"Lasst uns so bleiben wie wir sind", so könnte man den Beatles Titel "Let it be" für die Georg Christof Lichtenberg Gesamtschule frei übersetzen. "So bleiben wie wir sind" heißt an der integrierten Gesamtschule gemeinsames Lernen von Klasse 5 bis Klasse 10. Dabei sitzen Lernstarke und Lernschwache in einem Klassenzimmer. Dieser wichtige Pfeiler der Integrierten Gesamtschule Göttingen muss erhalten bleiben, betont Schulleiter Wolfgang Vogelsänger.
"Ich habe gedacht, als ich vor neun Jahren hierher kam: "Setzt dich so ins gemachte Nest, machst hier mal ´nen Sahnehäubchen und da mal ein Tüpfelchen dazu, weil das Konzept steht ja" und bin dann eigentlich nur mit Verteidigungsaufgaben und Abbrucharbeiten beschäftigt gewesen. Da sich die Bedingungen immer wieder verschlechtert haben, mussten wir immer wieder gucken, wie können wir unser Konzept retten. "
Viele konzeptionelle Eigenarten der Georg Christof Lichtenberg Gesamtschule in Göttingen sind in den vergangenen Jahren von der Landesregierung in Hannover geändert worden. So gibt es das Abitur nicht mehr nach 13 Jahren, sondern nun nur noch nach zwölf Jahren. Die Klassengröße wurde von 28 auf 30 Kinder hochgesetzt. 15 Lehrerstellen wurden auf einen Schlag eingespart. Was früher 80 Prozent der Unterrichtsversorgung waren, sind heute 100 Prozent. Schulleiter Wolfgang Vogelsänger mit einem weiteren Kürzungsbeispiel:
"Arbeit-Wirtschaft-Technik, das Fach, was für uns an der Gesamtschule ganz wichtig ist, weil wir eben nicht nur in den kognitiven Bereichen arbeiten wollen, sondern auch wollen, dass jeder Schüler, auch die, die Abitur machen mit Holz und Metall, mit Ton und Kunststoff umgehen und auch Kochen lernen. Da ist die Regelung so, dass 30 Schüler nur noch von einem Lehrer versorgt werden: Das kann man in den Räumen gar nicht, das sind zwei Räume, jeweils 15 Schüler und die alleine zu lassen mit diesen Geräten, das ist fahrlässig. Auf der anderen Seite werden wir von Firmen wie Zeiss angesprochen, Mensch, die Schüler, die von euch kommen, die haben ja eine Feinmotorik. Die können mit Werkzeug umgehen, die wissen, wie man Metall biegt und so weiter."
Morgens helfen die lernstarken Kinder den Lernschwächeren in Mathe, nachmittags die Lernschwächeren den Lernstärkeren beim Holzbau. An seiner Schule, so Wolfgang Vogelsänger, werden die Kinder auf das Leben vorbereitet. Sie lernen im Team. Dieses Konzept ist nicht neu, denn die IGS Göttingen gibt es seit 1975. Schulleiter Vogelsänger:
"Da gibt ein Land vor 40 Jahren ganz viel Geld aus, um eine wissenschaftliche Begleitung und eine Planungsgruppe und all das zu finanzieren, um zu sagen "Macht mal auf dem Reißbrett das Modell einer guten Schule, die die Fehler des klassischen dreigliedrigen Schulsystems in Deutschland aufhebt und vermeidet." Im Gegensatz zu Planungsgruppen heute, die nur zwei bis drei Monate Zeit haben, um sich von einer Haupt/Realschule dann zu einer IGS oder Oberschule zu entwickeln. Heute wird nach Skandinavien geguckt wegen Pisa, das haben wir vor 40 Jahren schon gemacht."
Das Herz der IGS Göttingen bildet die sogenannte Tischgruppenarbeit. Diese wurde bei der heutigen Schulpreisverleihung besonders gelobt. Sechs Schülerinnen und Schüler sitzen in einer Gruppe. Lösen sie Aufgaben gemeinsam, sitzen sie sich dabei an großzügigen Tischen gegenüber. Sie helfen einander bei Schwierigkeiten, erklären sich gegenseitig die binomische Formel oder den Inhalt ihrer englischen Lektüre. Diese Tischgruppen werden heterogen zusammengesetzt: drei Mädchen, drei Jungen, mit unterschiedlichem Leistungsniveau und unterschiedlichem Arbeitsverhalten; für Magarita und Lasse der Garant für ihren Schulerfolg.
