Die Bundesliga und ihre Verkaufsargumente. Nach Meinung von Sportökonom Christian Müller, ehemaliger Geschäftsführer für Lizenzierung und Finanzen bei der DFL, sind genau die groß genug, um sich als attraktives Produkt ins internationale Schaufenster zu stellen.
"Kommt es darauf an, dass unsere deutschen Mannschaften besondere Stars in ihren Reihen haben? Kommt es darauf an, dass unser Wettbewerb in der Bundesliga spannend ist? Elfmal wurde Bayern Meister, vielleicht dieses Jahr nicht, aber verändert das tatsächlich etwas an dem Interesse bei einem Spiel zwischen Leipzig und Hoffenheim in Kambodscha? Bin ich mir nicht sicher", erklärte Müller im Dlf.
Die Bundesliga habe andere Vorteile. Alleinstellungsmerkmale, die andere Ligen nicht zu bieten hätten, so Müller:
"Wie die gute Stimmung im Stadion, wie diese wirklich enorme Unterstützung durch die Fankurven, Choreografien und so weiter und so fort, bis hin zu der Frage, dass auch vielleicht Leute woanders erkennen, dass wir hier sozusagen mitgliedergeführte Klubs haben und sich eben viele im Stadion mehr als Teil des Ganzen verstehen."
Produkt kann nicht an Fernsehzuschauer und Stadiongänger angepasst werden
Zwar laufe man mit der "schöne Verpackung unseres Übertragungsangebotes" Top-Ligen wie der englischen Premier League noch hinterher: "Meine Sorge ist allerdings, dass eben die englische Liga und auch die neuen Wettbewerbe der UEFA so viel Aufmerksamkeit von Fernsehzuschauern absorbieren werden, dass eben auch der verteilbare Kuchen für Bundesligaspiele bei den Medienanstalten kleiner wird."
Doch eine mediale Anpassung würde nicht nur Vorteile mit sich bringen. Nach Meinung von Müller laufe man Gefahr, eben jene Zuschauer in den Stadien zu vergraueln: "Was genau macht denn unsere 306 Bundesligaspiele attraktiver und da finde ich eben muss man auch unterscheiden, geht es um den Fernsehzuschauer und wenn ja im Inland oder im Ausland oder geht es um den Stadiongänge. Und ich glaube, es wird an ein paar Stellen so eine richtige Trade-off-Beziehung geben, das heißt, wenn man etwas besser macht für den Fernsehzuschauer, ist es möglicherweise schlechter für denjenigen, der im Stadion sitzt."
Vorteile der deutschen Ligen klar erkennbar
Nach Ansicht von Müller dürfe man nicht einfach blind dem Beispiel der Premier League folgen. Die DFL und ihre Vereine solle sich viel mehr gemeinsam auf die eigenen Stärken besinnen: "Ich finde wichtig, dass eben jetzt die 36 Klubvertreter sich auch wieder gemeinsam bemühen, dass diese Grabenbildung aufhört und dass man eben auch ein bisschen Selbstbewusstsein zeigt. Denn wir haben in dieser Saison eine spannende Meisterschaft, noch sind ja auch die meisten deutschen Klubs in den UEFA-Pokalen dabei."
Finanziell spiele man zwar besonders auf der Insel mit anderen Mitteln, davon dürfe man sich als DFL jedoch nicht blenden lassen: "Ich finde, wir dürfen uns auch nicht nur von diesen Zahlen beeindrucken lassen", erklärte Müller.
"Im Interesse von 36 Mitgliedern des Ligaverbandes fände ich eben gut, wenn der Fokus nicht darauf liegen würde, dass sich einzelne Klubs international dem Wettbewerb mit Real Madrid stellen müssen." Die Wettbewerbsfähigkeit sollte zwar aufrechterhalten bleiben. Die DFL sollte ihr aber nicht alles unterordnen:
"Ich glaube, wir sollten nicht das Wohl und Wehe im DFL danach ausrichten, dass die Top-Klubs auf internationaler Ebene sozusagen noch besser finanziell ausgestattet antreten, denn ich glaube nicht, dass das unsere Erfolge dann so stark erhöhen würde."
Kommerz als Abschreckung – Teilhabe als Chance
Denn nach Meinung des ehemaligen Geschäftsführers von Dynamo Dresden ist es an der Basis auch dieser "Kommerz, der eben auch abschreckt". Die jüngste Ablehnung eines Investoren-Einstiegs könnte die DFL als Chance nutzen:
"Es ist, finde ich, eine positive und liebenswürdige Konstellation, dass auch gerade durch die Entscheidung in den letzten Wochen auch ins Ausland transportiert werden kann, dass die Menschen im Stadion teilhaben und sogar gehört werden bei ganz essenziellen Fragen."