Anfang Januar 2004. In Weimar kommt die SPD-Bundestagsfraktion zu ihrer Neujahrsklausur zusammen. Und entwickelt eine Idee, die die deutsche Forschungslandschaft nachhaltig verändern wird.
"Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir auch unter den Bedingungen des Föderalismus möglich machen, dass wir Unis haben, die mit der gesamten Welt mithalten können."
... verkündet Olaf Scholz, der damalige SPD-Generalsekretär. Die Parteispitze tauft ihr Projekt Innovationsoffensive. Das Ziel: die Einrichtung von Elitehochschulen. Mit 1,9 Milliarden Euro Förderung, so die Idee, sollen sich einige ausgewählte deutsche Universitäten an die Weltspitze der Forschung vorarbeiten können. Christoph Matschie war seinerzeit Staatssekretär im SPD-geführten Bundesbildungsministerium:
"Aus meiner Sicht muss, wer in Zukunft erfolgreich sein will, beides tun, er muss viele breit ausbilden, und er muss auch Eliten bilden, und wir müssen uns stärker darauf konzentrieren, Elite zu fördern, internationale Spitzenleistung hervorzubringen und auch sichtbar zu machen."
1,9 Milliarden Euro für höchstens drei Elite-Universitäten - das Konzept, das die SPD-Spitze da im Januar 2004 vorstellte, war klar strukturiert. Und es war ein kluger politischer Schachzug. Schließlich besetzte die Partei damit ein Thema, bei dem bisher eher die politische Konkurrenz aus dem konservativen und liberalen Lager dominierte.
Doch es sollten noch eineinhalb Jahre vergehen, bis aus der ersten Idee ein echtes forschungspolitisches Programm wurde. Dazwischen lagen quälend lange Streitereien zwischen Bund und Ländern um Finanzierungsmodelle und politische Entscheidungshoheiten. Denn schließlich ist Bildungspolitik - und damit auch ein Großteil der Forschungspolitik - Ländersache. Nach langem Hin und Her wurde sie dann 2006 ins Leben gerufen:
Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen.
So kompliziert wie der Name war auch das gesamte Programm - ein typischer föderaler Kompromiss: Es blieb zwar bei der Summe von 1,9 Milliarden Euro, das Geld wurde jetzt aber für bis zu zehn Elite-Universitäten mit besonderen Zukunftskonzepten ausgeschrieben, außerdem für 30 Forschungs-Netzwerke, sogenannte Exzellenzcluster, und für 40 Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Damit war zumindest sichergestellt, dass die meisten Bundesländer etwas vom Geldregen abbekommen würden. Der Wettbewerb wurde in zwei Bewerbungsrunden und drei Kategorien ausgetragen, mit der Unterstützung hunderter ausländischer Gutachter, die wochenlang durch Deutschland reisten. Ein forschungspolitisches Mammutprojekt.
Die Ludwig-Maximilians-Universität in München, kurz LMU, war eine der ersten Hochschulen in Deutschland, die den begehrten Titel "Elite-Universität" ergatterte. Im Oktober 2006 überzeugte sie die Gutachter von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft gleich in mehrfacher Hinsicht: Sie konnte sich damals nicht nur mit einer Graduiertenschule und drei Exzellenzclustern durchsetzen, bewilligt wurde auch das Zukunftskonzept zur Förderung der Spitzenforschung - und so war die LMU neben der Technischen Universität München und der Technischen Hochschule Karlsruhe eine von zunächst nur drei Universitäten in Deutschland, die die Chance bekamen, sich mit millionenschwerer Förderung weiter zu entwickeln.
Mit knapp zwölf Millionen Euro pro Jahr wird die LMU seither und noch bis Ende 2010 gefördert, dazu kommen jedes Jahr noch eine Million Euro für die Graduiertenschule und je sechseinhalb Millionen Euro für die Cluster, also die Netzwerke. Viel Geld, das die Forschungsarbeit der Professoren der LMU schon heute massiv verändert hat. Der Physik-Professor Dietrich Habs ist Leiter des Exzellenzclusters "Munich-Centre for Advanced Photonics", das sich mit Laser-Technologie beschäftigt. Durch die Förderung ist es ihm und seinen Kollegen gelungen, in München einen neuen Forschungszweig für Röntgen-Technologie zu etablieren:
"Wir entwickeln neuartige Laser, sehr intensive Laser, sehr kurze Puls-Laser, und mit diesen Lasern gehen wir in alle anderen Bereiche der Wissenschaft bis hin zur Medizin und haben vor, mit neuer Technologie auch in Zusammenarbeit mit der Industrie, zum Beispiel mit Siemens, ganz wesentliche Neuerungen in die Wissenschaft einzubringen."