"Ich glaube, es ist besser, wenn man in einer Tischgruppe sitzt, denn es gibt leistungsstarke Leute, die einem helfen und einen hochziehen, dann kann man nicht nur den Nachbarn fragen, sondern auch alle."
"Ich bin seit der achten Klasse hier, vorher war ich auf dem Gymnasium. Seitdem sind meine Noten viel besser geworden, ich verstehe viel mehr."
Dieses gute Miteinander beruht auch auf der Tischgruppenarbeit. Denn mindestens einmal pro Halbjahr besuchen die Lehrer die Schüler in ihren Familien zu Tischgruppenabenden, erzählt Lehrerin Stefanie Vogelsänger.
"Dadurch lerne ich die Eltern sehr eng in einem sehr gemütlichen, freundlichen Umfeld kennen. Wir treffen uns ja bis zu vier Mal im Schuljahr mit den 6 Schülern und den sechs bis 24 Eltern sage ich mal, weil wir viele Patchwork Familien haben, da kommen manchmal auch vier Eltern für ein Kind. Da besprechen wir alle Inhalte. Die Schüler lernen vor uns und den Eltern zu präsentieren. Sie diagnostizieren ihre Arbeit, entwerfen Verbesserungsvorschläge. Es ist auch etwas anderes, ob ich vor ganz vielen aus der Gruppe meine Situation darstelle, weil ich ja gespielgelt werde, da kann ich nicht irgendwas erzählen. Wir werden eine Gemeinschaft, wir sind ein Team, die Eltern und wir."
Carola Hagedorn steht vor ihrer 9. Klasse. In Werte und Normen spircht sie heute mit ihnen über Tod und Sterben. Ein schwierges Thema, aber die erfahrene Lehrerin ist hochzufrieden mit den Ergebnissen der Diskussion. Der Deutsche Schulpreis für die IGS Göttingen sei ein wichtiges Signal an die CDU Regierung nach Hannover.
"Wir haben kaum Schüler, die ohne Abschluss gehen. Wir haben ganz viele, die deutlich bessere Abschlüsse erreichen, als ihnen in der Grundschule prognostiziert wurden. Im letzten Jahr hatten wir Schülerinnen mit den besten Abiturergebnissen in Niedersachsen. Das heißt, unser System, integrativ zu unterrichten, von der 5. bis zur 10. hat sich ganz klar bewährt. "
Das 100.000 Euro Preisgeld, das die Göttinger für den ersten Platz beim Deutschen Schulpreis bekommen, wollen sie in ihre Schule investieren. Getreu ihrem Motto: immer im Team zu arbeiten, überlegen sie gemeinsam, wo das Geld am dringendsten gebraucht wird.
"Ich habe gedacht, als ich vor neun Jahren hierher kam: "Setzt dich so ins gemachte Nest, machst hier mal ´nen Sahnehäubchen und da mal ein Tüpfelchen dazu, weil das Konzept steht ja" und bin dann eigentlich nur mit Verteidigungsaufgaben und Abbrucharbeiten beschäftigt gewesen. Da sich die Bedingungen immer wieder verschlechtert haben, mussten wir immer wieder gucken, wie können wir unser Konzept retten. "
Viele konzeptionelle Eigenarten der Georg Christof Lichtenberg Gesamtschule in Göttingen sind in den vergangenen Jahren von der Landesregierung in Hannover geändert worden. So gibt es das Abitur nicht mehr nach 13 Jahren, sondern nun nur noch nach zwölf Jahren. Die Klassengröße wurde von 28 auf 30 Kinder hochgesetzt. 15 Lehrerstellen wurden auf einen Schlag eingespart. Was früher 80 Prozent der Unterrichtsversorgung waren, sind heute 100 Prozent. Schulleiter Wolfgang Vogelsänger mit einem weiteren Kürzungsbeispiel:
"Arbeit-Wirtschaft-Technik, das Fach, was für uns an der Gesamtschule ganz wichtig ist, weil wir eben nicht nur in den kognitiven Bereichen arbeiten wollen, sondern auch wollen, dass jeder Schüler, auch die, die Abitur machen mit Holz und Metall, mit Ton und Kunststoff umgehen und auch Kochen lernen. Da ist die Regelung so, dass 30 Schüler nur noch von einem Lehrer versorgt werden: Das kann man in den Räumen gar nicht, das sind zwei Räume, jeweils 15 Schüler und die alleine zu lassen mit diesen Geräten, das ist fahrlässig. Auf der anderen Seite werden wir von Firmen wie Zeiss angesprochen, Mensch, die Schüler, die von euch kommen, die haben ja eine Feinmotorik. Die können mit Werkzeug umgehen, die wissen, wie man Metall biegt und so weiter."
