Sohn eines lesenden, sozialistisch engagierten Arbeiters, geboren 1937 in Wien. Franz Vranitzky studiert Betriebswirtschaft an der Hochschule für Welthandel, arbeitet aber auch an seiner Karriere als Basketballstar. Sein Studium beendet er 1960 erfolgreich. Das Österreichische Basketballteam dagegen scheitert im selben Jahr an der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rom. Mit Mitte 20 steigt Franz Vranitzky bei der Österreichischen Nationalbank ein – und auf. Der österreichische Finanzminister holt ihn 1970 in sein Ministerium, fortan vertritt Vranitzky Österreich in der weiten Welt des internationalen Finanzwesens.
Mit 39 Jahren wird er stellvertretender Generaldirektor der größten Bank des Landes, des Creditanstalt-Bankvereins. Bundeskanzler Fred Sinowatz ernennt Vranitzky 1984 zum Finanzminister. Vranitzky, seit Jahrzehnten Mitglied der SPÖ, bekennt sich, ganz im Trend der 80er-Jahre, zu mehr Markt und weniger Staat, zu Privatisierung und Haushaltskonsolidierung. Wie ein bekannter deutscher SPD-Kanzler möchte auch Vranitzky Menschen mit Visionen lieber zum Arzt schicken.
Die Wahl des ÖVP-Politikers Kurt Waldheim zum Präsidenten im Jahr 1986 gerät zum internationalen Skandal: Waldheim hatte seine Aktivitäten zur Nazizeit verschwiegen. Die gesamte österreichische Politik wird durchgerüttelt, SPÖ-Kanzler Sinowatz tritt zurück. Vranitzky übernimmt, löst die Koalition mit der rechten FPÖ und bleibt dann zehn Jahre lang Österreichs Bundeskanzler in großen Koalitionen mit der ÖVP. So arg seine SPÖ auch von Affären gebeutelt wird, Vranitzky behält sein sauberes Image. Für seine Verdienste um das österreichische NS-Gedenken und um Europa als Friedensprojekt werden ihm Dutzende Würden verliehen.
Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 28.06.2018. Eine Mitschrift des Gesprächs findet sie in den "Zeitzeugen" am Erstsendedatum.