FIFA
Neue Klub-WM nimmt Formen an

2025 richtet die FIFA die erste Ausgabe der Klub-WM mit 32 Teams im neuen Format aus. In zwölf Stadien in elf US-Städten soll der Ball rollen. Doch die Kritik ist schon im Vorfeld groß und zahlreiche Fragen sind ungeklärt.

Von Arne Lichtenberg |
    FIFA-Präsident Gianni Infantino steht auf der Bühne beim Global Citizen Festival im Central Park in New York.
    FIFA-Präsident Gianni Infantino gab beim Global Citizen Festival im Central Park in New York die weiteren Pläne für die umstrittene Klub-WM bekannt. (dpa / picture alliance / Vanessa Carvalho)
    Im Juni und Juli 2025 findet die neue FIFA-Klub-WM in den USA statt. Das ist nicht mehr lange hin - aber rund um die Klub-WM gibt es momentan mehr Fragen als Antworten. Das Turnier, das zuvor jährlich ausgetragen wurde, ist überarbeitet und auf 32 Klubs ausgebreitet worden, aber ansonsten ist der Stellenwert des Turniers der besten Vereine von jedem Kontinent gering.
    Bei der Klub-WM mit 32 Teams sollen sich die Mannschaften wie bei einer klassischen WM erst in der Vorrunde gegenüberstehen und dann in einem K. o.-System den Sieger ausspielen. Als ersten Austragungsort hat die FIFA die USA bestimmt.
    Das Turnier ist auch ein Testlauf für die Weltmeisterschaft 2026. Diese richtet die USA gemeinsam mit Mexiko und Kanada aus. Die Klub-WM soll außerdem nicht mehr im Winter, sondern im Sommer stattfinden. Die FIFA versucht damit, eine weitere lukrative Einnahmequelle zu erschließen. Das Eröffnungsspiel findet am 15. Juni statt. Das Finale steigt am 13. Juli 2025 in New Jersey.

    Inhaltsverzeichnis

    In welchen Städten findet die Klub-WM statt?

    Die erste Auflage der neuen Klub-WM wird 2025 in elf US-Städten ausgetragen. Finalort wird das MetLife Stadium in New Jersey sein. Das Football-Stadion der New Yorker NFL-Teams Giants und Jets hatte bereits zuvor den Zuschlag für das Finale der Fußball-WM 2026 erhalten.
    Dazu rollt der Ball in Atlanta, Charlotte, Cincinnati, Los Angeles, Miami, Nashville, Philadelphia, Seattle, Washington und Orlando. Orlando ist dabei gleich mit zwei Stadien vertreten. Der Austragungsort für das Eröffnungsspiel ist noch unbekannt.

    Welche Vereine werden teilnehmen?

    Von den 32 Teilnehmern der Erstausgabe 2025 kommen zwölf aus Europa, darunter Real Madrid und Manchester City mit Weltstars wie Kylian Mbappé und Erling Haaland. Außerdem sind Klubs wie Chelsea, Juventus Turin und Paris Saint-Germain vertreten; aus Deutschland sind Bayern München und Borussia Dortmund dabei.
    Den Gastgeber USA vertreten die Seattle Sounders und per Wildcard wahrscheinlich auch Lionel Messi und Inter Miami. Aus Mexikos Liga MX sind Monterrey, León und Pachuca dabei. Dazu vier Vereine aus Afrika, vier Teams aus Asien, sechs aus Südamerika wie River Plate, Boca Juniors, Fluminense, Botafogo und Palmeiras und ein Vertreter aus Ozeanien.
    Ausgelost werden soll die Klub-WM im Dezember. Kurz danach werde der Spielplan für die acht Vierergruppen veröffentlicht, versicherte die FIFA. 

    Wo wird das Turnier übertragen?

