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Sport-Großveranstaltungen
Nationale Strategie soll Bewerbungen verbessern

Die jüngsten Olympiabemühungen Deutschlands waren erfolglos. Der deutsche Sport will sich aber verstärkt um Großveranstaltungen bemühen. Bundesinnenministerium und DOSB haben im Bundestags-Sportausschuss eine ‚Nationale Strategie Sportgroßveranstaltungen‘ vorgestellt - konkret wird die aber bisher nicht.

Von Wolf-Sören Treusch |
Die Läuferinnen sind wegen ihrer Geschwindigkeit nur verschwommen zu erkennen.
Die Bewerbung für Sportgroßereignisse soll in Zukunft koordnierter ablaufen (Kay Nietfeld/dpa/picture-alliance)
Deutschland soll im Rennen um die Ausrichtung internationaler Titelkämpfe gestärkt werden und vor allem wieder Olympische und Paralympische Spiele ins Land holen: das ist das Ziel der 'Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen'. 103 Seiten umfasst das Papier – ein Gemeinschaftswerk des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Bundesinnenministeriums. Ja, Deutschland sei erfolgreich in der Akquise sportlich-attraktiver Großevents, so der Parlamentarische Staatssekretär des BMI Stephan Mayer, aber nichts sei so gut, dass es nicht verbessert werden könnte:
"Gerade im Hinblick auf die jüngsten Tage, Stichwort: Entscheidung des IOC in Sachen Brisbane, könnte man ja auch die Frage stellen, ‚na ja, wollt ihr eure Nationale Strategie jetzt doch nicht einstampfen, nachdem es offenkundig mit den Olympischen Sommerspielen 2032 in Deutschland nichts werden wird?‘ Auch hier meine Antwort: gerade deshalb nicht. Jetzt erst recht."
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Olympia Rhein Ruhr 2032 - Kampf um die Deutungshoheit
Die australische Stadt Brisbane ist vom IOC zur bevorzugten Kandidatenstadt für die Olympischen Spiele 2032 erklärt worden. Damit hat die Initiative Rhein Ruhr City das Nachsehen. Der Deutsche Olympische Sportbund wehrt sich jetzt gegen Vorwürfe, die Gespräche mit dem IOC zu früh abgebrochen zu haben.

"Know How speichern und weiterentwickeln"

Um sich künftig für Olympia zu bewerben, sei es wichtig, eine Strategie in petto zu haben. Großbritannien – Beispiel London 2012 – habe es vorgemacht, fügte der CSU-Mann hinzu. Kaweh Niroomand, Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen im DOSB, nannte ein Beispiel:
"Jedes Mal, wenn eine Bewerbung stattfindet, wird ein Organisationskomitee gebildet. Warum müssen wir das machen? Warum können wir das Know How nicht aus einem Organisationskomitee abbilden in einer zentralen Stelle, und dieses Know How, was Inhalte und was möglicherweise auch Personen angeht, warum können wir das nicht speichern, entwickeln und auf andere anwenden, auf andere Bewerbungen?"

"Viele haben international keine Ahnung"

In der öffentlichen Anhörung des Sportausschusses meldeten sich jedoch auch kritische Stimmen zu Wort. Zum Beispiel Sylvia Schenk von Transparency International. Das Papier sei viel zu schwammig formuliert bei wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit und Menschenrechte. Internationale Gremien seien hier schon viel weiter:
"Wenn wir wirklich einmal ganz hoch greifen wollen, und wir wollen einmal wieder Olympische Spiele und uns daran messen, das ist mein Anspruch, dann müssen wir wirklich ne richtige Strategie machen und ganz anders arbeiten und international auch dabei sein bei den Themen, es gibt viele im deutschen Sport, die sitzen in Gremien, und die haben keine Ahnung, was international läuft."
Ein Defizit, das auch die Autorinnen und Autoren des Strategiepapiers erkannt haben. Auf Seite 34 schreiben sie, deutsche Entscheidungsträgerinnen und –träger in ebendiesen Gremien sollten Zitat: "besser qualifiziert werden". Wie genau, verraten sie – noch – nicht. Und wie sie das alles konkret umsetzen wollen, ebenso wenig.