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2. Fußball-Bundesliga
Impfnachweis gefälscht? Bremens Trainer Anfang tritt zurück

Markus Anfang soll seinen Impfausweis gefälscht haben. Der Vorwurf ist schwerwiegend, Anfang räumt bislang aber kein Fehlverhalten ein. Laut Werder Bremen übermittelte die Polizei aber eine "sehr klare Indizienlage", Anfang trat mittlerweile als Cheftrainer des Zweitligisten zurück.

Bremens bisheriger Cheftrainer Markus Anfang (r.) und sein Assistent Florian Junge
Bremens bisheriger Cheftrainer Markus Anfang (r.) und sein Assistent Florian Junge (imago images/Nordphoto)
Das am meisten beachtete Spiel der 2. Bundesliga am 14. Spieltag war schon wegen der großen Namen Werder Bremen gegen Schalke 04. Das Spiel selbst geriet jedoch zur Nebensache, als schwerwiegende Vorwürfe gegen Markus Anfang bekannt wurden. Er soll ein gefälschtes Impfzertifikat genutzt haben. Ohne eine Richtigkeit der Vorwürfe einzuräumen, trat er am Samstag vor dem Spiel als Trainer von Werder Bremen zurück.

Polizei übermittelt laut Werder "sehr klare Indizienlage"

"Ausschlaggebend war, dass wir am Freitagabend noch einmal Besuch von der Polizei im Weserstadion hatten. Dort wurde uns eine sehr klare Indizienlage übermittelt", sagte Klaus Filbry, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Werder Bremen. "Wir hätten uns aufgrund der Indizienlage natürlich auch mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen auseinandergesetzt. Erst einmal mit dem Thema Beurlaubung, aber dann eventuell auch mit einer Verdachtskündigung."
Auch Bremens Sportdirektor Frank Baumann sprach in einer Klubmitteilung von einer "neuen Faktenlage", die sich am Freitag ergeben habe. So sei man auch im Verein ins Grübeln gekommen, was die richtige Entscheidung sei. "Es war zu befürchten, dass das nicht von heute auf morgen zu klären ist und sich insgesamt noch hinziehen kann. Und dann hat es Auswirkungen auf den sportlichen Bereich, aber insgesamt auch auf das Image des Vereins", sagte Baumann. Eine vorangegangene Mitteilung des Klubs, in der eine zweifache Impfung des bisherigen Trainers betont wird, war am Samstag nicht mehr abrufbar.
Laut der zur Trennung veröffentlichten Mitteilung trat Anfang zurück, von einer Freistellung ist keine Rede. "Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende", wurde Anfang zitiert. Neben dem Cheftrainer hatte auch dessen Co-Trainer Florian Junge seinen Rücktritt erklärt. Gegen den 35 Jahre alten Assistenten Anfangs gibt es laut einer Mitteilung des Klubs ebenfalls staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.

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Ermittlungen laufen, Impfpass beschlagnahmt

Das Gesundheitsamt Bremen hatte Strafanzeige gegen Anfang gestellt, die Staatsanwaltschaft Bremen daraufhin am Freitag Ermittlungen aufgenommen. Mittlerweile beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft den Impfpass von Anfang. "Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir zeitnah klären können", sagte Staatsanwalt Frank Passade am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Anfang wies die Vorwürfe zurück.
Die Polizei war am Freitagabend bei Anfang mit einem Durchsuchungsbeschluss für dessen Privatwohnung vorstellig geworden. "Wir haben einen Beschluss erwirkt, der uns berechtigt hätte, seine Wohnung zu durchsuchen. Das war nicht erforderlich, da die Unterlagen, die wir haben wollten, uns zur Verfügung gestellt worden sind, so dass wir dies nicht durchführen mussten", sagte Passade. Anfang und sein Co-Trainer Junge hätten kooperiert und den Beamten ihre Impfausweise sowie weitere Unterlagen ausgehändigt, hieß es vom Staatsanwalt.
Was droht Anfang nun neben dem Ende seiner Tätigkeit bei Werder Bremen? Laut Strafgesetzbuch ist selbst der Versuch einer Urkundenfälschung strafbar. "Der Gesetzgeber sieht hierfür einen Strafrahmen vor, er fängt an bei einer Geldstrafe kann bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe gehen", sagte der Bremer Oberstaatsanwalt Frank Passade der Sportschau.

DFL: "Das wäre ein nicht hinnehmbarer Affront"

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) äußerte sich mit deutlichen Worten. "Wir kennen die Fakten nicht. Sollte sich aber der im Raum stehende Verdacht bestätigen, wäre dies ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber allen, die sich in den vergangenen Monaten haben impfen lassen und so ihren Beitrag zur Corona-Eindämmung geleistet haben", teilte die DFL am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die DFL schrieb, der Verein habe den Ligaverband am Samstagmorgen über den Rücktritt des Trainers informiert. Man sei mit Werder Bremen weiterhin in Kontakt, Anfang hat die Vorwürfe bestritten. Grundsätzlich gelte: "Die DFL sowie alle 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga haben in den vergangenen Monaten immer die Impf-Kampagne gegen Corona unterstützt - und werden hier gerade in der momentan schwierigen Situation keinesfalls nachlassen."