Es sind ganz große Unternehmen: Russlands staatlicher Atomkonzern Rosatom zum Beispiel und die überwiegend staatliche russische Sberbank. Auch Goldförderunternehmen aus Russlands Fernem Osten zählen dazu. Sie alle sollen die Einheit Sojuz finanzieren, in der russische Kampfsportler in der Ukraine kämpfen. Das wollen Reporter des russischsprachigen Exilmediums "Waschnye Istorii", "Wichtige Geschichten", recherchiert haben.
Beide Vorsitzende haben Nähe zum russischen Machtapparat
Organisiert werden die Finanzhilfen für die Kampfsporttruppe offenbar von zwei hochrangigen Politikern. Der eine heißt Sergej Kirijenko, ist stellvertretender Chef der russischen Präsidialadministration, war zuvor Chef von Rosatom und treibt nebenbei Aikido. Der andere, Jurij Trutnjew, ist stellvertretender Premierminister, Beauftragter Putins für den Fernen Osten und macht Karate. Beide teilen sich den Vorsitz der Russischen Kampfsportunion.
Jurij Trutnjew hatte bereits Ende 2022 die Gründung der Einheit „Sojus“ bekannt gegeben. 95 Kampfsportler und ihre Trainer würden an die Front fahren, direkt nach dem Turnier, so Trutnjew damals am Rande eines Wettkampfes in Moskau: "Wenn du heute beweisen willst, dass du ein Kämpfer bist, dann reicht es nicht, in den Ring zu steigen. Echte Kämpfer vergießen Blut für unsere Heimat."
Ausbildung durch Elite-Sportler
Etwas später zeigte der staatsnahe russische Fernsehsender NTW Bilder von der kurzen militärischen Vorbereitung der Kampfsportler in einem Ausbildungszentrum für Elitekämpfer in Tschetschenien. Mit dabei: der Karate-Weltmeister Viktor Gorn: "Als ich erfahren habe, dass eine Einheit mit Sportlern zusammengestellt wird, mit denen ich gemeinsam im Training und auf Wettkämpfen war, mit denen ich die ganze Welt bereist habe, da habe ich nicht länger nachgedacht und mich sofort gemeldet."
Russischen Medienberichten zufolge soll die russische Kampfsporteinheit bis Ende 2023 auf 145 Mann angestiegen sein. Wo sie kämpfen, ist nicht bekannt. Einzelne sind bereits an der Front umgekommen.
Großer Anstieg an Spenden
Auf Telegram wirbt die Kampfsportunion weiterhin um Freiwillige für die Front.
Den Recherchen von "Waschnye Istorii" zufolge sind die Spendeneinnahmen der Russischen Kampfsportunion seit Beginn des großangelegten Überfalls auf die Ukraine stark gestiegen, auf umgerechnet rund 3,5 Millionen Euro im Jahr 2023. Allein Rosatom und sein Tochterunternehmen sollen in den vergangenen beiden Jahren mehr als eine Million Euro gegeben haben.
Das Portal hat recherchiert, dass der Sportverband in diversen Waffengeschäften einkauft, und dass die beiden Vorsitzenden, die Politiker Trutnjew und Kirijenko, persönlich in den Donbass reisen, um den Kämpfern die Ausrüstung und Waffen zu übergeben. Rosatom ist bisher, anders als andere russische Energieunternehmen, von Sanktionen der EU ausgenommen.
Unterdessen wirbt die Kampfsportunion schon in Schulen für Militarismus und Krieg. Auf der Website des Verbands sind Grundschüler in Militärkleidung und mit Waffen in der Hand zu sehen.