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Vorwurf sexuelle Belästigung
Le Graët tritt zurück - und bekommt einen FIFA-Job

Noël Le Graët ist als Präsident von Frankreichs Fußballverband zurückgetreten, gegen ihn gab es Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Wenig später wurde klar, dass er einen neuen Job bekommt: bei der FIFA.

Von Chaled Nahar | 28.02.2023
    Frankreichs bisheriger Verbandspräsident Noël Le Graët (links) mit FIFA-Präsident Gianni Infantino
    Frankreichs langjähriger Verbandspräsident Noël Le Graët (links) mit FIFA-Präsident Gianni Infantino (imago images / PanoramiC / Anthony BIBARD via www.imago-images.de)
    Le Graët soll das Büro der FIFA in Paris leiten, wie Éric Borghin, ein Vorstandsmitglied des französischen Verbands FFF, mitteilte. "Ich werde ab kommender Woche das FIFA-Büro in Paris leiten. Das ist mit (FIFA-Präsident Gianni) Infantino besprochen. Die Idee ist schon länger in Arbeit", sagte Le Graët in einem Interview mit Le Monde. "Ich möchte Noël Le Graët für seinen wichtigen Beitrag auf nationaler und internationaler Ebene über viele Jahre hinweg danken", teilte Infantino mit. In der Mitteilung der FIFA wurde nur darauf verwiesen, dass Le Graët schon im Januar 2022 zum "Delegierten des FIFA-Präsidenten" in dem Pariser Büro ernannt worden war.
    Die FIFA-Außenstelle ist in einer Bürogemeinschaft in dem Gebäude des Hôtel de la Marine am Place de la Concorde beheimatet. Die Eröffnung hatte Infantino 2021 gemeinsam mit Le Graët und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron vorgenommen. "Das Pariser Büro wird eine strategische Basis für Aktivitäten zur Entwicklung des Fußballs sein", teilte die FIFA damals mit.

    Rücktritt nach Vorwürfen sexueller Belästigung

    Le Graët, der seit 2011 Präsident des Verbands war, hatte sein Amt zuvor seit dem 11. Januar ruhen lassen. Hintergrund sind Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den 81-Jährigen. Die Pariser Justiz ermittelt deshalb gegen ihn. Es geht in den Vorwürfen um regelmäßige Belästigung von Frauen mit Worten und Kurznachrichten. Le Graët bestreitet, jemals jemanden "moralisch oder sexuell" belästigt zu haben. "Fragen Sie alle Mitarbeitenden der FFF, Sie werden keinen finden, der mich kritisiert", sagte Le Graët in Le Monde. "Ich glaube, ich habe nie die rote Linie überschritten."
    Das Sportministerium hatte ihm in einem Bericht die nötige Legitimität abgesprochen, um den französischen Fußball zu verwalten und zu repräsentieren. Der Verband kritisierte den Bericht, der "weniger auf objektiven Fakten als auf Einschätzungen beruhe, die manchmal zu einer unverhältnismäßigen Verunglimpfung geführt" hätten. Die Anwälte Le Graëts teilten mit, dass ihr Mandant gegen Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra eine Verleumdungsklage anstrebe.

    Le Graët verzichtet auf Sitz im FIFA-Rat

    Le Graët gehörte seit Mai 2019 dem FIFA-Rat an. Er ersetzte damals kurzerhand Reinhard Grindel, der nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident auch den Sitz bei der FIFA aufgegeben hatte. Auf diesen Sitz im FIFA-Rat verzichtet er nun. "Ich möchte nicht mehr im FIFA-Rat sein, für den ich nicht mehr kandidiere", sagte Le Graët in Le Monde "ich werde Infantinos rechte Hand in Paris sein." Le Graët hätte sich nach bisheriger Planung am 5. April in Lissabon beim UEFA-Kongress in Lissabon zur Wiederwahl für einen der UEFA-Sitze im FIFA-Rat stellen sollen. Sein Konkurrent, der portugiesische Funktionär Fernando Gomes, wird damit wohl ohne Gegenkandidat in den FIFA-Rat einziehen.
    Um zur Wahl zugelassen zu werden, muss eine zu wählende Person laut UEFA-Statuten ein Amt als Präsident oder Vizepräsident des Nationalverbandes halten - was auf Le Graët nicht mehr zugetroffen wäre. Allerdings hatte Le Graët vor seinem Rücktritt bereits das Zulassungsverfahren zur Kandidatur bei der FIFA bestanden. Ob Le Graët an der Wahl hätte teilnehmen dürfen, beantworteten UEFA und FIFA auf Anfrage des Deutschlandfunks nicht.
    Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf steht ohne Konkurrenz zur Wahl - für die verbliebene Amtszeit des zurückgezogenen Peter Peters. Das Amt ist mit 250.000 US-Dollar jährlich dotiert.