Mit der neuen Technologie wollen die Münchner Wissenschaftler erreichen, dass Röntgen-Aufnahmen präziser werden und es Ärzten so möglich sein wird, Krankheiten schon früher zu erkennen. Bislang ist die Technologie noch nicht einsetzbar, da eine solche Apparatur zu viel Platz in Anspruch nehmen könnte. An vielen Orten der Welt wird zurzeit an einem Verfahren geforscht, die Geräte zu verkleinern - so auch in München. Würde das gelingen, könnten sie die Arbeit von Ärzten revolutionieren. Mit der neuen Technologie soll es möglich werden, Krebserkrankungen besser zu heilen, sagt Dietrich Habs:
"In der Mammographie hätten wir das Ziel, Tumore sehr viel früher zu erkennen, wenn die unter einem Millimeter groß sind, während heute Tumore erst bei fünf Millimetern erkannt werden, wo 50 Prozent eine Metastase dann kriegen, während wenn Sie das bei so viel kleineren Durchmessern entdecken, dann haben Sie einen Faktor 20 weniger Metastasen, Sie schneiden diesen Zwergen-Tumor raus, und Sie können den Krebs vergessen, und wenn das gelänge, wäre der Krebs keine Volkskrankheit mehr."
Doch bis es soweit ist, können noch Jahre vergehen. Bislang sind die Forscher davon noch weit entfernt. Durch die Exzellenzinitiative ist es den Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität aber gelungen, die vorhandenen Ressourcen besser zu bündeln. Die Aussicht auf die enorme Finanzspritze von Bund und Ländern habe schon Bewegung in die Hochschullandschaft gebracht, sagt Dietrich Habs. So sei es den Physikern nicht nur gelungen, einen der führenden Laser-Wissenschaftler aus Japan zu gewinnen, sondern auch neue Forschungsverbünde mit Medizinern oder Biologen einzugehen. Dietrich Habs:
"In dem Sinne muss man einfach sehen, dass das Wort Exzellenz hier ungeheuer gut war, in verschiedene andere Wissenschaftsbereiche hinein Brücken zu bauen, die sonst nie zustande gekommen wären. ( ... ) Wir sind plötzlich ein Team, und diese Teambildung, die wäre ohne diesen einzigen Begriff Exzellenzcluster bei uns hier nie zustande gekommen."
Große Zufriedenheit also bei den Forschern - und auch bei den Forschungsorganisationen sind sich alle Experten einig: Die Exzellenzinitiative ist ein Erfolg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, und der Wissenschaftsrat, die den Wettbewerb gemeinsam durchgeführt haben, erarbeiten morgen in einer gemeinsamen Sitzung einen ersten Zwischenbericht. Dass er positiv ausfallen wird, ist kein Geheimnis. Matthias Kleiner, Präsident der DFG:
"Man kann natürlich noch nichts sagen zu den wissenschaftlichen Ergebnissen aus Graduiertenschulen und Zukunftsclustern und wie erfolgreich die Universitäten, die in der dritten Förderlinie ihre Zukunftskonzepte umsetzen können, wie erfolgreich diese sein werden. Aber ich glaube: Wenn man auf diese zwei Jahre zurückschaut, muss man wirklich sagen: Es hat noch keine Maßnahme, keine Initiative in der deutschen Wissenschaft gegeben, die derart umfangreich eine Dynamik reingebracht hat. Und das gilt sowohl für die Erfolgreichen wie auch für die weniger oder nicht Erfolgreichen."
Denn auch die Universitäten, die in den beiden Wettbewerbsrunden der vergangenen Jahre nicht das begehrte Elite-Siegel erringen konnten, entwickeln sich weiter.
"Wenn ich mal nach Bochum schaue, die mit ihrem Zukunftskonzept nicht erfolgreich waren, die setzen alles eins zu eins jetzt um. Etwas langsamer, aber mit Finanzierung des Landes genauso intensiv. Und ich glaube, das werden Sie an allen Universitäten, allen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen hören: Dies ist wirklich ein Ruck, der durch das System gegangen ist. Und deswegen sind wir fest davon überzeugt, dass die Exzellenzinitiative fortgesetzt werden muss - das darf nicht nach fünf Jahren stehen bleiben."
Eine klare Auforderung also an die Politik. Und eine Aufforderung, bei der sich Matthias Kleiner auch durch die Reaktionen aus dem Ausland unterstützt fühlt.
"Ich glaube, dass kaum eine andere Initiative in den vergangenen Jahrzehnten so deutlich wahrgenommen wird wie die Exzellenzinitiative. Ich war vor einigen Tagen in Konstanz zur akademischen Jahresfeier, und dort hat der Rektor (...) noch einmal deutlich gesagt, dass, wenn er ins Ausland nun reist als in der dritten Förderlinie erfolgreich Hochschule, wird Konstanz so wahrgenommen wie selten zuvor. Studenten erkundigen sich, aus den USA, aus China, aus Indien, wie sie denn nun speziell in Konstanz studieren können. Also ich glaube tatsächlich im Inland wie im Ausland gibt es eine herausgehobene Wahrnehmung der Qualitäten des deutschen Wissenschaftssystems, die mit der Exzellenzinitiative dargestellt worden sind, aber auch die Mängel. Und wir haben uns ja aufgemacht, diese Mängel zu beheben. "
Von echter Vergleichbarkeit mit der Situation der Elite-Universitäten etwa in den USA sind die deutschen Spitzenhochschulen allerdings noch weit - wenn nicht sogar sehr weit entfernt. Denn sie werden zwar fünf Jahre lang mit Summen zwischen 60 und 70 Millionen Euro gefördert, und das klingt auf den ersten Blick auch nach richtig viel Geld. Im Vergleich zu den renommierten Hochschulen in den USA ist das aber in Wirklichkeit verschwindend wenig, wenn man sich etwa den Harvard-Jahresetat von deutlich über zwei Milliarden Euro anschaut. Das ist mehr als alle deutschen Elite-Projekte in fünf Jahren erhalten.
