Diese Handball-EM in Deutschland war ein Versprechen: Liebe Sportfans: Da geht was. Dieses jüngste Team des Turniers hat eine spielerische Qualität gezeigt, die eine Verheißung ist. Nicht in jedem Spiel, aber genau, wenn es drauf ankam. Dann hat Deutschland zum Beispiel beim Schlüsselspiel der Hauptrunde Ungarn entzaubert, kreativ, variantenreich und kraftvoll. Es hat Serien-Weltmeister Dänemark in einem packenden Halbfinale über weite Strecken die Stirn geboten. Und spätestens in der starken 1. Halbfinal-Halbzeit dürfte es auch dem letzten Skeptiker gedämmert haben: Da geht was.
Seit dem EM-Titel 2016 und der Olympischen Bronzemedaille in Rio warten die deutschen Handballer auf den ganz großen Erfolg. Und so eine EM im eigenen Land war natürlich mit der Hoffnung verknüpft, dass mit den Fans der weltweit größten Handballnation im Rücken das lang Ersehnte möglich werden könnte. Nirgendwo sind so viele Menschen Mitglied in einem Handballverein wie in Deutschland, die Stimmung zum Beispiel in der Kölner Arena ist legendär.
Eine verheißungsvolle Generation
Für den großen Titel hat es bei dieser Heim-EM noch gereicht. Noch nicht. Aber mit dem, was die deutsche Mannschaft, die jüngste im Turnier, da gezeigt hat, ist die Grundlage für etwas Großes gelegt. Vielleicht sogar eine Handballgeneration, die über die Jahre zusammenwachsen und Turniererfahrung sammeln kann. Die Qualität bei den Jungen im Team ist da – die Nachwuchsarbeit zahlt sich aus. 2023 hat die deutsche U21 Nationalmannschaft den WM-Titel geholt, vier Spieler aus dem Junioren-WM-Kader sind jetzt Teil des EM-Teams. Der 21-jährige Renars Uscins hat im Halbfinale Routinier Kai Häfner im Rückraum ersetzt und durchblicken lassen, was er wert sein kann für das A-Team. Hinzu kommen andere junge Spieler, die schon bei diesem Turnier tragende Säulen im Team waren – der erst 23-jährige Julian Köster, der in Rückraum und Abwehr aufgetrumpft hat zum Beispiel.
Die hohen Erwartungen an Spielmacher Juri Knorr spiegeln das, was dieser intelligente Spieler mit seinem Spielvermögen verspricht – dabei fällt oft unter den Tisch, dass das alles andere als normal ist für einen ebenfalls erst 23-Jährigen.
Frankreich und Dänemark als Vorbild
Die deutschen Handballer sind auf dem besten Wege, sich das zu schaffen, was Olympiasieger Frankreich und Weltmeister Dänemark seit vielen Jahren haben: eine stabil erfolgreiche Handballergeneration im Nationalteam. Dazu mit Alfred Gislason ein Trainer, der im Clubhandball quasi alles gewonnen hat. Seine Erfahrung, seine Ruhe sind die beste Ergänzung zu diesem jungen Team. Es wäre nur logisch, wenn Gislason und der Deutsche Handballbund nach der EM den auslaufenden Trainervertrag verlängern. Der beste Trainer mit dem verheißungsvollsten Team – da geht was.