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Spitzensportreform
"Es geht nicht nur um die Medaillen allein"

Die Spitzensportreform soll den deutschen Sport neu ausrichten. Kritik, das Bundesinnenministerium lege zu viel Wert auf Podiumsplatzierungen, konterte der Staatssekretär, Markus Kerber, im Dlf auch mit dem Verweis darauf, dass er "Medaillen als Ausweis eines erfolgreichen sportlichen Engagements" sehe.

Markus Kerber im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Ein Startblock beim 100-Meter-Sprint
    Ein Startblock beim 100-Meter-Sprint (dpa / picture-alliance)
    Auch zwei Jahre nach dem Start der Leistungssportreform gibt es immer noch mehr Fragen als Antworten. Besonders was den Kernpunkt der Reform betrifft, die Potenzialanalyse, kurz PotAS. Die verschiedenen Disziplinen sollen in einem wissenschaftlichen Verfahren vergleichbar gemacht werden – auch, um daraus abzulesen, wie förderwürdig sie sind. Grundlage: Die Antworten der Verbände auf einen Katalog mit 151 Fragen. Ergebnis für den Wintersport: Rodeln ist vorn. Die erfolgreichste Sportart bei den Winterspielen ist auch Spitzenreiter bei PotAS.
    "Es geht bei dieser Reform darum, den deutschen Sport für die Athleten und die Trainer an die veränderten Umfeldbedingungen im internationalen, globalen Sport anzupassen und dabei sicherzustellen, dass Sportler mit demselben Aufwand und vielleicht noch mit einer höheren medizinischen und wissenschaftlichen Unterstützung, mehr Medaillen, mehr Erfolge für sich gewinnen. Es geht nicht nur um die Medaillen alleine, aber um Medaillen als Ausweis eines erfolgreicheren und somit Athleten und Trainer zufriedenstellenderen sportlichen Engagements im deutschen Spitzensport", sagte der Staatssekretär im für den Sport zuständigen Bundesinnenministerium Markus Kerber im Deutschlandfunk.
    Porträt Markus Kerber.
    Markus Kerber ist Staatssekretär im Bundesinnenministerium. (dpa-Zentralbild)
    Im Potenzial-Analysesystem PotAS habe man alle Attribute, anhand derer man den deutschen Spitzensport bewerten könne. Man analysiere in drei Bereichen: Erfolg, Leistungspotenzial und Strukturen. "Die Strukturen werden immer gerne übersehen, denn die Strukturen stellen dem Sportler, dem Athleten selbst zufrieden, weil er ein Maximum an Trainingsmöglichkeiten bekommt, mit den neuesten wissenschaftlichen Standards. Und deshalb muss man die Reform von der Struktur her denken, mit einer besseren, leistungsfähigeren und an internationale Standards angepassten und verbesserten Struktur, stellt sich der Erfolg fast automatisch ein", so Kerber.
    Kritik, dass beispielsweise die Prävention sexualisierter Gewalt in Sportverbänden ein zu geringes Gewicht bei der Bewertung in der Potenzielanalyse bekäme, setzte Kerber den Hinweis Veränderungsbereitschaft entgegen: "Dieses System lebt und natürlich gibt es jetzt bei der ersten Anwendung im Wintersport schon die ersten Feedbacks von den Verbänden, von den Sportlern, von den Trainern und das werden wir sofort nutzen."
    Wissenschaft, Sport und Ministerium hätten sich lange über die Kriterien gebeugt und seien der Meinung gewesen, "jetzt den optimalen Zuschnitt gefunden zu haben. Dass sich das jetzt ein Stück weit verändert, halte ich eigentlich für positiv", so Kerber. Athleten hätten sich bei ihm auch schon beklagt, dass die Reform und die dafür bereitgestellten Mittel noch nicht bei ihnen angekommen seien - dies liege auch am parlamentarischen Prozess und dem langen Weg, bis Gelder beantragt und ausgezahlt werden könnten. "Hier ist die Gründlichkeit in der Verausgabung von Steuergeldern unser oberstes Ziel", so der Staatssekretär.
    Zur Unterstellung, dass der Sport die Spitzensportreform auch ohne große Veränderungen schlicht dafür nutzen wolle, einfach mehr Geld vom Bund zu bekommen, verwies Kerber auf die internationale Professionalisierung des Sportes, die schlicht mehr Geld koste. "Ich habe keinerlei Einflussnahme und sollte die auch nicht haben, wie der deutsche Sport sich verbandlich organisiert. Aber ich muss dafür sorgen, dass dort, wo begründet und nachvollziehbar mehr Mittel benötigt werden in der Spitzensportförderung - und das sind bei uns aus der Bundessicht immer nur die Athleten und Trainer - dass wir dort die haushalterischen Mittel bereitstellen." Es liege am Sport, diese Mittel abzurufen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die höheren Mittel sind da, abgeflossen sind sie noch nicht", sagte Kerber.
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