- Wo wurden die Ballons gesichtet und abgeschossen - und warum häufen sie sich?
- Aliens, Wetter oder Spionage: Welchen Zweck haben die Ballons?
- Warum eignet sich ein Ballon zur Spionage?
- Warum haben die Regierungen entschieden, die Ballons abzuschießen?
- Was bedeuten die Vorfälle für das Verhältnis zwischen den USA und China?
Wo wurden die Ballons gesichtet und abgeschossen - und warum häufen sie sich?
Seit Anfang Februar 2023 sind insgesamt vier Flugobjekte über Nordamerika gesichtet und im Auftrag der kanadischen und der USA-Regierung abgeschossen worden.
Am 4. Februar wurde ein weißer Ballon – so groß wie zwei bis drei Autobusse – vor der Küste von South Carolina zerstört. Er war Ende Januar in den US-Luftraum eingedrungen und überquerte dann große Teile der USA von Nordwesten nach Südosten. Auf seinem Weg habe er mehrere sensible Militäreinrichtungen überflogen.
Dann wurden drei weitere bisher unidentifizierte Flugkörper abgeschossen: einer am 10. Februar in der Nähe von Deadhorse, Alaska, der zweite Ballon am Tag darauf über dem kanadischen Yukon, der dritte über der Grenze zwischen den USA und Kanada über dem Huron-See. Diese drei Ballons waren sehr viel kleiner.
Der erste, Anfang Februar abgeschossene chinesische Ballon hat für Aufregung gesorgt. Seitdem schaue man ganz genau hin, sagte der Koordinator des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. „Wir sehen mehr, weil wir mehr suchen.“ Man habe die Radareinstellungen verfeinert und suche nun konkret nach kleineren Objekten, die sich langsamer bewegten – so wie eben Ballons.
Aliens, Wetter oder Spionage: Welchen Zweck haben die Ballons?
Bei dem ersten, größeren Ballon, der am 4. Februar abgeschossen wurde, handelt es sich um einen chinesischen Ballon. Das bestätigte die Regierung in Peking. Nur über den Zweck des Ballons herrscht Uneinigkeit: Das Luftschiff sei ein Spionageballon gewesen, warf die US-Regierung China vor. Es sei Teil einer ganzen Flotte solcher Ballons, mit der mehr als 40 Länder ausspioniert worden seien. Peking streitet das ab. Es habe sich um einen zivilen Wetterforschungsballon gehandelt, der vom Kurs abgekommen sei.
Die US-Marine hat Teile des chinesischen Ballons vom Meeresgrund an die Oberfläche gebracht: Der habe über „mehrere Antennen“ verfügt und sei vermutlich in der Lage gewesen, „Kommunikation zu sammeln und zu lokalisieren“, hieß es aus dem US-Außenministerium.
Die drei danach abgeschossenen Ballons seien dagegen sehr viel kleiner gewesen und nicht in der Lage, sich selbst zu manövrieren, so das US-Verteidigungsministerium. Sie seien vom Wind getrieben worden. „Obwohl wir keinen konkreten Grund zu der Annahme haben, dass sie irgendeine Art von Überwachung durchführten, können wir das nicht ausschließen“, sagte der Koordinator des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die drei ab dem 10. Februar abgeschossenen Flugobjekte müssten aber deutlich vom chinesischen Ballon unterschieden werden.
Die Trümmerteile der drei kleineren Ballons konnten wegen der ungünstigen Wetterlage in Alaska bisher noch nicht geborgen werden. Auch sind sie in abgelegenen Gegenden abgeschossen worden.
Es kann also noch weiter über den Sinn und Zweck gerätselt werden: Nur eine – vor allem in den sozialen Medien kursierende – These schloss das US-Verteidigungsministerium aus: Dass es sich um eine Invasion von Außerirdischen handele.
Warum eignet sich ein Ballon zur Spionage?
Ein Ballon wirkt ziemlich schwerfällig und daher als Spionagegerät für den Laien erst einmal nicht sonderlich geeignet. Doch ein solcher Ballon sei günstiger und leichter herzustellen als ein Satellit, sagt Florian Schimikowski, Historiker am deutschen Spionagemuseum in Berlin.
Außerdem seien Ballons „mobiler einsetzbar“. Denn während ein Satellit an die Erdumlaufbahn gebunden sei, lassen sich Ballons teilweise navigieren. Dadurch könne man gezielter Informationen über bestimmte Gebiete sammeln. Außerdem sei ein Ballon näher dran am Objekt. „Was Fotos und Funkverkehr betrifft, da ist ein Ballon in einigen Aspekten dem Satelliten noch überlegen“, sagt der Historiker.
Ob die Ballons leicht zu orten sind oder relativ erfolgreich als Spionagegeräte eingesetzt werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Schließlich wisse man nicht, wie viele solcher Objekte unentdeckt bleiben, so Schimikowski.
Warum haben die Regierungen entschieden, die Ballons abzuschießen?
Die drei kleinen Objekte seien aus reiner Vorsicht mit Raketen abgeschossen worden, hieß es von Seiten der US-Regierung. Sie seien sehr niedrig geflogen – viel niedriger als der chinesische Ballon – und hätten deswegen ein Risiko für den zivilen Luftverkehr dargestellt. Da nicht endgültig habe geklärt werden können, um was es sich bei den Flugobjekten gehandelt habe, habe man äußerste Vorsicht walten lassen.
Jetzt sei man darauf fokussiert, die Trümmer zu bergen, um herauszufinden, was es mit den Objekten auf sich habe, so der Koordinator des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Nur eines sei schon klar, beruhigte er: Die Flugkörper hätten keine Bedrohung für irgendeine Person oder die nationale Sicherheit dargestellt.
Was bedeuten die Vorfälle für das Verhältnis zwischen den USA und China?
Der Streit über die Ballons hat die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den beiden Großmächten USA und China weiter eingetrübt – und zu wechselseitigen Beschuldigungen geführt. China wies die Spionagevorwürfe zurück und nannte den Abschuss eine Überreaktion. Gleichzeitig warf Peking den USA vor, dass im vergangenen Jahr mehr als zehn amerikanische Höhenballons ohne Erlaubnis in den chinesischen Luftraum geflogen seien. Dies wiederum wies die US-Regierung vehement zurück.
Nachdem US-Außenminister Antony Blinken wegen der Vorfälle einen China-Besuch kurzfristig abgesagt hat, könnten sich beide Großmächte nun wieder um versöhnliche Gesten bemühen.
Der Abschuss des chinesischen Ballons sei eine klare Botschaft, die Verletzung der Souveränität der USA sei inakzeptabel, sagte US-Präsident Joe Biden zwar - und: Sollte irgendein Objekt die Sicherheit der Amerikaner bedrohen, werde er es auch künftig vom Himmel holen. Zugleich setzte Biden Richtung China aber auf Deeskalation. „Die USA wollen Wettbewerb mit China, keinen Konflikt. Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg.“
Quellen: lkn, AP, reuters, dpa, Washington Post, Deutschlandradio