Es ist auf dem ersten Blick tatsächlich eine überraschende Entscheidung: Die Partnerschaft des FC Bayern München mit Qatar Airways wird nicht verlängert.
Das ist zunächst einmal ein Erfolg für die Ultras, die besonders engagierten Fans. Sie haben seit Jahren hart dafür gekämpft. Sie haben mit Plakaten im Stadion die Vereinsführung kritisiert, haben Podiumsdiskussionen veranstaltet, haben das Thema auf Mitgliederversammlungen angesprochen. Es war vorbildliche Arbeit kritischer Fans und Vereinsmitglieder.
Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren hingegen mehrere taktische und strategische Fehler gemacht. Fehler, die nachwirken werden.
FC Bayern zu Dialog mit Fans gezwungen
Zunächst hatte der Verein versucht, die eigenen Fans zu ignorieren – bei den Podiumsdiskussionen bleibt der Platz des Clubs leer, trotz Einladung.
Als Bayern-Fan Michael Ott dann 2021 einen Anti-Katar-Antrag auf der Mitgliederversammlung einbringen will, versucht der Verein alles, um das zu verhindern. Am Ende schneidet Präsident Herbert Hainer den kritischen Stimmen sogar das Wort ab. Er wird daraufhin ausgepfiffen und angebrüllt – von den eigenen Fans. Spätestens hier wird klar: Die Frage „Menschenrechte oder Geld?“ beantworten die Ultras anders als die Vereinsführung.
Auch wenn der FC Bayern ein halbes Jahr später einen sogenannten Round Table veranstaltet, mit Vertretern des Vereins, von Menschenrechtsorganisationen, mit Vertretern aus Katar und mit Fans. Eine wirkliche Debatte entsteht nicht, auch, weil der FC Bayern gerne mit PR-Stanzen versucht, eigenes Nichtstun zu überdecken.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren Partnerschaft
Der FC Bayern hatte ganze fünf Jahre Zeit, die Partnerschaft mit Qatar Airways dafür zu nutzen, in Katar Gutes zu tun. Fünf Jahre hat der Verein nicht mal das Nötigste getan. Das Frauen-Team hat Schulen besucht und mit weiblichen Teenagern trainiert. Das Männer-Team hat aber bis heute keinerlei derartige Aktion absolviert, nicht einmal ein Event für die vielen Gastarbeiter veranstaltet. „Kultureller Austausch“, für den sich der FC Bayern zum Abschied in einer Pressemitteilung rühmt, sieht anders aus.
Dabei hatten Menschenrechtsorganisationen dem Verein geraten: Wenn ihr so eine Partnerschaft eingeht, dann müsst ihr eure Reichweite nutzen. Die Bayern haben das nicht gemacht. Sie sind stumm geblieben und haben das Geld genommen.
Katar orientiert sich jetzt in Richtung England
Für Katar haben sich die 25 Millionen Euro pro Saison gelohnt. Im kritischen Zeitraum vor der Weltmeisterschaft hatte man den wichtigsten deutschen Verein durch diese Partnerschaft an seiner Seite und konnte sich darauf verlassen: Deutliche Kritik der Bayern wird es nicht geben. Jetzt ist die WM durch, der Golfstaat hat sein Ziel erreicht.
Und vielleicht ist auch das der Grund für das Ende: Deutschland ist jetzt nicht mehr so wichtig. Stattdessen versucht eine katarische Stiftung, Manchester United zu kaufen. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate besitzen in England bereits Klubs. Es wäre nur logisch für Katar, das Geld in diesen Wettkampf zu stecken.