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Spitzensportreform
Badminton top, Rudern Schlusslicht

Für die Reform des deutschen Spitzensports sollen die Erfolgschancen von Sportarten und Disziplinen bewertet werden - mit einem Potenzialanalysesystem (PotAs). Daran sollte sich auch die Sportförderung des Bundes bemessen. Der vorläufige Bericht zum Sommersport enthält aber Überraschungen.

Von Robert Kempe |
    Bei der Vorstellung des neuen Deutschland-Achters fahren die Ruderer des Deutschland-Zweier (l-r) ohne Steuermann, der Deutschland -Achter und der Deutschland Vierer ohne Steuermann über den Dortmund-Ems Kanal
    Der Deutsche Ruderverband ist laut dem vorläufigen Bericht der PotAs-Kommission Schlusslicht bei den Sommersportarten. (picture alliance / dpa / Guido Kirchner)
    Es ist eine überraschende Reihenfolge, was die Erfolgschancen im deutschen Sport betrifft: Ganz oben in der Bewertung steht der Deutsche Badmintonverband, gefolgt vom Schützenbund und den Leichtathleten.
    Ganz unten findet sich der Deutsche Tennis Bund, die Taekwondo-Union - Schlusslicht sind die Ruderer. Zu dieser Einschätzung kommt die PotAs-Kommission um den Vorsitzenden Urs Granacher.
    "Ich glaube, das hat die Realität im deutschen Spitzensport gut abgebildet, wenngleich wir auch zugeben müssen, dass wir diese Heterogenität der Spitzensportverbände immer nur annäherungsweise abbilden können. Nichtsdestoweniger glaube ich, dass das ein Ergebnis ist, auf dem man sehr gut aufbauen kann."
    Doch der Bericht ist vorläufig. Von den Hauptkriterien: Erfolgsbilanz, Kaderpotenzial und Verbandsstruktur ist nur das letzte vollends in den Bericht eingegangen. Dazu mussten die Verbände Auskünfte etwa zu Trainingsteuerung, Führungsstruktur und Gesundheitsmanagement geben. Insgesamt wurden jedem Sportverband 132 Fragen gestellt. Die Antworten wurden von der Kommission bewertet und in ein komplexes mathematisches Berechnungsmodell eingegeben. Daraus ergibt sich die Rangliste. Ziel sei es, Erfolgspotenziale abzuleiten, betont Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesinnenministerium.
    "Die Ergebnisse zeigen, dass wir durchaus eine Disparität, eine Unterschiedlichkeit in der Güte der einzelnen Spitzensportverbände haben. Und das wird auch Basis sein für Reformbestrebungen innerhalb des deutschen Spitzensports."
    Reformbestrebungen: Das war der Grund für die Einführung von PotAs. Die Analyse sollte der Kern der Spitzensportreform werden. Der Kritik des Bundesrechnungshofs, der 2014 die Sportförderung als intransparent und zu wenig nachvollziehbar rügte, damit Rechnung getragen werden.
    Gründe für Verbandsranking werden nicht erklärt
    Doch genaue Gründe zum Verbandsranking, etwa zum schlechten Abschneiden des Ruderverbandes, der bei den letzten olympischen Spielen in Rio noch drei Medaillen gewann, erklärt der Vorsitzende der Potas-Kommission, Urs Granacher, nicht.
    "Da bitte ich um Nachsicht, dass wir diese Diskussion jetzt nicht öffentlich führen wollen, sondern dass wir diese intern auch mit dem Verband führen wollen."
    Sportförderung mit Steuergeldern weiter eine Blackbox?
    Der Leistungsportvorstand des Olympischen Dachverbands DOSB, Dirk Schimmelpfennig, kündigte an, die PotAs-Analyse in den anstehenden internen Strukturgesprächen mit den Verbänden zu thematisieren.
    "Sie ist auch hilfreich hinterher, wenn es Förderentscheidungen zu treffen gibt, wenn man auch die Bewertung der Verbände ein Stück weit durch die Potas-Kommission mit in die Entscheidung einbeziehen kann."
    Nach den olympischen Spielen in Tokio im nächsten Jahr soll der abschließende Kommissionsbericht vorliegen. Kurz darauf soll über die Sportförderung entschieden werden. Dann entscheidet sich, wer an der Spitze der Rangliste möglicherweise am besten ausgestattet wird.