Bei den Männern läuft die 72. Ausgabe der Vierschanzentournee. Aber die Skispringerinnen müssen noch immer auf ihre alle erste Vierschanzentournee warten. Stattdessen dürfen sich die Frauen an einer Zwei-Schanzen-Tournee mit Springen in Oberstdorf und in Garmisch-Partenkirchen versuchen – in Innsbruck und Bischofshofen wird in diesem Weltcup aber noch nicht gesprungen. Skisprung-Pionierin Eva Ganster blickt mit gemischten Gefühlen auf die Situation der Skispringerinnen.
„Ich sehe das ein bisschen zwiegespalten“, holte die ehemalige Skispringerin im Dlf aus. „Einerseits freue ich mich, dass es endlich soweit ist, dass sie zumindest auf deutschem Boden schon springen dürfen. Andererseits ist es natürlich schade, dass es von der österreichischen Seite noch kein „Go“ gab, sodass es eine vollständige Vierschanzentournee gibt. Wie immer müssen die Damen um alles kämpfen, damit sie diese Gleichberechtigung auch im Sport bekommen.“
„Beweisen, dass es doch geht“
Nachdem eine Vierschanzentournee der Frauen in der Vergangenheit auch am deutschen Verband gescheitert ist, ist es jetzt der Österreichische Skiverband, der auf der Bremse steht. Vor allem die Logistik in den Austragungsorten soll ein Problem sein. Als „schade“ empfand die 45-Jährige, „dass Österreich es nicht ganz so gut hinbekommt“.
Es geht nur langsam voran im Skisprung-Geschäft der Frauen. Und so sitzt der Frust bei den Skispringerinnen tief: „Manchmal komme ich mir vor wie ein kleines Kind, das die ganze Zeit jammert“, hatte Skisprungstar Katharina Schmid gegenüber dem „Sportbuzzer“ unlängst ihr Unverständnis geäußert. „Jammern hilft oft nicht“, reagierte Ganster im Dlf und schob nach: „Es hilft nur zu beweisen, dass es doch geht.“
„Bei den Männern ist es ja auch nicht alles auf einmal da gewesen, die haben ja auch sich weiter entwickeln müssen“, räumte die 45-Jährige ein. Bei den Skispringern stünde „ein Bekanntheitsgrad dahinter“, der auch das höhere Niveau der Preisgelder rechtfertigen würde.
Die Vision verliert Ganster jedoch nicht aus den Augen: „Klar ist es das Ziel, dass wir das mal ebenbürtig bestreiten – wie zum Beispiel im Tennissport in Wimbledon, wo die gleichen Prämien ausgezahlt werden. Das Ziel muss natürlich sein, dass man das einmal erreicht, aber der Weg dahin war wahrscheinlich auch im Tennis hart.“
Ganster erinnert sich zurück an 2004: „Ein Meilenstein“
Auch Ganster und ihr Team musste sich für ihre Karriere einsetzen: „Was wir dafür kämpfen mussten, dass ich überhaupt – auch schon alleine in Österreich – an den Start gehen durfte, das waren große Kämpfe.“
Mit dem Continental-Cup im Jahr 2004 folgte auf die Anstrengungen dann der erste eigene Wettbewerb für Frauen. Für Ganster ein „Meilenstein, weil es der erste Schritt war, um international Anerkennung zu bekommen“. Zwar wollten die Springerinnen auch hier gerne sofort den „Weltcup und Olympische Spiele und Weltmeisterschaften“ als nächsten Schritt, erklärte Ganster und schob nach: „Wie sagt man so schön? Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“
Und auch der nächste Meilenstein ist für Ganster nur noch eine Frage der Zeit: "Warum soll die Vierschanzentournee nicht gehen?"
Kein guter Auftakt für die deutschen Springerinnen
19 Jahre später ist der Wettbewerb der Skispringerinnen zwar immer noch nicht mit dem der Männer gleichzusetzen. Doch mit der „Two-Nights-Tour“, oder kurz „TNT“ machte der FIS einen weiteren Schritt, findet auch Katharina Schmid:
„Ich habe lange darum gebettelt die Wettkämpfe gerade in Oberstdorf und Garmisch zu haben und ich freue mich drauf, dass es jetzt endlich so weit ist. Ich glaube, wir haben alle lange genug darauf gewartet“, schilderte die 27-Jährige bereits im September gegenüber „Eurosport“.
Beim Auftakt zur Tour am 30.12.2023 in Garmisch-Partenkirchen lief für die Deutschen nicht viel zusammen. Siegerin des ersten Springens wurde die Slowenin Nika Prevc. Beste Springerin aus Deutschland wurde Luisa Görlich auf Rang 10, Katharina Schmid wurde Zwölfte.