AfD und Rechtsextremismus
Wie sich der Sport gegen Rechts positionieren sollte

Der Protest gegen die AfD ist auch im Sport angekommen. Menschen, die die Werte des Sports infrage stellen, hätten im Sport keinen Platz, sagte DOSB-Vize Verena Bentele. Dabei hatte der DOSB nicht zu einer Teilnahme an den Demos aufgerufen.

Verena Bentele im Gespräch mit Maximilian Rieger | 21.01.2024
"FCK AFD" steht auf einer Fahne vor dem Hamburger Rathaus bei einer Demonstration gegen Rechts.
Nach Freiburgs Christian Streich bezogen auch FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Trainer Thomas Tuchel Stellung gegen Rechtsextremismus. Einige Bundesligisten riefen ihre Unterstützer auch aktiv zur Teilnahme an den Demonstrationen auf. (picture alliance / dpa / Jonas Walzberg)
Die politisch unruhige Lage hat auch den Fußball nicht kalt gelassen. Angeführt vom SC-Freiburg-Trainer Christian Streich haben einige Klubs Stellung gegen die AfD bezogen. Der Coach nannte die AfD eine "rechtsnationale Partei". Dazu setzen sich Klubs wie Werder Bremen, der VfL Bochum, der FSV Mainz 05, der 1. FC Köln, Hannover 96 und der FC St. Pauli für demokratische Grundwerte sowie gegen Rechtsextremismus ein und riefen ihre Anhänger auf an den Demonstrationen gegen Rechts teilzunehmen.
Die AfD liegt derzeit in Umfragen auf einem Rekordhoch, deren Fraktionsvorsitzender Björn Höcke könnte die Landtagswahlen in Thüringen gewinnen. Zudem hat ein Treffen von Neonazis mit Politikern von AfD und CDU zuletzt für Schlagzeilen gesorgt. Dabei wurde von Teilnehmern über die Deportation von Millionen Menschen gesprochen.

Sport steht für Vielfalt

Der Sport stehe dafür, dass viele Menschen mit einer anderen Herkunft, mit oder ohne Behinderung dort zusammen kommen, sagte Verena Bentele, Vize-Präsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Deutschlandfunk. Es mache sie stolz, dass viele Menschen im Sport sich derzeit so klar gegen Rechtsextremismus und die AfD positionieren.
DOSB-Vizepräsidentin Verena Bentele lacht bei einer Podiumssitzung.
DOSB-Vizepräsidentin Verena Bentele sieht für Menschen, die sie gegen die Werte des Sports stellen, keinerlei Platz in Sportvereinen. (dpa / picture alliance / Noah Wedel)
"Das Problem ist eben, dass Parteienvertreterinnen und -vertreter der AfD eben ganz vieles an Werten aus dem Sport mit ihren Aussagen infrage stellen", so Bentele. Als Beispiel nannte sie, dass die AfD das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen infrage stellt. "Wir sagen: Genau dieses gemeinsame Lernen auch im Sport ist eine Grundvoraussetzung, damit Menschen sich kennenlernen. Mit diesem Beispiel kann man ganz gut zeigen, wie die AfD das bedroht", sagte Bentele.
Die Sportfunktionärin warnte auch davor, die Rhetorik der AfD gegenüber Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund zu normalisieren. "Wenn man über die Menschen immer wieder so spricht, dass sie diffamiert werden, dann hat es immer das Potenzial, dass es normaler wird. Und da als Sportler gegenzustehen und klar dagegen zu verwahren, ist mir ein ganz wichtiges Anliegen - und dem Präsidium, dem Vorstand und den Mitgliedsverbänden ebenso."

DOSB engagiert sich bei Vereinen an der Basis

Die Landessportjugend Hessen und der Sportbund Hamburg haben wie die Fußball-Bundesligisten zur Teilnahme an Demonstrationen gegen Rechts aufgerufen - der DOSB noch nicht.*
Der DOSB würde sich vorallem stark in den Vereinen vor Ort mit Präventions- und Integrationsarbeit engagieren, sagte Bentele. "Wir versuchen, uns vor allem in den letzten Monaten noch mehr als ohnehin schon gegen alles zu stellen, auch mit öffentlichen Äußerungen, was diese Vielfalt im Sport bedroht. Da stellen wir uns klar gegen und unterstützen eben alle unsere Vereine vor Ort."
Viele Sportverbände und Vereine bekennen sich in ihren Satzungen auch zum Kampf gegen Rassismus, gleichzeitig aber auch zu parteipolitischer Neutralität. Aus diesem Grund tun sich einige Vereine schwer, sich dezidiert gegen die AfD zu stellen.
Da die Positionen der AfD aber nicht mit den Werten des Sports vereinbar seien, komme die parteipolitische Neutralität in diesem Fall an ein Ende, so Bentele. "Das Problem mit Vertreterinnen und Vertreter der AfD ist ja, dass sie diese Werte regelmäßig in ihren Aussagen infrage stellen, wie zum Beispiel die Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund, die Unterstützung für Geflüchtete, die Unterstützung für Menschen mit Behinderungen."
Einem Vorsitzenden von einem Sportverein würde sie aber zunächst einmal raten, sich gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus zu stellen. "Ob jemand klar eine Partei benennt ist in dem Fall nicht das Zentrale, wenn die Werte des Sports klar nach außen vertreten werden."
Es dürfe im Sportverein auch keine Zugangsvoraussetzung sein, ob jemand einer Partei angehört oder nicht. "Das Wichtige ist eher, wie sich jemand in einem Sportvereinen verhält, ob sich jemand in diesem Sportverein eben zu allen Menschen solidarisch, fair, demokratisch, respektvoll Toleranz verhält. Das ist eigentlich das zentrale Moment und der zentrale Punkt."
*Anmerkung: Wir haben diese Stelle aktualisiert, um nachzutragen, dass die Landessportjugend Hessen und der Sportbund Hamburg zu Demos aufgerufen haben.