Archiv

Jüdischer Fußballverein in Berlin
TuS Makkabi - eine besondere Erfolgsgeschichte

TuS Makkabi ist der einzige jüdische Sportverein in Berlin. Seit 2022 spielt die erste Fußbalmannschaft in der Oberliga, der größte Erfolg der über 120-jährigen Vereinsgeschichte. Anfang Juni gewann sie den Berliner Pokal – und macht sich Hoffnungen.

Von Dieter Wulf |
    Haben allen Grund zum Jubeln: Die Fußballer des TuS Makkabi feiern nach dem Pokalsieg gegen Sparta Lichtenberg. In der Luft: Trainer Wolfgang Sandhowe.
    Haben allen Grund zum Jubeln: Die Fußballer des TuS Makkabi feiern nach dem Pokalsieg gegen Sparta Lichtenberg. In der Luft: Trainer Wolfgang Sandhowe. (IMAGO / Matthias Koch / IMAGO / Matthias Koch)
    „Für uns jüdische Gemeinde hier ist es eine wahnsinnig große Geschichte, dass wir im Berliner Endspiel um den Paul-Rusch-Pokal sind.“
    Der Paul-­Rusch-Pokal ist die Trophäe des Berliner Fußball-Verbands, um den jährlich alle Berliner Amateurmannschaften kämpfen. TuS Makkabi stand am Samstag im Endspiel um den Hauptstadtpokal. Marian Wajselfisz, mit 85 Jahren der Vereinsälteste, ist die gute Seele des Clubs. Lange lebte er in Argentinien. Und sogar dort, meint er, habe man schon davon gehört.
    „Denn ich hatte schon aus Argentinien auch Anrufe. Ihr seid im Pokalendspiel. Aber für uns ist es eine wahnsinnig große Sache, weil wir überregional auch jetzt sehr bekannt geworden sind als TuS Makkabi.“

    Jüdische Sportvereine haben eine lange Tradition

    Bereits 1898 war der erste jüdische Sportverein Berlins gegründet worden, damals unter dem Namen Bar Kochba Berlin. Er war Ausgangspunkt für die 1903 etablierte Dachorganisation Makkabi Deutschland. Viele jüdische Sportler blieben damals von nationalen Sportvereinen ausgeschlossen, erklärt David Borenstein, Teammanager der ersten Fußballmannschaft von TuS Makkabi.
    „Makkabi an sich kommt ja vom Namen Makkabäer oder aus der Bibel:  Die Leute, die damals Jerusalem oder den zweiten Tempel verteidigt haben. Und ich glaube diese Idee, dass man kämpft, auch wenn man in Unterzahl ist oder nicht die beste Mannschaft am Platz, die ist halt bei uns tief verwurzelt.“
    1938 hatten die Nazis sämtliche jüdische Sportvereine verboten. Erst 1970 griffen einige aus der Berliner jüdischen Gemeinde diese alte Tradition wieder auf und gründeten den Turn- und Sportverein, eben TuS Makkabi. Noch heute kann Marian Wajselfisz sich an das erste Spiel damals erinnern.
    „Wir haben in der C-Klasse angefangen und unser erstes Spiel muss ich Ihnen sagen, wir hatten damals viele jüdische Spieler bei der C-Klasse und der Andrasch Kein mit seinem Bruder, die waren aus Ungarn, der hat das erste Tor geschossen für Makkabi.“

    Heute ist Makkabi multikulturell

    Sie führten 1:0, aber am Schluss, erinnert er sich lachend, verloren sie 1:15. Mittlerweile hat sich vieles geändert. Heute ist TuS Makkabi eine Multikulti-Truppe. In der ersten Mannschaft gibt es Spieler aus 17 Nationen. Hier kicken Hindus, Muslime und Christen. Die wenigsten Spieler sind jüdisch. Der Verein aber eben schon, meint Mannschaftskapitän Doron Bruck sichtlich stolz.
    „Die Geschichte ist jüdisch, die Gegenwart ist jüdisch und die Zukunft ist jüdisch, die Feiertage sind jüdisch, wir machen frei an jüdischen Feiertagen, wir haben viele jüdische Funktionäre und jüdische Werte, die wir versuchen zu vertreten, nicht anderen aufzuerlegen, sondern vorzuleben. Durch Inklusion, Integration und kulturelles Miteinander auf dem Fußballplatz, neben dem Fußballplatz den Grundstein zu legen für jüdisches Leben in Berlin.“
    Wolfgang Sandhove ist wohl das, was man ein Urgestein nennt, er wird dieses Jahr 70. Auch er und sein Co-Trainer Osmane Bangora aus dem Senegal sind nicht jüdisch und doch total begeistert, meint der Trainer.
    „Eigentlich könnte ich zur Ruhe gehen, aber es macht mir so viel Spaß, dass wir jeden Abend trainieren. Und die Mannschaft gibt es uns beiden zurück durch die sonntäglichen Spiele.“
    In den vergangenen Jahren war der Verein immer wieder in den Medien. Aber immer wieder nicht wegen sportlicher Erfolge, sondern weil es antisemitische Übergriffe von gegnerischen Spielern oder Fans in den unteren Ligen gegeben hatte. Bei der ersten Mannschaft aber habe er das nicht erlebt, versichert Wolfgang Sandhove.
    „Wir wurden, egal wo wir waren, ob wir nach Schwerin gefahren sind oder nach Rathenow, wir wurden nicht ein einziges Mal antisemitisch beleidigt.“
    Und zuletzt drehte sich sowieso beim TuS Makkabi alles nur ums Pokalendspiel im Berliner Mommsenstadion. Der Gegner, Sparta Lichtenberg, sei ein harter Brocken aber machbar, so die Hoffnung des Trainers. Und er sollte Recht behalten. Makkabi gewann am Samstag mit 3:1 nach Verlängerung.

    TuS Makkabi im DFB-Pokal

    Damit steht TuS Makkabi automatisch in der ersten Runde des DFB Pokals. Mannschaftskapitän Doron Bruck steht auf dem Platz mit Hertha-T-Shirt. Die wären dann auch sein Lieblingsgegner. „Weil ich … natürlich als Berliner einen besonderen Bezug dazu habe und weil man sich natürlich sportlich da momentan ganz gute Aussichten zum Weiterkommen in die zweite Runde machen kann. Und wenn nicht, macht zumindest Hertha mal die zweite Runde, wäre auch nicht schlecht.“
    Trainer Sandhove hat andere Träume: „Das bestmögliche Los und das ist ja in ganz Deutschland immer Bayern, da geht ja nichts dran vorbei.“