Militärische Aufklärung
Ärger über defekte Spionagesatelliten der Bundeswehr

Zwei Spionage-Satelliten der Bundeswehr sind möglicherweise wegen eines technischen Defekts künftig nicht mehr einsetzbar. Das Militär sucht jetzt zusammen mit dem Hersteller nach einer Lösung.

30.06.2024
    Start eines der SARah-Satelliten Ende 2023. Man sieht am Himmel eine Spur der Trägerrakete.
    Start eines der SARah-Satelliten Ende 2023. (IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / Gene Blevins)
    Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der "Bild am Sonntag", bei zwei der insgesamt drei Satelliten des Systems "SARah" sei die Inbetriebnahme "aufgrund von technischen Einschränkungen" bislang nicht erfolgt. Das Ministerium unterrichtete auch die Obleute des Bundestages.

    Hahn (CSU): "Finanziell und für die Sicherheit ein Desaster"

    Der verteidigungspolitische Sprecher der Union, Hahn, sagte der Zeitung, dass beide Satelliten denselben Defekt hätten, sei bemerkenswert und scheine systematisch bedingt. Der Vorgang sei nicht nur finanziell ein Desaster, sondern auch für Deutschlands Sicherheit.
    Die finanziellen Folgen dürften allerdings nicht dem Steuerzahler zur Last fallen, sondern von der Herstellerfirma OHB beziehungsweise dessen Versicherung getragen werden. Vertraglich vereinbart wurde, dass die Bundeswehr nur bezahlen müsse, wenn das System so funktioniere, wie mit dem Hersteller vertraglich vereinbart.

    Zwei von drei Satelliten funktionieren nicht richtig

    Die Abkürzung SARah steht für "Synthetic Aperture Radar", dahinter verbirgt sich ein Radarverfahren, das militärische Aufklärung unabhängig von der Tageszeit und dem Wetter erlaubt. Die Übertragung der Satelliten an die Bodenstation soll gegenüber dem Vorgängersystem beschleunigt und vereinfacht werden.
    Das neue System besteht aus drei Satelliten. Zwei davon hat das Unternehmen OHB als Hauptauftragnehmer geliefert. Diese wurden im Dezember 2023 in die Erdumlaufbahn gebracht und machen nun Probleme. Ein dritter Satellit, der von Airbus Defense and Space hergestellt wurde, wird seit Oktober 2023 eingesetzt.

    Antennen machen offenbar Probleme

    Die Bundeswehr hatte nach dem Start der Satelliten in die Umlaufbahn von einem Meilenstein gesprochen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte nun, in den kommenden Wochen werde man zusammen mit OHB einen Plan entwickeln, falls die Funktionsfähigkeit der Satelliten nicht hergestellt werden könne. Die satellitengestützte Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr sei aber weiterhin sichergestellt.
    Ursache für die Panne könnte nach Angaben der "Bild am Sonntag" sein, dass sich die Antennen der beiden Satelliten nicht mehr ausfahren lassen.
    Diese Nachricht wurde am 30.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.