Archiv

Diskussion nach WM in Katar
"Man muss weiter nach Katar schauen"

Im Kölner Sport- und Olympiamuseum ist in einer Podiumsdiskussion die Frage diskutiert worden: Was folgt nach Katar? Für den DFB? Und für die Menschenrechtslage in Katar? Zu den Gästen gehörten auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International Deutschland.

Sabine Lerche |
DFB-Präsident Bernd Neuendorf  bei der Podiumsdiskussion in Köln zu Schlussfolgerungen aus der WM in Katar.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der Podiumsdiskussion in Köln zu Schlussfolgerungen aus der WM in Katar. (IMAGO / Beautiful Sports / IMAGO / BEAUTIFUL SPORTS / Wunderl)
Beinahe alle Hände gehen hoch, als die Moderatorin der Diskussion in die Runde fragt, wer bei dieser WM 2022 in Katar weniger Spiele als sonst verfolgt hat. In Deutschland dominierte die kritische Berichterstattung über Katar den WM-Eindruck. Aber auch auf internationaler Ebene registriert Amnesty International eine größere Wahrnehmung von Menschenrechtsverletzungen.
"Auf der Habenseite haben wir Menschen, die das Thema bewegt - Sport und Menschenrechte", sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International Deutschland.
"Auf der Habenseite haben wir, dass wir in den letzten Jahren hingeschaut haben nach Katar. Und Amnesty International hat mit der Vergabe 2010 kontinuierlich insbesondere die Menschenrechtslage der Wanderarbeiter und die Arbeitsbedingungen verfolgt und beobachtet und ich meine zumindest, über diese Jahre hat es auch Verbesserungen gegeben."

Neuendorf will Forderungen an FIFA aufrechterhalten

DFB-Präsident Bernd Neuendorf will dranbleiben. Zwar wolle man nach vorne schauen, man dürfe Katar aber nicht vergessen und müsse die Umsetzung eines Working Centers und des Entschädigungsfonds für die Gastarbeiter in Katar weiterhin von der FIFA fordern. Neuendorf sieht die WM in Katar und die Auseinandersetzung mit der FIFA über die One Love-Binde vor allem als Lehre:
"Das war jetzt eine krasse Erfahrung und deswegen glaube ich schon, dass man zukünftig sehr viel eher solche Dinge wird klären müssen auf FIFA-Ebene und das habe ich auch selbstkritisch eingeräumt."
Während die Aktionen des DFB in Deutschland als Kritik an der FIFA und an Katar wahrgenommen wurden, ist man in anderen Ländern eher hämisch, so Jürgen Mittag, Sportpolitikwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule:
"Man hat das zur Kenntnis genommen, dass die Deutschen sich kritisch positioniert haben, aber man hat es nicht unbedingt gut gefunden, man hat es sogar zum Teil belächelt. Und im Endeffekt steht Deutschland nicht unbedingt als erfolgreicher Teilnehmer - sportlich, aber auch sportpolitisch - dar, weil man es eben nicht vermocht hat, seine Interessen, so wie es vielleicht von den Medien eingefordert worden ist, umzusetzen."
Auch wenn die Kritik an Katar nach Abpfiff des WM-Finales verebbt, muss man weiter nach Katar schauen, betont Markus N. Beeko von Amnesty International Deutschland: "Damit das, was dort noch zu tun ist, noch passiert."