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Spitzensportreform
Jetzt doch Schulterschluss mit Fachverbänden?

Die Spitzensportreform in Deutschland ist in aller Munde, seit bekannt wurde: Sportarten sollen in Zukunft nach Medaillenaussichten gefördert werden. Was einige Sportverbände in helle Aufregung versetzt – viele haben die Angst, auf der Strecke zu bleiben. Bei einem Treffen mit den Fachverbänden wurden einige Bedenken ausgeräumt. Dennoch bleiben Fragen offen.

Von Marina Schweizer |
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (r) und DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei einer Pressekonferenz
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (r) und DOSB-Präsident Alfons Hörmann planen die Spitzensportreform (picture alliance / dpa, Britta Pedersen)
    Eine Revolution von unten ist ausgeblieben. Der Präsident des deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, spricht vielmehr von einem nie dagewesenen Schulterschluss: "Eine vergleichbare Aussprache über die verschiedenen Fraktionen des Sports hinweg zum Thema Leistungssport hat es so noch nicht gegeben unter dem Dach des DOSB."
    Also Bauchschmerzen geheilt? Rückblick: Ziel des deutschen Olympischen Sportbundes und des Bundesinnenministeriums ist: Deutschland soll wieder mehr Medaillen und Spitzenplatzierungen holen. Doch der Weg dorthin – die Reform selbst – sorgt seit Monaten für viel Unsicherheit bei den Sportverbänden. Entsprechend lange und intensiv wurde beim Treffen mit den Spitzenverbänden und den Landessportbünden beim DOSB diskutiert.
    Hörmann: "Potas-Kommission entscheidet nicht"
    Das sogenannte 3. Cluster bereitet vielen Sorge: In dieser Kategorie für die Förderung sollen künftig Sportarten landen, denen wenig oder kein Potenzial bescheinigt wird – sie gehen bei der Spitzensportförderung leer aus. Bewertet werden soll die Förderwürdigkeit einer Sportart durch eine Kommission, genannt Potas. "Potas hat zwei Drittel unserer Zeit in Anspruch genommen", sagt Siegfried Kaidel, Sprecher der Spitzensportverbände. "Ich glaube, dass die Erläuterungen, welche Bedeutungen Potas im Gesamtsystem haben, dazu beigetragen hat, dass die großen Ängste, die ja da waren, so nicht mehr existieren. Es ist ein Teil, ein Hilfsmittel, ein Werkzeug, aber es hat keine Entscheidungsrelevanz."
    Nach der Diskussion in Frankfurt stellt der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes klar: "Die Potas-Kommission entscheidet nicht, sondern sie erarbeitet Zahlenwerk. Das war und ist unser gemeinsames Verständnis", erklärt Hörmann. "Ich formuliere klar und deutlich: An der Stelle werden wir im Eckpunktepapier die Erläuterungen noch einmal nachschärfen müssen. Und das ist auch das gemeinsame Verständnis, weil nur dann die Strukturgespräche noch Sinn machen."
    150 Änderungsvorschläge eingegangen
    Fällt die Entscheidung also nun doch in Gesprächen mit den Verbänden? Obwohl Ziel der Reform war, nach klaren Kriterien zu fördern? Wie das Verfahren genau aussehen wird, steht offenbar doch noch nicht fest.
    Klar ist: Es wird Verlierer geben. Harmonie also nur an der Oberfläche? Etwas trübt bereits das Bild vom Schulterschluss: Laut Alfons Hörmann sind allein in den vergangenen Wochen rund 150 Änderungsvorschläge eingegangen. Es gibt also noch viel zu tun für DOSB und BMI, bevor am 3. Dezember bei der DOSB-Mitgliederversammlung über das Konzept abgestimmt werden soll.