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Protest gegen das Regime
Iranische Kletterin Rekabi tritt ohne Kopftuch an

Die iranische Kletterin Elnaz Rekabi ist bei den Asienmeisterschaften ohne Kopftuch an den Start gegangen – als eine der ersten Athletinnen seit der islamischen Revolution 1979. Damit hat sie gegen die strikten Regeln des Regimes verstoßen.

Von Raphael Späth |
Das Foto zeigt die iranische Klettersportlerin Elnaz Rekabi.
Die iranische Klettersportlerin Elnaz Rekabi ist ohne Kopftuch angetreten. (Screenshot Twitter @iranintlsport via @NatalieAmiri, abgerufen am 17.10.2022)
Im Iran demonstrieren täglich tausende Menschen für mehr Freiheit und gegen das Regime. Diesen Protesten schließen sich nach und nach auch immer mehr Sportler an. Elnaz Rekabi tritt bei den Asienmeisterschaften offiziell für den Iran an. Eigentlich gelten für sie strenge Regeln: Kein Händeschütteln mit dem anderen Geschlecht, kein Kontakt zur internationalen Presse und Hijab tragen, auch im Wettbewerb. Nun ist sie ohne Kopftuch an den Start gegangen – etwas, das keine Sportlerin seit der Revolution in einem internationalen Wettbewerb getan hat. Sicher scheint, dass sie aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen wird. Vermutlich wird sie auch nicht mehr in den Iran zurückreisen können, weil sie dort mutmaßlich verhaftet und bestraft würde.

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Ähnlich ging es auch auch Shohreh Bayat. Sie war eine der besten Schach-Spielerinnen im Iran und als Schiedsrichterin bei Schach-Weltmeisterschaften im Einsatz. Beim Finale der WM 2020 entschied sie sich, den Hijab abzunehmen – und lebt seitdem im Exil in Großbritannien. Im DLF-Players-Podcast sagt Bayat:

Ich habe mir gedacht, wenn ich das alles befolge, dann könnte ich mir selbst nicht vergeben. Ich hätte all die Millionen Frauen im Iran enttäuscht, die mit den gleichen Problemen tagtäglich leben müssen. Mir war klar, dass ich ein Zeichen setzen muss. Für Frauen und für Menschenrechte.

Der Großteil der Proteste im Iran spielt sich aber tatsächlich in den Sozialen Medien ab. Iranische Sportlerinnen und Sportler haben häufg mehrere Millionen Follower und diese nutzen sie in diesen Tagen, um zu mobilisieren. Berühmtestes Beispiel sind wohl die Fußball-Nationalspieler wie Ali Karimi, der früher in der Bundesliga unter anderem für den FC Bayern aktiv war, der fast stündlich Updates über Proteste im Land selbst postet.
Die iranische Fußball-Nationalmannschaft hat erst bei den Länderspielen vergangene Woche schwarze Aufwärmjacken getragen, als Zeichen der Solidarisierung.  Viele iranische Fußballer, die in europäischen Ligen spielen, tragen Trauerflor.  Im Iran selbst wurden Fußballer auch schon inhaftiert, weil sie sich dieser Protestbewegung angeschlossen haben.
Der Sport hat im Iran einen großen Stellenwert. Bei jeder Sportveranstaltung im Ausland, bei der mindestens drei iranische Athletinnen oder Athleten am Start sind, sind auch Offizielle der Regierung mit dabei, die diese Sportler*innen genau überwachen und sicherstellen, dass sie a) die Regeln befolgen und b) keinerlei Kontakt zu ausländischen Medien haben. Denn der Sport ist für das Regime ein wichtiges Propagandainstrument. Doch nun sagen sich immer mehr Sportlerinnen und Sportler vom Regime los – und tragen dazu bei, dass die autoritäre Herrschaft im Iran ins Wanken gerät.