Die Pandemie hat die Suche nach alternativen Lösungen im weltweiten Anti-Doping-Kampf beschleunigt – auch die deutsche NADA war kreativ. Sie hat den sogenannten Dried-Blood-Spot-Test weiterentwickelt: Zu einer Dopingkontrolle, die Athletinnen und Athleten alleine durchführen, beobachtet von einem Kontrolleur über eine Handy-App. Ich darf für die ARD-Dopingredaktion die neue Waffe im Kampf gegen Doping testen. Noch steckt sie in einem kleinen, versiegelten Karton. Den darf ich erst öffnen, wenn der Dopingkontrolleur mich anruft. Dann beginnt der Test auf Distanz: Ich sitze in Potsdam, NADA-Kontrolleur Stefan Trinks in Bonn.
Remote-Doping-Tests
Trinks erklärt: „Dieses kleine Gerät hier, das ist das Blutabnahmegerät…“ Ich klebe mir die kleine Plastikvorrichtung mit dem großen roten Knopf auf den Oberarm. Ich drücke den Knopf, spüre einen kleinen Pieks – mehr nicht. Das Testgerät bleibt die ganze Zeit im Sichtbereich meiner Handykamera – der Kontrolleur am anderen Ende schaut genau hin. Und er erkennt, wenn genügend Blut in die vier Kammern des Testgeräts geflossen ist. Die sind in etwa so groß wie ein Stecknadelkopf und doch dauert es drei Minuten, bis sie voll sind. Den kleine Behälter mit dem Blut muss ich dann in ein zweites Gerät einspannen, wo das Blut auf ein Spezialpapier übertragen und gespeichert wird. „Wenn Sie es jetzt zudrücken – Sie haben jetzt die Spots rausgestanzt in eine A- und eine B-Proben-Kammer“, erläutert Trinks. Zum Schluss muss ich die Probe versiegeln – immer noch streng beobachtet von Stefan Trinks. Ich stecke sie in einen vorfrankierten Umschlag, und die Probe geht nun per Post ins Labor.
Jahrelange Forschung
An dem Test auf Distanz forschen die Experten seit Jahren. In der Corona-Pandemie gelang der entscheidende Durchbruch für die Analyse minimaler Blutmengen, wie Hans Geyer, der stellvertretende Leiter des Doping-Kontrolllabors in Köln, bestätigt: „Wir haben jetzt die entsprechende Sensivität und Spezifität der analytischen Geräte, die wir vorher nicht hatten. Er können Substanzen aus allen Substanzklassen der Verbotsliste der WADA nachgewiesen werden.“
Das Verfahren ist vergleichsweise günstig, und die Proben lassen sich leicht lagern. Ein Vorteil, auch wenn es darum geht, unbewusstes Doping aufzudecken. Denn mit dem Dried Blood Spot Test kann viel häufiger getestet und bei Auffälligkeiten nachkontrolliert werden, sagt die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann: „Dass man dann einfach zeigen kann: Ist es ein klassisches Dopingszenario, oder ist es möglicherweise auf die Kontamination eines Nahrungsergänzungsmittels oder eben auf einen perfiden Anschlag zurückzuführen.“
Momentan befindet sich das neue Kontrollverfahren in der finalen Testphase mit 24 deutschen Spitzenathleten. Die klassischen Verfahren wird der Dried Blood Spot Test nicht ersetzen, aber mit seiner Hilfe können Lücken im Kontrollsystem geschlossen werden.