Allerdings: Die deutschen Elite-Unis sind ja auch noch längst nicht am Ziel angekommen, die Veränderungen haben gerade erst begonnen. Um diesen Prozess zu meistern, hat die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, kurz RWTH, einen so genannten Change Manager eingestellt. Guiseppe Strina achtet darauf, dass alle Beteiligten der Hochschule an einem Strang ziehen. Er organisiert Workshops, in denen Mitglieder der Uni über den aktuellen Stand der Entwicklung berichten und auch formulieren können, wo sie unzufrieden sind.
"Veränderungs-Beratung, Coaching hat auch viel damit zu tun, dass man die Akteure in einer Organisation für bestimmte Themen sensibilisiert. Die sind häufig zu sehr in ihren Themen gefangen, auch in ihren Rollen, die teilweise Abteilungen untereinander haben (...), die erkennen die teilweise gar nicht, und dann kommt jemand von außen und sagt, guck mal, ihr verhaltet euch so und so, wolltest du nicht mal ein Gespräch, und dann sagen wir komm, versuchen wir es doch mal."
Giuseppe Strina ist mit den Aachener Verhältnissen bestens vertraut. An der RWTH hat er Elektrotechnik studiert, später dort auch promoviert und habilitiert. Noch heute ist er als Privatdozent am Zentrum für Lern- und Wissensmanagement tätig. Im Hauptberuf arbeitet Giuseppe Strina aber als Berater für Firmen, die vor einer Umwälzung stehen. Im Fall der RWTH Aachen ist es sein Ziel, dass sich die Hochschule bis 2020 als echte Elite-Uni präsentieren kann.
"Das bedeutet eben auch, dass man an Stellen aufpassen muss, wie man diesen Umstellungsprozess begleitet und unterstützt. Neben den Inhalten auch diese organisatorischen Fragen: Wer fühlt sich als Verlierer, wie stark sind die Gewinner, wie kann man Kommunikationsprozesse steuern. Denn viele Organisationsprozesse scheitern genau an diesem Punkt, dass man diese Veränderungs-Randbedingungen, dass man die zu spät erkennt."
Unterstützt wird Giuseppe Strina dabei von drei weiteren Mitarbeitern. Das Projektteam hat mehrere Wege beschritten, mit denen die RWTH eine der Spitzen-Unis in Deutschland werden soll. Eine Säule bildet die Stärkung des wissenschaftlichen Profils der Hochschule, etwa in Form einer stärkeren Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich. Außerdem will die Hochschule neue Management-Strukturen einführen. Ziel ist es, einen neuen Strategierat einzuführen - der die Entscheidungs- und Machtverhältnisse auf den Kopf stellt. Olaf Gockel ist Leiter des Projektteams. Und er weiß, dass er mit dem Strategierat in der traditionsbewussten Hochschullandschaft nicht unbedingt nur auf Gegenliebe stoßen wird.
"Das ist ein Gremium, was sich aus Professoren der Hochschule zusammensetzt, die ein hohes wissenschaftliches Standing haben. Und dieser Strategierat ist angesiedelt zwischen dem Rektorat und den Fakultäten. Der soll beratend tätig sein in strategischen Fragen und auch zwischen den Strategien des Rektorats und der Fakultäten, die ja auch mal unterschiedlich sein können, vermittelnd tätig sein."
Es gibt also viel zu tun an der RWTH Aachen - und der Weg zur Elite-Uni ist noch weit. Klar ist nur: Bislang werden vor allem die Forschungsaktivitäten der Unis gestärkt. Bei den Studierenden kommt dagegen von der millionenschweren Förderung nur wenig an. So ist es auch kein Wunder, dass sich viele Studenten der Elite-Unis bislang nur sehr verhalten über die Entwicklung äußern. So wie Bastian Hellmeier, angehender Wirtschaftsingenieur an der RWTH:
"Man sieht das eher mit einem lustigen Auge. Ich würde jetzt nicht sagen, ich bin auf einer Elite-Uni, das ist für mich schon noch so etwas wie Harvard oder Yale, man weiß, dass es eine der besseren Unis ist in Deutschland, aber nicht zu vergleichen mit einem Status wie die amerikanischen Top-Unis."
