Als Emmanuel Macron vor die Presse trat, um ein Grußwort an alle zu richten, die bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris im Sommer beteiligt sind, ließ er es an Pathos nicht mangeln. Die Spiele seien eine „einzigartige Gelegenheit, das Beste von dem zu zeigen, was wir sind, natürlich in der Welt des Sports, aber auch von dem, was unser Land repräsentiert.“ Dennoch ließ Macron auch durchblicken, dass noch nicht alles perfekt bereitet ist – für die Spiele, die Ende Juli in Paris beginnen.
Dem Präsidenten zufolge gibt es drei große Herausforderungen für die Organisation der Olympischen Spiele: „Die Erste ist die Sicherheit. Die Bedrohung durch Terroristen ist auf französischem Boden immer präsent. Das ist eine immense Herausforderung.“ 30.000 Gendarmen und Polizisten seien jeden Tag Tag an Ort und Stelle, um die Sicherheit der Spiele zu gewährleisten. Im Grunde sei es die gesamte Polizei und Nationalgendarmerie, die mobilisiert werde. Macron würdigte besonders, dass die Polizisten im Sommer während der Spiele auf ihren Urlaub verzichten. Allein der Fackellauf wird ein Mammutprojekt: Das Olympische Feuer soll auf seinem Weg nach Paris permanent von rund 100 Polizisten in einer "Sicherheitsblase" geschützt werden.
Die Angst vor Terror während Olympia ist auch Teil der öffentlichen Debatte in Frankreich. Exemplarisch dafür steht die Eröffnungsfeier, bei der zahlreiche der etwa 10.500 Athletinnen und Athleten auf Booten über die Seine fahren sollen, an den Ufern werden bis zu 600.000 begeisterte Zuschauer erwartet. Das ist die Idealvorstellung - tolle TV-Bilder inklusive. Doch mittlerweile sprechen Politiker von einem Plan B, laut Präsident Macron soll dieser im Falle einer potenziellen Bedrohung greifen. Doch er hoffe, dass man bis zum Ende an den ursprünglichen Plänen festhalten könne.
Zuletzt fehlte zudem noch ein knappes Drittel der privaten Sicherheitskräfte, die bei den Spielen zu einem friedlichen Ablauf beitragen sollen. Organisationschef Tony Estanguet beschwichtigte zuletzt – und verwies darauf, dass 70 Prozent des Personals bereits feststehe.
Angst vor Überlastung des Verkehrsnetzes
Die zweite Herausforderung, vor der Präsident Macron warnt, ist der reibungslose Ablauf des öffentlichen Verkehrs. Macron sagte: „Wir brauchen 15 Prozent zusätzliches Angebot während der Spiele – in einem Netz, das gewöhnlich im Sommer um 20 Prozent reduziert ist.“ Es gebe Segmente, in denen der Druck groß sein werde. Macron zeigte sich zwar zuversichtlich, dass man die Menschenmengen gemeinsam mit den Betreibern und der Kommune bewältigen werde. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte im November im französischen Fernsehen gewarnt, dass an einigen Orten "die Verkehrsmittel nicht bereit" während der Spiele sein würden, zudem gebe es nicht genügend Züge.
Als dritten und letzten Punkt, den es laut Macron noch anzupacken gilt, benennt der Präsident die Barrierefreiheit in Paris. Die kleinen Läden nahe der Olympischen Stätten sollen zugänglich gemacht werden, wofür Macron „erhebliche Mittel“ bereitgestellt habe. Zudem sollen 1.000 behindertengerechte Taxis kompensieren, was im Bereich ÖPNV nachzuholen gilt. Es sei eine Tatsache, so Macron, dass das öffentliche Verkehrsnetz veraltet und nicht barrierefrei sei. Die Anstrengungen um eine barrierefreie Hauptstadt sollen nach den Spielen fortgesetzt werden.
Viele kleine Baustellen
Darüber hinaus gibt es noch viele vergleichsweise kleine Baustellen sechs Monate vor Beginn der Spiele. Die Buch- und Bildhändler ("Bouquinistes") am Seine-Ufer etwa wollen gegen ihre geplante temporäre Verbannung für die Eröffnungsfeier vor Gericht ziehen. Die Preise für ein U-Bahn-Ticket verdoppeln sich während der Spiele nahezu (von 2,10 Euro auf 4 Euro), in bestimmten Stadtbezirken dürfte auch für Anwohner der Zugang erschwert sein - Sicherheitsgründe. Die angedachte großflächige Videoüberwachung wird von den Parisern, die sich im Sommer zudem auf etwa 15 Millionen Touristen einstellen müssen, kritisch gesehen. Unterkünfte für Übernachtungsgäste drohen in bestimmten Stadtteilen und Außenbezirken knapp zu werden, entsprechend hoch sind die Preise. Alles in allem: Die übliche Aufregung vor Olympischen Spielen.
Mit Material von SID und ARD Studio Paris