"Das Durchschnittsgehalt ist das höchste, das jemals in einer Frauenliga weltweit gezahlt wurde." Das hat WNBA-Spielerin Breanna Stewart verkündet. Gemeinsam mit Napheesa Collier, ebenfalls WNBA-Spielerin, ist sie die Gründerin der neuen Unrivaled League. Und die hat so einiges zu bieten. "Ich denke, es ist eine Win-win-Situation. Man verdient gutes Geld, baut seine Marke auf und bleibt im eigenen Land", beschreibt Collier die Chancen der Liga.
Denn nicht nur finanziell ist die Liga revolutionär. Die Frauen verdienen die höchsten Gehälter, die im Frauensport in einer Liga jemals gezahlt worden sind. Außerdem besitzt jede Spielerin automatisch auch einen Anteil an der Liga und soll so langfristig profitieren.
Bislang gibt es für die WNBA-Spielerinnen in den sieben Monaten nach der Saison nur zwei Optionen. Entweder sie bleiben in den USA und trainieren individuell. Oder sie nehmen ein weiteres Engagement in Europa an. So wie die zwei deutschen WNBA-Champions Leonie Fiebich und Nyara Sabally. Fiebich spielt in der diesjährigen Off-Season für Valencia Basket, Sabally für Fenerbahçe Istanbul. Denn sieben Monate ohne europäisches Engagement können sich nur die Topverdienerinnen der Liga leisten.
Unrivaled League als Alternative zu Einsätzen im Ausland
Aber ein weiteres Engagement in Europa bedeutet neben einem neuen Team natürlich auch körperliche Mehrbelastung und ein völlig neues Land. Auf das sich die Spielerinnen erst einmal einstellen müssen. Eine Herausforderung, die Stewart und Collier aus den letzten Jahren kennen. Um da eine Alternative zu schaffen, haben sie die Unrivaled League gegründet. Eine Liga im Spielmodus drei gegen drei.
Collier erklärt: "Wir wollen es genau so machen. Alles, was wir tun, zielt darauf ab, das Talent der Spielerinnen bestmöglich zu fördern. Drei-gegen-Drei haben wir gewählt, weil wir pro Team zwei Spielerinnen weglassen, sodass die individuellen Fähigkeiten der Spielerinnen besser sichtbar werden. Die Regeln sind genau darauf ausgelegt. Man wird unser ganzes Können sehen, weil wir mehr Raum haben, kreativ zu sein, anzugreifen und unsere Fähigkeiten zu zeigen."
Gespielt wird viermal sieben Minuten über das ganze Feld. Das hat allerdings kleinerer Maße als das Standardfeld. Die Liga findet ausschließlich in Miami statt. Alle sechs Teams mit jeweils sechs Spielerinnen trainieren und spielen vor Ort. Und der Wegfall der Reisestrapazen ist nicht nur für die Athletinnen gut, sondern auch für die Umwelt. Vor Ort wird alles für die Spielerinnen organisiert. Von der Unterkunft über Regenerationsmöglichkeiten bis hin zur Kinderbetreuung. Dadurch können auch Spielerinnen mit Familie teilnehmen.
Die Saison dauert neun Wochen inklusive der Playoffs. Sie startet elf Wochen nach der WNBA-Saison und endet damit fünf Wochen, bevor die Spielerinnen mit ihren WNBA-Teams in die Trainingscamps starten. Dadurch haben alle Spielerinnen 124 Off-Days – mehr als in der Basketball Männerliga NBA, der Eishockey Liga NHL oder der Baseball Liga MLB.
Liga als Fan-Erlebnis mit lukrativem TV-Vertrag
Ein wichtiger Punkt, dass eine solche Liga in den USA funktioniert, ist der Entertainment-Faktor. Teil der Liga ist deshalb auch ein Eins-gegen-eins-Turnier, in dem die Spielerinnen gegeneinander antreten. Alle Spiele werden auf TNT Sports übertragen. Und in die Halle in Miami passen nur 850 Zuschauer. Damit garantiert Unrivaled-Präsident Alex Bazzell eine einzigartige Stimmung: "Wir haben versucht, einen großen Fokus darauf zu legen, fanfreundlich zu sein.
Wir hören, was die Fans frustriert – wenn es um Themen wie Gehälter in der WNBA geht oder darum, dass sie zwischen acht verschiedenen Kanälen oder Streamingdiensten wechseln müssen, nur um herauszufinden, wo sie die Spiele schauen können. Und manchmal sind sie gezwungen, einfach aufzugeben. Deshalb haben wir uns bewusst große Mühe gegeben, ein besseres Erlebnis für die Fans zu schaffen – sowohl zu Hause als auch vor Ort. Wenn du in die Halle kommst, bist du einer von 850 Fans und nicht einer von 16.000. Das macht die Erfahrung einzigartig."
Einzigartig ist auch die Zusammenstellung der Teams. Die Trainerinnen und Trainer haben sechs möglichst gleichstarke und ausgeglichene Teams aus dem Spieler-Pool gebildet. Und erst danach wurde per Los festgelegt, welches Team von welchem Trainer oder welcher Trainerin trainiert wird.
Die deutsche Basketballerin Satou Sabally spielt unter anderem neben Brittney Griner und Sabrina Ionescu unter Coach Adam Harrington für den Phantom Basketball Club. Am 18. Januar startet sie mit ihrer Mannschaft in die neue Liga, die viel für den Frauenbasketball verspricht. Aber erst mit der Zeit wird sich zeigen, ob sie dies auch halten kann. Und welche oder ob die Unrivaled League Auswirkungen auf die Attraktivität des europäischen Frauenbasketballs haben wird. Wenn die besten Spielerinnen nicht mehr auf ein Engagement in Europa angewiesen sind.