Auf amerikanischem Top-Universitäts-Niveau fühlt sich auch Sebastian Ehricht nicht. Doch der 23-jährige Student findet schon, dass sich die Ernennung einer Universität zur Elite-Hochschule positiv für die Studierenden auswirken sollte. Insofern ist er mit seiner Hochschule, der Universität Göttingen, sehr zufrieden. Die wurde im Exzellenzwettbewerb ebenfalls zur Elite-Uni ernannt.
"Zunächst einmal legen wir in der Universität großen Wert darauf, Verbesserungen in Studium und Lehre anzustreben. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst der Hochschulleitung, die in dieser Hinsicht umgedacht hat. Nachdem in den letzten Jahren der Fokus sehr stark auf dem Bereich Forschung und dem Bereich Exzellenzinitiative lag, hat man jetzt erkannt, dass in der Lehre nach der Bachelor-Master-Umstellung starker Bedarf besteht, Verbesserungen in der Qualität der Lehre zu erreichen. "
Als Mitarbeiter im AStA, also der Studentenvertretung, setzt sich Sebastian Ehricht dafür ein, dass im Siegestaumel der Exzellenzinitiative die Belange der Studierenden nicht aus dem Blick geraten. Bei der Hochschulleitung stieß er damit auf offene Ohren. Wolfgang Lücke ist Prorektor an der Göttinger Georg-August-Universität.
"Wir haben natürlich hier von Seiten der Universität auch festgestellt, dass wir der Forschung jetzt und der Exzellenz in der Forschung unbedingt auch eine Entsprechung im Bereich der Lehre entgegensetzen müssen in Anführungszeichen - eine Universität steht nun mal auf den Beinen Forschung und Lehre."
Damit, sagt Studentenvertreter Sebastian Ehricht, sei es gelungen, die studentische Identifikation mit der Hochschule - und damit auch mit dem gewonnenen Elite-Status - zu verändern.
"Es gibt durchaus zahlreiche Studis, die sich sehr über dieses Label freuen. Auch wenn vielleicht nicht alle so ganz genau wissen, was dahinter steckt. Aber ich glaube, das war schon immer zumindest kein Nachteil von Göttingen, dass man in einer Universitätsstadt, wo sich halt die ganze Stadt um die Universität dreht, man sich halt auch sehr stark mit seiner Uni identifiziert."
Und diese Identifikation soll jetzt noch besser werden. Mit einer Qualitätsoffensive für Lehre und Betreuung der Studierenden will die Hochschule den Schwung aus dem Elite-Wettbewerb möglichst weit in den Hochschul-Alltag hineintragen. Und genau so hatte sie es in ihrem Bewerbungsantrag für die Exzellenzinitiative auch beschrieben: Vom "Göttingen spirit" war da die Rede, von dem Gefühl, gemeinsam Großes zu leisten. Prorektor Wolfgang Lücke:
"Ich glaube, es muss aus dem Verständnis unserer Universität heraus auch so eine Art Göttingen-spirit innerhalb der Studierendenschaft entstehen. Dass man sich wirklich auch mit seiner Universität - mit seiner Universität im besten Sinne des Wortes - verbunden fühlt. Und wenn wir ein solches Element in Zukunft hineinbekämen - wenn man wirklich sagt: Ich fühle mich wohl an dieser Universität, weil sie in gewisser Weise (...) so ein bisschen auch meine Heimat geworden ist - und das ist sie, das kann sie ja durchaus sein für eine bestimmte Zeit im Leben - dann wäre das schon sehr schön, wenn wir das irgendwo realisieren könnten."
Solche Beispiele sind es, die auch DFG-Präsident Matthias Kleiner zitiert, wenn er gegenüber den politischen Entscheidungsträgern für eine Fortsetzung der Exzellenzinitiative und für eine Aufstockung der Forschungsfördermittel wirbt.
"Ich glaube, dass es einen großen Konsens darüber gibt, dass die Exzellenzinitiative fortgesetzt, aber auch weiter entwickelt werden muss. Über die Fragen der Weiterentwicklung wird man noch diskutieren müssen. Basis wird auch sein der Bericht, den wir - die DFG und der Wissenschaftsrat - an die (...) gemeinsame Wissenschaftskonferenz, die GWK, geben werden."
Ab morgen wird dieser Bericht beraten, Ende November wird er dann den Forschungspolitikern überreicht. Matthias Kleiner ist überzeugt davon, bei den Wissenschaftsministern in Bund und Ländern viele Verbündete zu haben.
"Wir sind ganz froh darüber, dass der Bildungsgipfel in der vergangenen Woche ausdrücklich in seinem Schlussdokument hervorhebt: Bund und Länder vereinbaren die Fortsetzung der Exzellenzinitiative nach Evaluation. Das scheint mir selbstverständlich zu sein. In dieser ersten Phase der Evaluation befinden wir uns ja gerade. Mit diesem Bericht an die GWK werden wir ein Stückchen dazu beitragen. Da bin ich ganz optimistisch. Und ehrlicherweise: Es ist aus meiner Sicht gar nicht denkbar, dass nach fünf Jahren die Exzellenzinitiative zum Schluss kommen soll."
"Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir auch unter den Bedingungen des Föderalismus möglich machen, dass wir Unis haben, die mit der gesamten Welt mithalten können."
... verkündet Olaf Scholz, der damalige SPD-Generalsekretär. Die Parteispitze tauft ihr Projekt Innovationsoffensive. Das Ziel: die Einrichtung von Elitehochschulen. Mit 1,9 Milliarden Euro Förderung, so die Idee, sollen sich einige ausgewählte deutsche Universitäten an die Weltspitze der Forschung vorarbeiten können. Christoph Matschie war seinerzeit Staatssekretär im SPD-geführten Bundesbildungsministerium:
"Aus meiner Sicht muss, wer in Zukunft erfolgreich sein will, beides tun, er muss viele breit ausbilden, und er muss auch Eliten bilden, und wir müssen uns stärker darauf konzentrieren, Elite zu fördern, internationale Spitzenleistung hervorzubringen und auch sichtbar zu machen."
1,9 Milliarden Euro für höchstens drei Elite-Universitäten - das Konzept, das die SPD-Spitze da im Januar 2004 vorstellte, war klar strukturiert. Und es war ein kluger politischer Schachzug. Schließlich besetzte die Partei damit ein Thema, bei dem bisher eher die politische Konkurrenz aus dem konservativen und liberalen Lager dominierte.
Doch es sollten noch eineinhalb Jahre vergehen, bis aus der ersten Idee ein echtes forschungspolitisches Programm wurde. Dazwischen lagen quälend lange Streitereien zwischen Bund und Ländern um Finanzierungsmodelle und politische Entscheidungshoheiten. Denn schließlich ist Bildungspolitik - und damit auch ein Großteil der Forschungspolitik - Ländersache. Nach langem Hin und Her wurde sie dann 2006 ins Leben gerufen:
Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen.
So kompliziert wie der Name war auch das gesamte Programm - ein typischer föderaler Kompromiss: Es blieb zwar bei der Summe von 1,9 Milliarden Euro, das Geld wurde jetzt aber für bis zu zehn Elite-Universitäten mit besonderen Zukunftskonzepten ausgeschrieben, außerdem für 30 Forschungs-Netzwerke, sogenannte Exzellenzcluster, und für 40 Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Damit war zumindest sichergestellt, dass die meisten Bundesländer etwas vom Geldregen abbekommen würden. Der Wettbewerb wurde in zwei Bewerbungsrunden und drei Kategorien ausgetragen, mit der Unterstützung hunderter ausländischer Gutachter, die wochenlang durch Deutschland reisten. Ein forschungspolitisches Mammutprojekt.
Die Ludwig-Maximilians-Universität in München, kurz LMU, war eine der ersten Hochschulen in Deutschland, die den begehrten Titel "Elite-Universität" ergatterte. Im Oktober 2006 überzeugte sie die Gutachter von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft gleich in mehrfacher Hinsicht: Sie konnte sich damals nicht nur mit einer Graduiertenschule und drei Exzellenzclustern durchsetzen, bewilligt wurde auch das Zukunftskonzept zur Förderung der Spitzenforschung - und so war die LMU neben der Technischen Universität München und der Technischen Hochschule Karlsruhe eine von zunächst nur drei Universitäten in Deutschland, die die Chance bekamen, sich mit millionenschwerer Förderung weiter zu entwickeln.
Mit knapp zwölf Millionen Euro pro Jahr wird die LMU seither und noch bis Ende 2010 gefördert, dazu kommen jedes Jahr noch eine Million Euro für die Graduiertenschule und je sechseinhalb Millionen Euro für die Cluster, also die Netzwerke. Viel Geld, das die Forschungsarbeit der Professoren der LMU schon heute massiv verändert hat. Der Physik-Professor Dietrich Habs ist Leiter des Exzellenzclusters "Munich-Centre for Advanced Photonics", das sich mit Laser-Technologie beschäftigt. Durch die Förderung ist es ihm und seinen Kollegen gelungen, in München einen neuen Forschungszweig für Röntgen-Technologie zu etablieren:
"Wir entwickeln neuartige Laser, sehr intensive Laser, sehr kurze Puls-Laser, und mit diesen Lasern gehen wir in alle anderen Bereiche der Wissenschaft bis hin zur Medizin und haben vor, mit neuer Technologie auch in Zusammenarbeit mit der Industrie, zum Beispiel mit Siemens, ganz wesentliche Neuerungen in die Wissenschaft einzubringen."
