Für Sportlerinnen und Sportler ist es eine gewohnte Prozedur: Sie stellen sich vor eine Wand von Sponsoren und beantworten dann Fragen der anwesenden Kamerateams. Solche Sammelinterviews gibt es am Sonntag auch bei der Rückkehr des deutschen Olympiateams.
Claudia Pechstein weigert sich aber zunächst, Fragen zu beantworten – weil ein ARD-Team anwesend ist. Erst als der ARD-Mann seine Kamera nach unten klappt und nicht filmt, beantwortet Pechstein die Fragen der anderen Journalisten.
Die Eisschnellläuferin gebe der ARD seit Jahren keine O-Töne mehr, erklärt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Hintergrund sei die Dopingberichterstattung von Hajo Seppelt. Der hatte 2012 darüber berichtet, dass Pechstein bei einem Erfurter Sportmediziner in Behandlung gewesen sei. Dieser hatte Sportlerinnen und Sportlern Blut abgenommen, es mit UV-Licht bestrahlt und wieder zurückgeführt.
Pechstein boykottiert ARD wegen Dopingberichterstattung
Da sich aber ein Verstoß gegen die Dopingregularien nicht nachweisen ließ, hatte der Fall für Pechstein keine Konsequenzen. Dafür aber für die ARD. Denn die wird seitdem von Pechstein boykottiert. Eine Entscheidung, die die ARD akzeptiert habe, so Balkausky.
Das Verhalten der deutschen Fahnenträgerin bei ihrer Rückkehr sorgt aber trotzdem für Kritik. Der Ausschluss der ARD offenbare ein seltsames Verhältnis zur Pressefreiheit, so der Deutsche Journalisten-Verband.
Die SPD-Bundestags-Sportpolitikerin Bettina Lugk schreibt auf Twitter, dass sie von Pechstein, gerade in ihrer Rolle als Fahnenträgerin, einen respektvollen Umgang mit der Pressefreiheit erwarte.
Ein Sprecher des DOSB sagte auf Deutschlandfunk-Nachfrage, dass er es begrüßt hätte, wenn Pechstein die Situation im Sinne des Team D anders gelöst hätte.