Es kommt nicht häufig vor, dass Fußball-Bundesligisten auf kurzfristiges Geld verzichten. Umso bemerkenswerter ist, wenn 16 Vereine sagen: Wir wollen gerade keine zwei Milliarden Euro. Genau das ist aber passiert.
Die DFL wollte für 20 Jahre einen Teil der Einnahmen aus den TV- und Medienrechten an einen Investor verkaufen und dafür zwei Milliarden Euro innerhalb kurzer Zeit einnehmen. Mit diesem Geld sollte die Vermarktung im Ausland gestärkt werden, die Stadien digitalisiert werden und ja, ein paar neue Spieler wären auch drin gewesen. Aber der Prozess, einen Investor in den Ligaverband DFL zu holen, hat auf der Versammlung der 36 Klubs der 1. und 2. Liga nicht die nötige Zweidrittel-Mehrheit erhalten.
Das ist zunächst einmal ein Erfolg der Fans. Seit Wochen haben sie in den Stadien Stimmung gegen den Investoren-Einstieg gemacht, sich gegen eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs gewehrt. In der Vergangenheit waren solche Aktionen der organisierten Fans langfristig eher erfolglos – die Spieltage wurden doch zerstückelt, die Ticketpreise steigen. Aber diesmal ist ihr Erfolg endgültig – und eindeutig.
Demokratie tut der Bundesliga gut
„Das ist Demokratie“, sagte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke dazu wortwörtlich nach der für ihn enttäuschenden Mitgliederversammlung. Was Watzke etwas lapidar daher sagt, ist aber ein Wert an sich. Denn demokratische Werte spielen in anderen europäischen Top-Ligen kaum noch eine Rolle. Stattdessen spielen dort Klubs, die Staatsfonds aus Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gehören. Länder, die mit dem Fußball Geopolitik betreiben und von Menschenrechtsverletzungen ablenken möchten.
Die Bundesliga hat sich dafür entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Und das ist gut so, auch wenn die Liga tatsächlich das Geld hätte brauchen können - etwa um junge Zielgruppen bessern anzusprechen oder international bekannter zu werden. Die zwei Milliarden Euro hätten aber das größte Problem der Bundesliga auch nicht gelöst, sondern eher verschärft: Nämlich das die Bundesliga in den vergangenen zehn Jahren langweilig war. Warum hätten Menschen in China oder den USA dabei zu gucken sollen, wie der FC Bayern im März Meister wird?
Solidarität der großen Vereine nicht in Sicht
Damit die Meisterschaft dauerhaft so spannend ist, wie in diesem Jahr, bräuchte es eine massive Umverteilung innerhalb der Liga, vor allem müssten Bayern, Dortmund und Co ihre Einnahmen aus der Champions-League abgeben. So solidarisch sind die Klubs aber nicht. Hans-Joachim Watzke, im Hauptjob BVB-Geschäftsführer, kündigt auf der Pressekonferenz sogar an, dass dem FC Bayern und dem BVB in nächster Zeit niemand mehr mit Solidarität kommen bräuchte, weil die zwei Vereine bei einem Investoren-Einstieg am meisten Exklusiv-Rechte hätten abgeben müssen – sie hätten aber auch am meisten Geld kassiert.
Vielleicht erklärt diese pampige Haltung ganz gut, warum offenbar gerade Zweitligisten gegen einen Investor gestimmt haben. Die 36 Klubs müssten sich jetzt darauf besinnen, den sportlichen Wettkampf zu stärken. Denn wenn das sportliche Produkt spannender ist, dann klappt es auch mit dem Geld leichter.