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Wiederzulassung trotz Krieg
IOC empfiehlt "neutrale" Athleten aus Russland und Belarus

Das IOC unter Präsident Thomas Bach empfiehlt internationalen Sportverbänden, den Bann russischer Athletinnen und Athleten unter Einschränkungen zu beenden, die Ukraine droht deshalb mit einem Olympia-Boykott. Der Umgang mit Russland stellt den internationalen Sport vor eine Zerreißprobe.

29.03.2023
    Die IOC-Zentrale in Lausanne
    Athleten und Athleten aus Russland und Belarus dürfen nicht an den Asienspielen teilnehmen. (Fabrice Coffrini / AFP)
    Der Umgang mit Russland und dem Kriegsunterstützer Belarus droht den Weltsport zu spalten. Das Internationale Olympische Komitee hat in einer Exekutiv-Sitzung in Lausanne am 28.03.2023 entschlossen, zu einem späteren Zeitpunkt über eine Teilnahme Russlands und Belarus' an Olympischen Spielen zu entscheiden. Allerdings wird internationalen Sportverbänden empfohlen, Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus, die den Krieg nicht aktiv unterstützen, ab sofort wieder unter neutraler Flagge und unter Auflagen starten zu lassen.
    Die Ukraine hat bereits angekündigt, bei einem Start Russlands und Belarus' die Olympischen Spiele 2024 zu boykottieren. Russland fordert zugleich die uneingeschränkte Teilnahme an sportlichen Wettbewerben. Es regt sich immer mehr Protest gegen die Entscheidung des IOC einer Wiederzulassung. Die Spiele in Paris werden zunehmend damit belastet.
    Der Vorstoß des IOC droht die Sportwelt zu spalten, das Propagandaduell zwischen Russland, der Ukraine und dem Westen geht unvermindert weiter - ein Überblick.

    Was genau plant das IOC mit Russland?

    Seit dem Beginn der russischen Angriffe auf die Ukraine sind Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus von einem Großteil der internationalen Sport-Wettbewerbe ausgeschlossen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte Ende Februar 2022 eine entsprechende Empfehlung an die Sportverbände und Organisationen ausgesprochen, der auch privatwirtschaftliche Veranstalter wie die Basketball-Euroleague oder das Tennisturnier in Wimbledon folgten. Der Bann gilt auch für Teamsportarten, Sportler aus Russland oder Belarus starten seitdem nur noch als neutrale Einzelteilnehmer, wie etwa Tennisstar Daniil Medwedew bei den US Open.
    Thomas Bach, deutscher Präsident des IOC, hatte im vergangenen Dezember erstmals über Pläne für eine mögliche Rückkehr Russlands in den Weltsport gesprochen. Nun hat das IOC nach der Exektivtagung in Lausanne eine erste offizielle Empfehlung an die internationalen Sportverbände veröffentlicht: Das IOC plant, Sportlern aus Russland und Belarus die Teilnahme als "Neutrale Athleten" zu ermöglichen, unter bestimmten Auflagen: ohne Flagge, Hymne oder andere Erkennungszeichen. Außerdem werden auch nur Athletinnen und Athleten zugelassen, die den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen. Sportler mit Verbindungen zum Militär und anderen Sicherheitsorganen des russischen Staates sowie Teams aus Russland und Belarus sollen dagegen weiterhin ausgeschlossen bleiben.
    Den zugelassenen Sportlerinnen und Sportlern soll es zudem verboten sein, bei offiziellen Wettkämpfen, in Interviews und in den sozialen Netzwerken ihre Unterstützung für ihre Länder und den Krieg in der Ukraine zu zeigen. Dies gelte auch für nationale Wettbewerbe, bei denen sie sich für internationale Events qualifizieren könnten. Im Falle eines Verstoßes sollen die Weltverbände umgehende Strafen aussprechen.
    Für die Umsetzung, insbesondere die Klärung der heiklen Frage, ob russische Athleten im Einzelfall zugelassen werden oder nicht, hat das IOC den Weltverbänden die Einrichtung eines unabhängigen Gremiums empfohlen. Damit solle eine einheitliche Auslegung der IOC-Richtlinien für die Rückkehr der Athleten aus Russland und Belarus in den Weltsport gesichert werden, teilte der Dachverband mit.

    Wie argumentiert das IOC?