Mit der neuen Technologie wollen die Münchner Wissenschaftler erreichen, dass Röntgen-Aufnahmen präziser werden und es Ärzten so möglich sein wird, Krankheiten schon früher zu erkennen. Bislang ist die Technologie noch nicht einsetzbar, da eine solche Apparatur zu viel Platz in Anspruch nehmen könnte. An vielen Orten der Welt wird zurzeit an einem Verfahren geforscht, die Geräte zu verkleinern - so auch in München. Würde das gelingen, könnten sie die Arbeit von Ärzten revolutionieren. Mit der neuen Technologie soll es möglich werden, Krebserkrankungen besser zu heilen, sagt Dietrich Habs:
"In der Mammographie hätten wir das Ziel, Tumore sehr viel früher zu erkennen, wenn die unter einem Millimeter groß sind, während heute Tumore erst bei fünf Millimetern erkannt werden, wo 50 Prozent eine Metastase dann kriegen, während wenn Sie das bei so viel kleineren Durchmessern entdecken, dann haben Sie einen Faktor 20 weniger Metastasen, Sie schneiden diesen Zwergen-Tumor raus, und Sie können den Krebs vergessen, und wenn das gelänge, wäre der Krebs keine Volkskrankheit mehr."
Doch bis es soweit ist, können noch Jahre vergehen. Bislang sind die Forscher davon noch weit entfernt. Durch die Exzellenzinitiative ist es den Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität aber gelungen, die vorhandenen Ressourcen besser zu bündeln. Die Aussicht auf die enorme Finanzspritze von Bund und Ländern habe schon Bewegung in die Hochschullandschaft gebracht, sagt Dietrich Habs. So sei es den Physikern nicht nur gelungen, einen der führenden Laser-Wissenschaftler aus Japan zu gewinnen, sondern auch neue Forschungsverbünde mit Medizinern oder Biologen einzugehen. Dietrich Habs:
"In dem Sinne muss man einfach sehen, dass das Wort Exzellenz hier ungeheuer gut war, in verschiedene andere Wissenschaftsbereiche hinein Brücken zu bauen, die sonst nie zustande gekommen wären. ( ... ) Wir sind plötzlich ein Team, und diese Teambildung, die wäre ohne diesen einzigen Begriff Exzellenzcluster bei uns hier nie zustande gekommen."
Große Zufriedenheit also bei den Forschern - und auch bei den Forschungsorganisationen sind sich alle Experten einig: Die Exzellenzinitiative ist ein Erfolg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, und der Wissenschaftsrat, die den Wettbewerb gemeinsam durchgeführt haben, erarbeiten morgen in einer gemeinsamen Sitzung einen ersten Zwischenbericht. Dass er positiv ausfallen wird, ist kein Geheimnis. Matthias Kleiner, Präsident der DFG:
"Man kann natürlich noch nichts sagen zu den wissenschaftlichen Ergebnissen aus Graduiertenschulen und Zukunftsclustern und wie erfolgreich die Universitäten, die in der dritten Förderlinie ihre Zukunftskonzepte umsetzen können, wie erfolgreich diese sein werden. Aber ich glaube: Wenn man auf diese zwei Jahre zurückschaut, muss man wirklich sagen: Es hat noch keine Maßnahme, keine Initiative in der deutschen Wissenschaft gegeben, die derart umfangreich eine Dynamik reingebracht hat. Und das gilt sowohl für die Erfolgreichen wie auch für die weniger oder nicht Erfolgreichen."
Denn auch die Universitäten, die in den beiden Wettbewerbsrunden der vergangenen Jahre nicht das begehrte Elite-Siegel erringen konnten, entwickeln sich weiter.
"Wenn ich mal nach Bochum schaue, die mit ihrem Zukunftskonzept nicht erfolgreich waren, die setzen alles eins zu eins jetzt um. Etwas langsamer, aber mit Finanzierung des Landes genauso intensiv. Und ich glaube, das werden Sie an allen Universitäten, allen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen hören: Dies ist wirklich ein Ruck, der durch das System gegangen ist. Und deswegen sind wir fest davon überzeugt, dass die Exzellenzinitiative fortgesetzt werden muss - das darf nicht nach fünf Jahren stehen bleiben."
Eine klare Auforderung also an die Politik. Und eine Aufforderung, bei der sich Matthias Kleiner auch durch die Reaktionen aus dem Ausland unterstützt fühlt.
"Ich glaube, dass kaum eine andere Initiative in den vergangenen Jahrzehnten so deutlich wahrgenommen wird wie die Exzellenzinitiative. Ich war vor einigen Tagen in Konstanz zur akademischen Jahresfeier, und dort hat der Rektor (...) noch einmal deutlich gesagt, dass, wenn er ins Ausland nun reist als in der dritten Förderlinie erfolgreich Hochschule, wird Konstanz so wahrgenommen wie selten zuvor. Studenten erkundigen sich, aus den USA, aus China, aus Indien, wie sie denn nun speziell in Konstanz studieren können. Also ich glaube tatsächlich im Inland wie im Ausland gibt es eine herausgehobene Wahrnehmung der Qualitäten des deutschen Wissenschaftssystems, die mit der Exzellenzinitiative dargestellt worden sind, aber auch die Mängel. Und wir haben uns ja aufgemacht, diese Mängel zu beheben. "
Von echter Vergleichbarkeit mit der Situation der Elite-Universitäten etwa in den USA sind die deutschen Spitzenhochschulen allerdings noch weit - wenn nicht sogar sehr weit entfernt. Denn sie werden zwar fünf Jahre lang mit Summen zwischen 60 und 70 Millionen Euro gefördert, und das klingt auf den ersten Blick auch nach richtig viel Geld. Im Vergleich zu den renommierten Hochschulen in den USA ist das aber in Wirklichkeit verschwindend wenig, wenn man sich etwa den Harvard-Jahresetat von deutlich über zwei Milliarden Euro anschaut. Das ist mehr als alle deutschen Elite-Projekte in fünf Jahren erhalten.
