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DSV-Alpindirektor Maier kritisiert Corona-Testregelung bei Olympia
"Ich persönlich habe gar keine Lust auf Peking"

Bei den Olympischen Winterspielen in Peking könnten Sportlerinnen und Sportler vor einem Start gesperrt werden: Wegen eines positiven Corona-Tests. Der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes fürchtet Willkür. Hoffnung in die internationalen Verbände hat Maier nicht: "Ich traue dem IOC null."

Wolfgang Maier im Gespräch mit Matthias Friebe | 08.01.2022
ALPINE SKIING - FIS WC Soelden SOELDEN,AUSTRIA,22.OCT.21 - ALPINE SKIING - FIS World Cup season opening, Rettenbachferne

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DSV-Alpingdirektor Wolfgang Maier. (imago images/GEPA pictures)
Der Alpindirektor der Deutschen Skiverbandes DSV, Wolfgang Maier, hat im Deutschlandfunk die Regeln für Corona-Tests bei den Olympischen Winterspielen in Peking kritisiert. Er sprach dabei die Wertung des CT-Wertes an: Während in Europa ein CT-Wert über 30 als nicht mehr infektiös gelte, würde bei den Winterspielen erst ein CT-Wert über 40 als nicht infektiös gewertet werden: "Das heißt, du wirst als positiv gewertet, wenn du gar nicht mehr infektiös bist. Das finde ich persönlich nicht in Ordnung, dass man da von Seiten der internationalen Verbände hier nicht eine klare Forderung stellt."
Der CT-Wert gibt neben der Viruslast einer infizierten Person auch an, wie hoch ihr Ansteckungsrisiko ist. Der CT-Wert gibt die Anzahl der Messzyklen an, die notwendig waren, um das Coronavirus nachzuweisen. Ein hoher CT-Wert spricht deshalb für eine geringere Viruslast.

Maier hat keine Erwartungen an die internationalen Verbände

Maier befürchtet, dass mit Hilfe der Corona-Tests Einfluss auf den Start von Athleten bei den Spielen genommen werden kann: "Mit der Wilkür der PCR-Tests sind Tür und Tor geöffnet." Für die Sportlerinnen und Sportler seien die Tests in 24-Stunden-Abständen "definitiv eine Belastung": "Du weißt als Sportler nie, ob du morgen aus dem Wettkampf rausgezogen wirst."
Wie stark gefährdet Corona die Spiele?
Vom Weltskiverband FIS und dem Internationalen Olympischen Komitee IOC erwartet der deutsche Alpindirektor im Zusammenhang mit der unsicheren Situation bei den PCR-Tests "eigentlich gar nix mehr": "Ich habe gerade erst wieder Herrn Bach [IOC-Präsident Thomas Bach, Anm.d.Red.] gelesen, wie cool er das findet, dass man hier so strikt vorgeht". Dem IOC traue er "null", dem Verband gehe es in vielen Bereichen nicht mehr um Sport.

Maier: Athleten abhängig von Teilnahme an den Spielen

Maier glaubt nicht daran, dass bei den Spielen die komplette Elite des Sports antreten wird: Es seien ja auch bei vielen vorherigen Wettkämpfen Athleten wegen positiver Corona-Tests gesperrt worden. An die FIS hat er deshalb eine klare Forderung: "Wenn man sich da nicht Gedanken macht über die Dinge, die in den Test-Wettkämpfen passiert sind, dann weiß ich gar nicht, warum ein Weltverband überhaupt noch da ist." Snowboarder und Rodler hatten bei den Test-Wettkämpfen über widrige Bedingungen in Quarantäne-Zimmern berichtet.
Er persönlich habe "gar keine Lust auf Peking", so Maier: "Es macht mir keinen Spaß, in einen Staat zu gehen, wo ich permanent überwacht werde." Die Sportlerinnen und Sportler seien allerdings angewiesen auf die Teilnahme, weil die Sportförderung in Deutschland auf olympische Medaillen ausgerichtet ist. Der DSV sei davon nicht so stark abhängig wie andere Verbände, aber "auch wir können es nicht ganz ohne schaffen".