"Herbe Enttäuschung"
Scharfe Kritik des DOSB an neuem Sportfördergesetz

Das Bundesinnenministerium hat den Referentenentwurf für ein Sportfördergesetz vorgestellt. Im Zentrum steht eine unabhängige Sportagentur. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) war neben einigen anderen Gruppen am Entstehungsprozess beteiligt, übt aber heftige Kritik am Entwurf.

Von Andrea Schültke |
    Das Logo des Deutschen Olympischen Sportbunds über den Olympischen Ringen
    Das Logo des Deutschen Olympischen Sportbunds (Sebastian Gollnow / dpa / Sebastian Gollnow)
    Die Kritik ist heftig. Der Deutsche Olympische Sportbund schreibt von einer „herben Enttäuschung“, von „vom Bund angelegte Fesseln“ und von einem Entwurf, dem er sich „im weiteren Verfahren deutlich entgegenstellen wird“. Seit heute Vormittag liegt dem DOSB der Referentenentwurf nach eigenen Angaben vor. Eigentlich hätte das Papier bereits vor zwei Tagen fertig sein sollen. Am Freitag, 1. März, kam das Ganze dann überraschend – für den DOSB offenbar auch was den Inhalt betrifft.
    Vieles aus dem Entwurf ist über das erste Grob-, und dann das Feinkonzept längst bekannt. Zentraler Punkt: eine unabhängige Agentur in Form einer Stiftung. Die soll unter anderem die Mittel für die Förderung des Spitzensports in Deutschland in Zukunft transparent vergeben, und sich unter anderem an potenziellen Erfolgen orientieren. Ein Stiftungsrat und ein Fachbeirat sollen den zweiköpfigen hauptamtlichen Vorstand unterstützen und überprüfen. Bund, Länder und organisierter Sport sind in den Gremien vertreten. Mit der gleichen Anzahl von Sitzen, aber unterschiedlich verteilt. Im Stiftungsrat hat das BMI das letzte Wort.

    Einfluss des Bundes aufgrund der Fördermittel "unerlässlich"

    Unter anderem dieser Punkt ist es, der den „Erregungslevel“ im Deutschen Olympischen Sportbund sehr hochtreibt, wie es aus der Zentrale in Frankfurt heißt. Das BMI argumentiert, sein maßgeblicher Einfluss im Stiftungsrat sei unerlässlich, „weil die Sportagentur ausschließlich Mittel des Bundes vergibt.“ Der Sport zweifelt an der Unabhängigkeit der Agentur. Auch die versprochenen flexibleren und unbürokratischeren Strukturen sieht der DOSB „durch die neue Agentur institutionalisiert“. 
    Der Staat fördert den Spitzensport aktuell mit 300 Millionen Euro aus Steuermitteln. Ziel: Mehr Medaillen bei internationalen Titelkämpfen und Olympischen Spielen. Um dieses Ziel zu erreichen, gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Versuche. Keiner hat gefruchtet.
    Jetzt soll die Spitzensportförderung in Deutschland zum ersten Mal auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden. Wie dieses Gesetz aussehen soll, haben viele Beteiligte knapp zwei Jahre in diversen Gruppen diskutiert, unter anderem Bund, Länder, organisierter Sport und die Interessenvertretung „Athleten Deutschland“. Das vorläufige Ergebnis sorgt für zum Teil harsche Kritik. Sicher wird es noch einige Änderungsvorschläge geben. Nach dem Wunsch des BMI soll das Gesetz noch in diesem Jahr verabschiedet werden und die Sportagentur im kommenden Jahr ihre Arbeit aufnehmen.