    Der Weltverband bemüht sich seit Monaten darum, einen weltweiten TV-Vertrag für das Turnier abzuschließen. Bislang kam es aber nicht zu einer Einigung. Berichten zufolge bot Apple eine Milliarde US-Dollar für einen weltweiten Rechtevertrag, was jedoch deutlich unter den von der FIFA geforderten vier Milliarden lag.
    Dabei sind es nicht nur die unterschiedlichen Preisvorstellungen, die Anlass zur Sorge geben. Nach Angaben von The Athletic zögern die europäischen Sender wegen der Terminüberschneidung mit Wimbledon und der Frauen-EM.
    In den USA sind die Dinge noch undurchsichtiger: Es wurde berichtet, dass "ein großes US-Medienunternehmen mit einem bedeutenden Sportportfolio so wenig von diesem Wettbewerb überzeugt war, dass es den Wert der nordamerikanischen Rechte auf etwa 30 Millionen Dollar schätzte“.
    Es sieht bislang jedenfalls so aus, als ob die erwarteten Einnahmen der FIFA aus der Rechtevergabe bei Weitem nicht so hoch ausfallen werden wie erhofft.

    Was passiert mit den Spielerverträgen?

    Die Verträge zwischen den Vereinen und Spielern enden traditionell am 30. Juni. Dieses Datum fällt aber 2025 mitten in die dann laufende Klub-WM - und noch ist völlig unklar, wie mit Spielern umgegangen wird, die beispielsweise von einem Klub-WM-Teilnehmer zum anderen wechseln. Spielen diese dann in den ersten Duellen noch für ihre alten Klubs und in den entscheidenden K. o.-Runden dann für ihren neuen Verein?
    Aktueller Klub-Weltmeister ist Manchester City.
    Der aktuelle Klub-Weltmeister ist Manchester City. (IMAGO / Sports Press Photo / IMAGO / Alexandre Neto / SPP)
    Laut der englischen Zeitung Telegraph gibt es bei der FIFA die Überlegung, dass Spieler mit einem im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag gleich ganz vom Turnier ausgeschlossen werden. Das würde aber allein beim FC Bayern sieben Spieler betreffen: Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich, Eric Dier, Leroy Sané, Alphonso Davies und Sven Ulreich. 
    Das Fehlen der Weltstars würde auch eine erhebliche Qualitätsminderung des Produkts bedeuten, was sich auf die Vermarktung auswirken dürfte. Eine klare Ansage des Weltverbandes, wie mit dieser Situation umgegangen wird, steht noch aus.

    Was ist mit der Belastung für die Spieler?

    Die Spielergewerkschaft FIFPRO warnte jüngst vor einer Überlastung der Spieler durch die neue Klub-WM und drohte mit rechtlichen Schritten. "Das Recht auf eine garantierte jährliche Pause gibt es praktisch nicht mehr, da die Klub-WM in dem einzigen Zeitraum des Jahres ausgetragen werden soll, der den Spielern theoretisch für solche Pausen zur Verfügung steht."
    Auch die Verbände aus England, Frankreich und Italien haben eine gemeinsame Beschwerde bei der FIFA eingereicht, weil sie Sorge haben, dass die Spieler über ihre Grenzen hinaus belastet werden.
    Der Kalender sei "übersättigt", für die Ligen unhaltbar und ein "Risiko für die Gesundheit der Spieler". Die FIFA handle aus bloßem Eigeninteresse, der Rechtsweg sei die einzige Möglichkeit, um den Fußball "zu schützen", hieß es weiter.
    Es war Ironie des Schicksals, dass der spanische Spieler Rodri von Manchester City zuerst einen Streik ins Spiel gebracht hatte, sollte die Anzahl der Spiele weiterhin steigen. "Wenn es so weitergeht, haben wir keine andere Wahl. Wir sind die Akteure, die unter dem Terminkalender leiden", sagte der spanische Europameister. Für ihn seien "40 bis 50 Spiele" das Maximum, darüber hinaus "sinke das Niveau", denn es sei "nicht möglich, so viele Spiele auf höchstem Level" zu machen. Nur Tage nach der Ankündigung seines Protests riss sich der Mittelfeldstratege das Kreuzband.
    Rodri und andere Spieler liegen nicht falsch: Für die Teilnehmer an der Klub-WM droht eine extrem anstrengende Saison. Falls Manchester City das Finale der Champions League, der beiden nationalen Klubwettbewerbe und der Klub-WM erreicht, könnte das Team mehr als 80 Spiele in dieser Saison bestreiten. Für die Nationalspieler wie Rodri sind es sogar noch mehr.