Allerdings: Die deutschen Elite-Unis sind ja auch noch längst nicht am Ziel angekommen, die Veränderungen haben gerade erst begonnen. Um diesen Prozess zu meistern, hat die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, kurz RWTH, einen so genannten Change Manager eingestellt. Guiseppe Strina achtet darauf, dass alle Beteiligten der Hochschule an einem Strang ziehen. Er organisiert Workshops, in denen Mitglieder der Uni über den aktuellen Stand der Entwicklung berichten und auch formulieren können, wo sie unzufrieden sind.
"Veränderungs-Beratung, Coaching hat auch viel damit zu tun, dass man die Akteure in einer Organisation für bestimmte Themen sensibilisiert. Die sind häufig zu sehr in ihren Themen gefangen, auch in ihren Rollen, die teilweise Abteilungen untereinander haben (...), die erkennen die teilweise gar nicht, und dann kommt jemand von außen und sagt, guck mal, ihr verhaltet euch so und so, wolltest du nicht mal ein Gespräch, und dann sagen wir komm, versuchen wir es doch mal."
Giuseppe Strina ist mit den Aachener Verhältnissen bestens vertraut. An der RWTH hat er Elektrotechnik studiert, später dort auch promoviert und habilitiert. Noch heute ist er als Privatdozent am Zentrum für Lern- und Wissensmanagement tätig. Im Hauptberuf arbeitet Giuseppe Strina aber als Berater für Firmen, die vor einer Umwälzung stehen. Im Fall der RWTH Aachen ist es sein Ziel, dass sich die Hochschule bis 2020 als echte Elite-Uni präsentieren kann.
"Das bedeutet eben auch, dass man an Stellen aufpassen muss, wie man diesen Umstellungsprozess begleitet und unterstützt. Neben den Inhalten auch diese organisatorischen Fragen: Wer fühlt sich als Verlierer, wie stark sind die Gewinner, wie kann man Kommunikationsprozesse steuern. Denn viele Organisationsprozesse scheitern genau an diesem Punkt, dass man diese Veränderungs-Randbedingungen, dass man die zu spät erkennt."
Unterstützt wird Giuseppe Strina dabei von drei weiteren Mitarbeitern. Das Projektteam hat mehrere Wege beschritten, mit denen die RWTH eine der Spitzen-Unis in Deutschland werden soll. Eine Säule bildet die Stärkung des wissenschaftlichen Profils der Hochschule, etwa in Form einer stärkeren Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich. Außerdem will die Hochschule neue Management-Strukturen einführen. Ziel ist es, einen neuen Strategierat einzuführen - der die Entscheidungs- und Machtverhältnisse auf den Kopf stellt. Olaf Gockel ist Leiter des Projektteams. Und er weiß, dass er mit dem Strategierat in der traditionsbewussten Hochschullandschaft nicht unbedingt nur auf Gegenliebe stoßen wird.
"Das ist ein Gremium, was sich aus Professoren der Hochschule zusammensetzt, die ein hohes wissenschaftliches Standing haben. Und dieser Strategierat ist angesiedelt zwischen dem Rektorat und den Fakultäten. Der soll beratend tätig sein in strategischen Fragen und auch zwischen den Strategien des Rektorats und der Fakultäten, die ja auch mal unterschiedlich sein können, vermittelnd tätig sein."
Es gibt also viel zu tun an der RWTH Aachen - und der Weg zur Elite-Uni ist noch weit. Klar ist nur: Bislang werden vor allem die Forschungsaktivitäten der Unis gestärkt. Bei den Studierenden kommt dagegen von der millionenschweren Förderung nur wenig an. So ist es auch kein Wunder, dass sich viele Studenten der Elite-Unis bislang nur sehr verhalten über die Entwicklung äußern. So wie Bastian Hellmeier, angehender Wirtschaftsingenieur an der RWTH:
"Man sieht das eher mit einem lustigen Auge. Ich würde jetzt nicht sagen, ich bin auf einer Elite-Uni, das ist für mich schon noch so etwas wie Harvard oder Yale, man weiß, dass es eine der besseren Unis ist in Deutschland, aber nicht zu vergleichen mit einem Status wie die amerikanischen Top-Unis."
