Da ist er - der erste Spielabbruch bei den Protesten gegen den möglichen Investoreneinstieg. Die DFL beendet die Verhandlungen mit dem übrig gebliebenen Investor und kassiert damit ihre wohl größte Niederlage. Nie war es dem Ligaverband gelungen, die vermeintliche Notwendigkeit des Geschäfts mehrheitsfähig zu erklären. Die DFL muss das Geld für die Modernisierung der Liga nun anderweitig besorgen. Vielleicht über Kredite, vielleicht mit neuen Werbemaßnahmen oder - zumindest theoretisch eine Idee - durch solideres Wirtschaften von Klubs und Liga.
Investorendeal war nur ein Grund für die Proteste
Am Ende war es der Druck der Basis, der wirkte. Die Proteste der aktiven Fanszenen, die laut Umfragen inhaltlich von viel mehr Menschen als nur Ultragruppen geteilt wurden, haben gewirkt. Mit Tennisbällen und vielen kreativen anderen Aktionen haben sie ihr Ziel erreicht: Spiel, Satz und Sieg.
Klar ist, dass der Investorendeal nur ein Grund für die Proteste war. Denn die DFL stützte sich bei dem Deal viel zu lange auf die kleinste notwendige Zweidrittelmehrheit - in der die entscheidende Stimme mindestens im Verdacht stand, nur durch einen Verstoß gegen die 50+1-Regel zustande gekommen zu sein. Viel spricht dafür, dass Geschäftsführer Martin Kind als Vertreter der Hannover 96 GmbH gegen die Weisung des Muttervereins Hannover 96 e.V. gestimmt hat.
Am Ende dreht sich alles um die 50+1-Regel
Genau deshalb bleibt den Fanszenen kaum Zeit, ihren Erfolg zu feiern. Denn im deutschen Fußball stellt sich über den Investorendeal der DFL hinaus die Systemfrage: Wird 50+1 bei Hannover 96 ausgehöhlt, umgangen oder sogar komplett missachtet? Können andere Klubs mit der Neigung zu schnellem Geld von Investoren ähnliche Konstrukte aufbauen? Das Bundeskartellamt will die Regel nach dem Vorgang mit? Hannover 96 weiter prüfen - dabei kommt es vor allem darauf an, ob sie von der DFL auch durchgesetzt wird.
Für die DFL bietet sich daher eine Gelegenheit, zumindest ein klein wenig ihrer aktuell völlig zerstörten Reputation bei den Fans wiederherzustellen. Mit einem klaren und unmissverständlichen Einstehen für 50+1 als Kernelement des deutschen Fußballs, mit Teilhabe und Mitbestimmung durch Mitglieder. Wenn 50+1 im deutschen Fußball zur PR-Nummer zu verkommen droht, dauert es nicht lange, bis wieder Tennisbälle durch Fußballstadien fliegen.