Morgens helfen die lernstarken Kinder den Lernschwächeren in Mathe, nachmittags die Lernschwächeren den Lernstärkeren beim Holzbau. An seiner Schule, so Wolfgang Vogelsänger, werden die Kinder auf das Leben vorbereitet. Sie lernen im Team. Dieses Konzept ist nicht neu, denn die IGS Göttingen gibt es seit 1975. Schulleiter Vogelsänger:
"Da gibt ein Land vor 40 Jahren ganz viel Geld aus, um eine wissenschaftliche Begleitung und eine Planungsgruppe und all das zu finanzieren, um zu sagen "Macht mal auf dem Reißbrett das Modell einer guten Schule, die die Fehler des klassischen dreigliedrigen Schulsystems in Deutschland aufhebt und vermeidet." Im Gegensatz zu Planungsgruppen heute, die nur zwei bis drei Monate Zeit haben, um sich von einer Haupt/Realschule dann zu einer IGS oder Oberschule zu entwickeln. Heute wird nach Skandinavien geguckt wegen Pisa, das haben wir vor 40 Jahren schon gemacht."
Das Herz der IGS Göttingen bildet die sogenannte Tischgruppenarbeit. Diese wurde bei der heutigen Schulpreisverleihung besonders gelobt. Sechs Schülerinnen und Schüler sitzen in einer Gruppe. Lösen sie Aufgaben gemeinsam, sitzen sie sich dabei an großzügigen Tischen gegenüber. Sie helfen einander bei Schwierigkeiten, erklären sich gegenseitig die binomische Formel oder den Inhalt ihrer englischen Lektüre. Diese Tischgruppen werden heterogen zusammengesetzt: drei Mädchen, drei Jungen, mit unterschiedlichem Leistungsniveau und unterschiedlichem Arbeitsverhalten; für Magarita und Lasse der Garant für ihren Schulerfolg.
"Ich glaube, es ist besser, wenn man in einer Tischgruppe sitzt, denn es gibt leistungsstarke Leute, die einem helfen und einen hochziehen, dann kann man nicht nur den Nachbarn fragen, sondern auch alle."
"Ich bin seit der achten Klasse hier, vorher war ich auf dem Gymnasium. Seitdem sind meine Noten viel besser geworden, ich verstehe viel mehr."
Dieses gute Miteinander beruht auch auf der Tischgruppenarbeit. Denn mindestens einmal pro Halbjahr besuchen die Lehrer die Schüler in ihren Familien zu Tischgruppenabenden, erzählt Lehrerin Stefanie Vogelsänger.
"Dadurch lerne ich die Eltern sehr eng in einem sehr gemütlichen, freundlichen Umfeld kennen. Wir treffen uns ja bis zu vier Mal im Schuljahr mit den 6 Schülern und den sechs bis 24 Eltern sage ich mal, weil wir viele Patchwork Familien haben, da kommen manchmal auch vier Eltern für ein Kind. Da besprechen wir alle Inhalte. Die Schüler lernen vor uns und den Eltern zu präsentieren. Sie diagnostizieren ihre Arbeit, entwerfen Verbesserungsvorschläge. Es ist auch etwas anderes, ob ich vor ganz vielen aus der Gruppe meine Situation darstelle, weil ich ja gespielgelt werde, da kann ich nicht irgendwas erzählen. Wir werden eine Gemeinschaft, wir sind ein Team, die Eltern und wir."
Carola Hagedorn steht vor ihrer 9. Klasse. In Werte und Normen spircht sie heute mit ihnen über Tod und Sterben. Ein schwierges Thema, aber die erfahrene Lehrerin ist hochzufrieden mit den Ergebnissen der Diskussion. Der Deutsche Schulpreis für die IGS Göttingen sei ein wichtiges Signal an die CDU Regierung nach Hannover.
"Wir haben kaum Schüler, die ohne Abschluss gehen. Wir haben ganz viele, die deutlich bessere Abschlüsse erreichen, als ihnen in der Grundschule prognostiziert wurden. Im letzten Jahr hatten wir Schülerinnen mit den besten Abiturergebnissen in Niedersachsen. Das heißt, unser System, integrativ zu unterrichten, von der 5. bis zur 10. hat sich ganz klar bewährt. "
Das 100.000 Euro Preisgeld, das die Göttinger für den ersten Platz beim Deutschen Schulpreis bekommen, wollen sie in ihre Schule investieren. Getreu ihrem Motto: immer im Team zu arbeiten, überlegen sie gemeinsam, wo das Geld am dringendsten gebraucht wird.