Wehrle sprach die finanziellen Herausforderungen durch Verluste in der Coronakrise und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga an. "Andere Ligen wie die spanische oder die französische und die italienische, beschäftigen sich damit oder haben schon teilweise Anteile veräußert. Und deswegen müssen wir uns damit beschäftigen", sagte Wehrle.
"Ich persönlich sage aber auch, dass wir das nicht um jeden Preis so durchziehen müssen." Mit Investitionen und folgenden Erlösen müsse man eine Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit hinbekommen. "Das ist sicherlich ein Modell, wo es sich lohnt, darüber nachzudenken."
15 Prozent der TV-Rechte sollen ausgelagert werden
Die DFL hatte zuletzt mitgeteilt, dass sie den Klubs Konzepte präsentieren wolle. Dabei geht es um die Auslagerung der TV-Rechte in eine noch zu gründende Tochtergesellschaft. Anteile daran sollen nicht verkauft werden, so die DFL. Ein strategischer Partner soll nach Informationen des Deutschlandfunks aber eine Minderheitsbeteiligung von 15 Prozent für einen Zeitraum von 25 bis 30 Jahre erhalten. Dafür sollen einmalig 2,5 bis 3 Milliarden Euro fließen. Auf 15 Prozent der Einnahmen müssten die Klubs dann verzichten.
Kritiker wenden ein, dass bei einem Geldbedarf auch einfach Kredite aufgenommen werden könnten, statt Einnahmen aus der Zukunft zu verpfänden. "Aus einem Hundert-Euro-Schein wird auf Dauer ein 85-Euro-Schein. Der Einmalzahlung stehen die 15 Euro gegenüber, die für Jahrzehnte verloren gehen", sagte Kölns Vorstandsmitglied Eckard Sauren der Süddeutschen Zeitung. Zudem wird befürchtet, dass ein Geldgeber auch als Minderheitsgesellschafter versuchen könnte, beispielsweise Einfluss auf den Spielplan zu nehmen.
Kellers Wahl zum Aufsichtsratsmitglied spaltet die DFL
Zuletzt sorgte die Wahl von Christian Keller in den Aufsichtsrat der DFL für Unruhe, die Rede ist von einer Spaltung. Der Geschäftsführer des 1. FC Köln wurde von den 36 Klubs nach Informationen des Deutschlandfunks mit 18:16 Stimmen gewählt, zwölf Stimmen kamen dabei aus der 2. Bundesliga. Keller und Köln gelten als kritisch eingestellt, was den Einstieg eines Investors angeht. Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry, der von den Befürwortern des Investorendeals unterstützt worden war, unterlag in der Wahl gegen Keller.
Eine Richtungswahl also? Wehrle sagte, dass er das anders sehe. Es sei um eine Personenwahl gegangen. "Und im Wesentlichen ist das Präsidium und darin eine Arbeitsgruppe federführend, weniger der Aufsichtsrat."
Geld für Infrastruktur - und viel davon für Traditionsklubs
Wehrle äußerte sich auch zur möglichen Verwendung und Verteilung des Geldes. "Es geht um eine vernünftige Mittelverwendung, dass wir in Zukunftsthemen wie Digitalisierung, wie Infrastruktur, wie der Aufbau von Digital-Plattformen." Der VfB Stuttgart nichts davon, hohe Soforteinnahmen zu generieren und diese nach dem jetzigen TV-Schlüssel zu verteilen.
VfB-Vorstandschef Wehrle machte klar, dass aus seiner Sicht dem VfB Stuttgart mehr Geld zustehe. Stuttgart ist Teil der Gruppe "Fanintensive Vereine", zu der sich Eintracht Frankfurt, Schalke 04, Werder Bremen, der VfL Bochum und Hertha BSC aus der Bundesliga sowie HSV, Düsseldorf und Nürnberg aus der 2. Bundesliga zählen. Investoren würden erwarten, dass viele Kunden mit den Produkten in Verbindung kommen. "Da ist doch klar, dass die, die dafür Sorge leisten, dass sich viele Fans sich für die Bundesliga begeistern, auch überproportional partizipieren."
Entscheidung wohl im April
Bei einer Mitgliederversammlung der 36 Klubs, die nach Informationen des Deutschlandfunks im April geplant ist, müsste eine Zweidrittelmehrheit für die Einbindung eines Investors stimmen. "Es ist wichtig, dass wir ein Modell entwickeln, mit dem die 36 Klubs alle zurechtkommen", sagte Wehrle. "Was wir uns nicht leisten können, ist eine knappe Entscheidung. Weil es dann auch für keinen Investor zukunftsträchtig sein wird, wenn die Liga zerrissen ist."