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Fußball und Rassismus
Premier League: Kniefall nur noch zu besonderen Anlässen

Der amerikanische Footballer Colin Kaepernick war der erste, der niederkniete, um gegen Rassismus zu protestieren. Auch die Fußballer in der englischen Premier League gingen seit 2020 vor jedem Spiel in die Knie. Jetzt haben sich die Kapitäne entschieden, die Geste nur noch selten zu benutzen.

Christine Heuer |
Die Watford-Spieler Christian Kabasele und Edo Kayembe knien vor dem Premier-League-Spiel gegen Leicester City am 15. Mai 2022.
Geste gegen Rassimus: Der Kniefall vor dem Spiel in Premier-League wird seltener werden. (IMAGO/Action Plus)
Premier League-Chef Richard Masters trägt die Entscheidung mit. Die Spieler hätten den Eindruck, dass die Geste gegen Rassismus ihre Kraft verliere. Genau mit dieser Begründung hatte die Mannschaft vom FC Brentford schon vor Monaten das Knien eingestellt. Nun folgt ihr die gesamte Premier League.

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Spieler knien nur noch zu besonderen Anlässen

Die Spieler knien nur noch vor ausgewählten Partien nieder, zum Saison-Start und –Ende etwa. Manchmal ist weniger eben mehr. Ihre Botschaft indes bleibe bestehen, bekräftigen die Kapitäne in ihrem schriftlichen Statement: Sie blieben entschlossen, Vorurteile zu beseitigen und eine Gesellschaft mit Respekt und Chancengleichheit für alle zu schaffen.
In Großbritannien kämpft die Organisation „Kick It Out“ gegen Rassismus im Fußball. Ihr Vorsitzender, Sanjay Bhandari, hat keine Einwände gegen das neue Procedere.
"Wir sollten uns eher damit beschäftigen, warum die Spieler niederknien, als damit, ob sie es tun. Sie tun es, weil wir nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben, es gibt Diskriminierung, haufenweise Pöbeleien im Internet. Und die Spieler nutzen ihre Plattform, um darauf aufmerksam zu machen und den Mächtigen zu sagen: Ihr müsst handeln!"

Geste folgen keine Taten

Aber gehandelt wird nach Ansicht vieler zu wenig. Kevin George war früher selbst Fußball-Profi, jetzt arbeitet er als Mentaltrainer für Spieler. Er ist schon länger nur frustriert, wenn er das Niederknien sieht. Nicht, weil er an der guten Absicht der Knieenden zweifelt, sondern weil der Geste kaum Taten folgen.
"Wir reden im Sport ständig über Charakter, Menschenführung, Aggression – und werden da sehr konkret, aber wenn es um Rassismus geht, dann heißt es: Lasst uns niederknien. – Das Bewusstsein ist vorhanden, aber wo sind die Maßnahmen? Knien ist keine Maßnahme."

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So sieht es offenbar auch Wilfried Zaha von Crystal Palace. Der britisch-ivorische Fußballer ist häufig selbst Opfer rassistischer Beleidigungen und hatte sich als einer der ersten im englischen Fußball geweigert, die Geste auszuführen. Das Knie, sagt er, sei eine „bedeutungslose Scharade“.