindig gemacht, die mittlerweile eindeutig rassistisch sind", so die Museumsleiterin.

Ein anderer Blick auf Objekte

Sie habe erst lernen müssen, die Objekte richtig zu analysieren. "Mir ging es so, dass ich anfangs Blicke auf diese Objekte geworfen habe und eher ein komisches Gefühl hatte und dachte, das ist jetzt nicht so freundlich dargestellt. Nach drei Jahren Recherche und Forschung ist klar: Es gibt eindeutig rassistisches Spielzeug." Ganz eindeutig rassistisch ist eine schwarze Spardose. "Der sogenannte Geldfresser. Die Spardose reißt ihren Mund regelrecht auf. Sie hat riesige Augen und wirkt sehr gierig."
Zwei Demonstrierende mit Mund-Nasen-Schutz halten ein Plakat mit der Aufschrift „Kein Veedel für Rassismus“ hoch.
Sagen & Meinen - Rassismus auch Rassismus nennen
Auch im Zusammenhang mit dem rechtsextremen Terroranschlag von Hanau haben viele Medien wieder von einem "fremdenfeindlichen" Hintergrund oder "ausländerfeindlichen" Motiven gesprochen. Doch diese Begriffe passen fast nie.
Das Spielzeug stammt noch aus der Kolonialzeit. Als die Sklaverei abgeschafft wurde, mussten die Gutsbesitzer ihre ehemaligen Sklaven bezahlen, was vielen nicht behagte. Dieses Objekt wie auch die andere, will man nun "kontextualisieren, erklären, warum das so ist", sagt Falkenberg.

Emotionale Herangehensweise

Und man will Haltung beziehen und sagen, warum das nicht fair ist. Damit wirklich alle Besucherinnen und Besucher verstehen, worum es geht, egal welche Sprache sie sprechen, egal sie alt sie sind, wird nicht nur mit Texten gearbeitet, sondern auch mit anderen Mitteln. "Wir arbeiten sowohl kognitiv, aber auch emotional mit schwarzen Künstlerinnen und Künstlern, die die Brisanz aus den Objekten herausnehmen und damit verträglicher machen."
Eine schwarze Blechspielzeugfigur, die man per Feder aufziehen kann, hat eine schwarze Malerin nun so dargestellt, dass sie der Figur die Feder in die Hand gibt und sie somit ermächtigt sich so verhalten wie sie will. "Ich kann bestimmen, wann ich mich bewege und für wen."
Die kritische Auseinandersetzung mit den vorhandenen Objekten im Spielzeugmuseum habe lange gedauert, räumt Falkenberg ein. "Eine neue Perspektive reinzubringen bedeutet viel politische und persönliche Vorarbeit."

Nagelneu und rassistisch

Jetzt sei man das Thema aber im ganzen Team angegangen und habe auch Hilfe von außen eingeholt. "Wir haben uns Beratung von der Initiative Schwarze in Deutschland geholt, wir gehen alle Texte durch, um sicher zu sein, wir wiederholen keine Rassismen mehr."
Außerdem will man Spielzeug von Herstellern zeigen, die dezidiert antirassistisch arbeiten. "Es gibt eine Bewegung, die man bei kritischen Herstellern feststellen kann." Aber, so Falkenberg. "Wir sind noch nicht über das Problem weg. Es gibt ein ganz tolles Bewusstsein, aber es gibt genauso nach wie vor Spielzeuge, die nagelneu und eindeutig rassistisch sind.