Handball-EM
Fans und Teams von Bahnstreik betroffen

Die Handball-EM in Deutschland sollte mit Bahnreisen umweltfreundlich gestaltet werden. Nun könnte der Streik der Lokführer bei der Bahn Teams und Fans in die Flugzeuge treiben.

Von Marina Schweizer und Chaled Nahar |
    Ein ICE steht in einem Bahnhof - wie stark wirkt sich der Streik der Lokführer auf die EM aus?
    Ein ICE steht in einem Bahnhof - wie stark wirkt sich der Streik der Lokführer auf die EM aus? (IMAGO / Martin Wagner / IMAGO / Martin Wagner)
    "65 Spiele, 17 Spieltage, 6 Städte - wir bringen euch umweltfreundlich zu den Spielen", hieß es in einer Kampagne der Deutschen Bahn zur Handball-EM 2024 in Deutschland. "Als Mobilitätspartner bringt die Bahn alle Nationalmannschaften während der EM klimafreundlich zu den Spielorten." Zudem können Fans, die eine Eintrittskarte haben, für 28,90 Euro mit der Bahn 2. Klasse innerhalb Deutschlands zu den Spielorten reisen.
    Wenn die Bahn fährt. Denn genau zum Beginn der Handball-EM am 10. Januar hat die Lokführergewerkschaft GDL den Beginn eines dreitägigen Streiks ausgerufen. Für Fans und Teams stellen sich daher Fragen bei den Reisen während des Turniers.

    DHB und EHF: Es gibt mehr Parkplätze, Bahn hebt Zugbindung für Fans auf

    Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handball-Bundes, sprach von einer "großen Herausforderung" durch den Streik. "Wir versuchen es zu managen", sagte er: "Wir appellieren an beide Parteien, dass sie eine Lösung finden. Und dass wir darüber nicht glücklich sind, daraus brauche ich keinen Hehl machen. Das ist zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt." Für das Eröffnungsspiel am Standort Düsseldorf habe man zusätzliche Parkmöglichkeiten geschaffen - dort erhofft sich der DHB eine Rekord-Zuschauerzahl im Düsseldorfer Fußballstadion.
    Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des DHB
    Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des DHB (IMAGO / Noah Wedel / IMAGO / Noah Wedel)
    Die Deutsche Bahn teilte auf Anfrage des Deutschlandfunks mit, dass bei den Tickets der Fans die Zugbindung aufgehoben sei. "Die Fahrkarte gilt für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort - auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Zudem haben Fahrgäste im Fernverkehr im Rahmen einer Sonderkulanz die Möglichkeit, ihre Reise vorzuverlegen und bereits am 8. oder 9. Januar zu fahren." Wie beim vorherigen Streik werde die Bahn für den Fernverkehr einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten anbieten. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Fans und die Mannschaften an ihr Ziel bringen zu können."
    Der europäische Handballverband EHF teilte auf Anfrage des Deutschlandfunks mit, dass er bei der Bahn mit der Verfügbarkeit von etwa 20 Prozent der üblichen Verbindungen rechne. "Wir empfehlen, wo möglich, das Bilden von Fahrgemeinschaften und erhöhen die Parkplatzkapazität rund um die Arena, um die Anreise auch unter den gegebenen Bedingungen bestmöglich gewährleisten zu können", so die EHF.

    Eine Vorrundengruppe wechselt während des Streiks von Düsseldorf nach Berlin

    Fünf der sechs Vorrundengruppen finden vollständig an jeweils einem Spielort statt, diese Teams müssen zunächst nicht innerhalb Deutschlands weiterreisen. München, Berlin und Mannheim sind die Austragungsorte. Die Gruppe A wechselt jedoch nach dem ersten Spieltag die Städte von Düsseldorf nach Berlin.
    Neben dem deutschen Team spielen Nordmazedonien, Frankreich und die Schweiz am 10. Januar in Düsseldorf und am 14. Januar in Berlin. Wie kommen sie dorthin?
    Fans und Spieler der deutschen Mannschaft in Berlin - hier sollen die weiteren Vorrundenspiele der Gruppe A nach dem Eröffnungsspiel stattfinden.
    Fans und Spieler der deutschen Mannschaft in Berlin - hier sollen die weiteren Vorrundenspiele der Gruppe A nach dem Eröffnungsspiel stattfinden. (imago images / Fotostand / Fotostand / Weller via www.imago-images.de)

    Schweizer Team: "Gehen davon aus, dass wir Donnerstag mit der Bahn nach Berlin fahren"

    Der Schweizerische Verband teilte auf Anfrage des Deutschlandfunks mit, dass das Team zum ersten Spiel mit dem Flugzeug aus Zürich anreisen werde. "Der Location-Wechsel nach Berlin wird vom Veranstalter EHF und dem DHB organisiert. Wir sind mit diesen beiden Parteien bezüglich möglichem Bahn-Streik in stetem Austausch. Stand jetzt gehen wir davon aus, dass wir wie ursprünglich geplant am Donnerstag mit der Bahn von Düsseldorf nach Berlin reisen", sagte Sprecher Raphael Bischof. Donnerstag ist der zweite der Streiktage der GDL.
    Sollte es im Tarifstreit bei der Bahn keine Einigung geben, könnte es in den weiteren Runden erneut zu Problemen kommen. Zur Hauptrunde müssen alle Teams reisen, die weiterkommen. Denn dann finden die Spiele in Köln und Hamburg statt. Die Platzierungsspiele und die Finalspiele sind in Köln vorgesehen.

    Deutsche Bahn auch bei der Fußball-EM maßgeblicher Teil der Infrastruktur

    Die An- und Abreise der Fans verursacht bei Sportgroßveranstaltungen häufig die meisten klimaschädlichen CO2-Emissionen. Um ihren CO2-Fußabdruck zu senken, versuchen die Veranstalter deswegen, möglichst viele Fans dazu zu bringen, mit der Bahn anzureisen. Die Anreise der Teams im Zug soll als Vorbild dafür dienen.
    Die Deutsche Bahn ist daher auch ein wichtiger Akteur bei der Fußball-EM im Sommer 2024 in Deutschland. Auch hier wollen der europäische Verband UEFA und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dafür sorgen, dass viele Fans mit der Bahn reisen und haben vergünstigte Fahrkarten angeboten, auch für Anreisen aus dem Ausland.