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Spitzenkandidatinnen im Saarland
Rehlinger: "Das Herum-Merkeln hat sich überlebt"

Am 26. März wird an der Saar ein neuer Landtag gewählt. Seit 2012 regiert die SPD in einer Großen Koalition mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) an der Spitze. Nach dem Willen der CDU könnte das so bleiben. Nun will aber die SPD stärkste Kraft werden: Spitzenkandidatin Anke Rehlinger hofft auf einen euphorisierenden Martin-Schulz-Effekt.

Von Tonia Koch |
    Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer demonstriert in Saarbrücken mit vielen anderen gegen die NPD.
    Gemeinsam regieren, höflich im Umgang - bislang: Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Anke Rehlinger (SPD). (dpa / picture alliance / Oliver Dietze)
    "Guten Morgen, oh, da haben Sie aber kein gutes Wetter erwischt, wir kommen bei allen Wettern, dürfen wir Ihnen ein Röschen mitgeben…?"
    Für Anke Rehlinger ist es ein Heimspiel. In Wadern im nördlichen Saarland ist die SPD-Spitzenkandidatin aufgewachsen, hier lebt sie auch. An diesem Mittwoch ist Markt in der Hochwaldgemeinde, aber die Hauptstraße ist wie leer gefegt, es ist nass, kalt, es regnet. Die Herausforderin von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU, sucht die Geschäfte auf.
    "Ich habe Sie gesehen, im Saarländischen Rundfunk und auf allen Plakaten, die bei uns überall hängen."
    Viele Schuhe habe sie verschlissen, erinnert sich die Seniorchefin des Schuh-Ladens.
    "Über den Sport, weil die Mama immer die Schuhe hier abgegeben hat."
    Wirtschaftsministerin Rehlinger setzt auf sportliche Tugenden
    Lange hat die heute 40-jährige Rechtsanwältin Leistungssport betrieben. Beim Leichtathletik Klub Rehlingen, der so manchen Deutschen Meister hervorgebracht hat, spezialisierte sie sich dann auf die Wurfdisziplinen. Mit 16,03 Meter hält sie noch immer den Saarland-Rekord im Kugelstoßen, geworfen vor 20 Jahren.
    Rehlinger: "Ich glaube, dass die Tugenden, die im Sport weiter bringen, einem durchaus auch in der Politik weiter helfen können. Man weiß, dass man sich anstrengen muss, einen langen Atem haben muss, sich auf den Punkt hin konzentrieren muss. Und ich glaube, dass es gut ist, dass man beide Erfahrungen im Sport schon einmal gemacht hat, die des Erfolges und die der Niederlage."
    Bei der Landtagswahl möchte die amtierende Wirtschaftsministerin natürlich am liebsten an ihre sportlichen Erfolge anknüpfen. Dass die Konkurrentin Annegret Kramp-Karrenbauer heißt und eine Frau ist mit der sie gemeinsam regiert, ändert für Rehlinger nichts:
    "Die Frau Rehlinger sagt, was sie inhaltlich möchte, denn eine Frau Rehlinger ohne Inhalte, wäre auch kein gutes Angebot. Ich glaube, es gibt ein großes Bedürfnis in unserer Bevölkerung danach jemanden zu haben, der eine Richtung vorgibt, der Krisen managen kann. Das "Herum-Merkeln" und alles für alternativlos zu erklären in diesem Land ist ein Konzept, das sich überlebt hat, im Großen, in der Republik, aber auch im Kleinformat, im Land."
    Die CDU scheint zufrieden mit der Großen Koalition
    Das Saarland wird von einer Großen Koalition geführt. Fünf Jahre Harmonie liegen hinter CDU und SPD. Die christdemokratische Amtsinhaberin hat es sich bequem gemacht in der Großen Koalition und möchte diese unter allen Umständen fortsetzen. Die SPD hingegen möchte sich nicht festlegen. Sechs Parteien haben am 26. März die Chance in den Landtag einzuziehen, welche Optionen daraus resultieren, ist offen. Wer Verlässlichkeit wünscht, muss Annegret Kramp-Karrenbauer wählen, setzt die CDU-Ministerpräsidentin dem entgegen:
    "Das Besondere im Wahlkampf im Saarland liegt nicht an der Tatsache, dass hier zwei Frauen Spitzenkandidatinnen sind, sondern das Besondere liegt darin, dass wir gemeinsam in einer Regierung arbeiten und nach wie vor auch gut zusammen arbeiten."
    Bringt der Schulz-Effekt die Wende, hört die Landesmutter auf
    Aber der Martin-Schulz-Effekt wird auf den letzten Metern den Ton im saarländischen Landtagswahlkampf verändern. Die CDU muss ihr Profil schärfen. Grenzverletzungen aber, sagt Kramp – Karrenbauer werde es mir ihr nicht geben:
    "Es ist sicherlich so, dass Frauen im Umgang miteinander auch in der kritischen Auseinandersetzung eher das Florett benutzen als den Degen. Das merkt man vielleicht im Diskussionsstil, aber ansonsten ist das für mich kein Unterschied ob es nun eine Kandidatin der SPD ist oder ein Kandidat."
    In der traditionellen Büttenrede der Ministerpräsidentin, in der Annegret Kramp-Karrenbauer jedes Jahr als Gretel - die Putzfrau vom Landtag - auftritt, kommt die politische Konkurrenz glimpflich davon. Sie nimmt sich vielmehr selbst auf’s Korn:
    "Heiliger Vater ich würde gern wieder gewählt werden. Im Saarland, ich bin katholisch, sie sind katholisch, können sie mich nicht heiligsprechen. Da hat er gesagt, oh meine Tochter, wenn du heiliggesprochen werden möchtest, dann musst du tot sein. Aber dann hat die so grätzig geguckt, dass der Papst zu ihr gesagt hat, na ja, ich hätte vielleicht doch noch eine Lösung, wenn sie sich wie in den letzten fünf Jahren scheintot stellen, dann schwätz‘ ich sie scheinheilig, das reicht dann auch aus…..Tusch!"
    Humor hat die Landesmutter und Ehrgeiz, denn sollte sie am 26. März nicht als erste über die Ziellinie gehen, dann wird sie sich aus der Landespolitik zurückziehen, das hat Annegret Kramp-Karrenbauer bereits angekündigt.