Auf amerikanischem Top-Universitäts-Niveau fühlt sich auch Sebastian Ehricht nicht. Doch der 23-jährige Student findet schon, dass sich die Ernennung einer Universität zur Elite-Hochschule positiv für die Studierenden auswirken sollte. Insofern ist er mit seiner Hochschule, der Universität Göttingen, sehr zufrieden. Die wurde im Exzellenzwettbewerb ebenfalls zur Elite-Uni ernannt.
"Zunächst einmal legen wir in der Universität großen Wert darauf, Verbesserungen in Studium und Lehre anzustreben. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst der Hochschulleitung, die in dieser Hinsicht umgedacht hat. Nachdem in den letzten Jahren der Fokus sehr stark auf dem Bereich Forschung und dem Bereich Exzellenzinitiative lag, hat man jetzt erkannt, dass in der Lehre nach der Bachelor-Master-Umstellung starker Bedarf besteht, Verbesserungen in der Qualität der Lehre zu erreichen. "
Als Mitarbeiter im AStA, also der Studentenvertretung, setzt sich Sebastian Ehricht dafür ein, dass im Siegestaumel der Exzellenzinitiative die Belange der Studierenden nicht aus dem Blick geraten. Bei der Hochschulleitung stieß er damit auf offene Ohren. Wolfgang Lücke ist Prorektor an der Göttinger Georg-August-Universität.
"Wir haben natürlich hier von Seiten der Universität auch festgestellt, dass wir der Forschung jetzt und der Exzellenz in der Forschung unbedingt auch eine Entsprechung im Bereich der Lehre entgegensetzen müssen in Anführungszeichen - eine Universität steht nun mal auf den Beinen Forschung und Lehre."
Damit, sagt Studentenvertreter Sebastian Ehricht, sei es gelungen, die studentische Identifikation mit der Hochschule - und damit auch mit dem gewonnenen Elite-Status - zu verändern.
"Es gibt durchaus zahlreiche Studis, die sich sehr über dieses Label freuen. Auch wenn vielleicht nicht alle so ganz genau wissen, was dahinter steckt. Aber ich glaube, das war schon immer zumindest kein Nachteil von Göttingen, dass man in einer Universitätsstadt, wo sich halt die ganze Stadt um die Universität dreht, man sich halt auch sehr stark mit seiner Uni identifiziert."
Und diese Identifikation soll jetzt noch besser werden. Mit einer Qualitätsoffensive für Lehre und Betreuung der Studierenden will die Hochschule den Schwung aus dem Elite-Wettbewerb möglichst weit in den Hochschul-Alltag hineintragen. Und genau so hatte sie es in ihrem Bewerbungsantrag für die Exzellenzinitiative auch beschrieben: Vom "Göttingen spirit" war da die Rede, von dem Gefühl, gemeinsam Großes zu leisten. Prorektor Wolfgang Lücke:
"Ich glaube, es muss aus dem Verständnis unserer Universität heraus auch so eine Art Göttingen-spirit innerhalb der Studierendenschaft entstehen. Dass man sich wirklich auch mit seiner Universität - mit seiner Universität im besten Sinne des Wortes - verbunden fühlt. Und wenn wir ein solches Element in Zukunft hineinbekämen - wenn man wirklich sagt: Ich fühle mich wohl an dieser Universität, weil sie in gewisser Weise (...) so ein bisschen auch meine Heimat geworden ist - und das ist sie, das kann sie ja durchaus sein für eine bestimmte Zeit im Leben - dann wäre das schon sehr schön, wenn wir das irgendwo realisieren könnten."
Solche Beispiele sind es, die auch DFG-Präsident Matthias Kleiner zitiert, wenn er gegenüber den politischen Entscheidungsträgern für eine Fortsetzung der Exzellenzinitiative und für eine Aufstockung der Forschungsfördermittel wirbt.
"Ich glaube, dass es einen großen Konsens darüber gibt, dass die Exzellenzinitiative fortgesetzt, aber auch weiter entwickelt werden muss. Über die Fragen der Weiterentwicklung wird man noch diskutieren müssen. Basis wird auch sein der Bericht, den wir - die DFG und der Wissenschaftsrat - an die (...) gemeinsame Wissenschaftskonferenz, die GWK, geben werden."
Ab morgen wird dieser Bericht beraten, Ende November wird er dann den Forschungspolitikern überreicht. Matthias Kleiner ist überzeugt davon, bei den Wissenschaftsministern in Bund und Ländern viele Verbündete zu haben.
"Wir sind ganz froh darüber, dass der Bildungsgipfel in der vergangenen Woche ausdrücklich in seinem Schlussdokument hervorhebt: Bund und Länder vereinbaren die Fortsetzung der Exzellenzinitiative nach Evaluation. Das scheint mir selbstverständlich zu sein. In dieser ersten Phase der Evaluation befinden wir uns ja gerade. Mit diesem Bericht an die GWK werden wir ein Stückchen dazu beitragen. Da bin ich ganz optimistisch. Und ehrlicherweise: Es ist aus meiner Sicht gar nicht denkbar, dass nach fünf Jahren die Exzellenzinitiative zum Schluss kommen soll."