    IOC-Präsident Thomas Bach hatte schon am 23. März 2023 auf einer Grundsatzrede in Essen zu Olympia im Spannungsfeld von Sport und Politik seine Sicht dargelegt: "Wenn wir einen Ausschluss nach politischen Gesichtspunkten vornehmen, dann stehen wir vor einem Zerfall des internationalen Sportsystems, wie wir es heute kennen. (...) Es wird keine universellen olympischen Spiele mehr geben." Wenn die UN-Generalversammlung eine entsprechende Sanktion beschließen würde, würde das IOC folgen.
    Beraten ließ sich das IOC bei seiner Entscheidung von zwei UN-Sonderberichterstatterinnen, die sich bereits frühzeitig positioniert und einen Ausschluss von Athleten aufgrund ihrer Nationalität als "Diskriminierung" bezeichnet hatten. Eine der zwei UN-Beraterinnen, Alexandra Xanthaki, sprach sich im Vorfeld der IOC-Tagung sogar dafür aus, dass auch Angehörige des russischen Militärs wieder an Wettkämpfen teilnehmen dürften. Es sei denn, sie hätten sich während ihrer Tätigkeit "ernsthafter Menschenrechtsverletzungen" schuldig gemacht.
    Dieser Sichtweise folgte das IOC nicht, blieb aber bei der grundsätzlichen Linie, den Ausschluss einzelner Nationen als Diskriminierung zu sehen. Es entspreche "nicht den Werten und der Mission der olympischen Charta, Athleten aufgrund ihres Passes auszuschließen", hatte Bach schon am Rande der Rodel-WM im Januar im ZDF gesagt.
    Bei der Russland-Frage pochte der IOC-Präsident wiederholt auf die Entscheidungshoheit des Sports und kritisierte die Äußerungen aus der Politik. "Es steht den Regierungen nicht zu, zu entscheiden, wer an welchen Sportwettbewerben teilnehmen darf. Dies wäre das Ende der internationalen Sportwettbewerbe, Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele, wie wir sie kennen."
    Bachs Argumentation steht in der Kontinuität des schon in der Vergangenheit propagierten Leitmotivs der strikten politischen Neutralität. Dies brachte dem IOC immer wieder Kritik von Menschenrechtsorganisationen und aus der westlichen Politik ein - zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in Peking, als Bach zu Vorwürfen wie der Unterdrückung der uigurischen Minderheit durch Chinas Regime schwieg.
    Bei den Spielen in Peking zeigte sich auch, wie problematisch die vom IOC vertretene Vorstellung "neutraler Athleten" ist: Das russische Olympia-Team startete aufgrund der Sanktionen infolge des russischen Staatsdopings ebenfalls unter neutraler Flagge. Der Bezug zu Russland war aber weiterhin sichtbar, etwa durch die Nationalfarben auf Trikots und die Namensgebung das Teams.

    Wie ist die Sicht der Verbände?

    Der Deutsche Olympische Sportbund DOSB lehnt eine Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus an internationalen Wettkämpfen weiter ab. Dazu hatte der Dachverband ein Gutachten bei der Rechtsprofessorin Patricia Wiater in Auftrag gegeben, die zu dem Schluss kommt, dass ein Ausschluss rechtens wäre. Joachim Rücker, Geschäftsführer im Menschenrechtsbeirat des DOSB, hatte sich zuvor im Deutschlandfunk dafür ausgesprochen, die gegen Russland und Belarus verhängten Sanktionen weiterhin aufrechtzuerhalten.
    "Der DOSB war und ist weiterhin gegen die Wiederzulassung", teilte der deutsche Dachverband mit, akzeptierte aber zugleich, einer "Minderheit im internationalen Sport" anzugehören. Man werde die IOC-Beschlüsse mittragen, einen Boykott der Olympischen Spiele 2024 in Paris schloss DOSB-Präsident Thomas Weikert aus.

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    Thomas Konietzko, deutscher Präsident des Kanu-Weltverbandes, sagte, dass die IOC-Vorschläge in seinem Verband "ergebnisoffen diskutiert" werden. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) dagegen blieb bei einer klar ablehnenden Haltung. Der Verband könne sich keinen Start von Sportlern aus diesen beiden Ländern bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris vorstellen, solange es kriegerische Handlungen von Russland gegen die Ukraine gibt, hieß es in einer Mitteilung.
    Das Stimmungsbild in den Weltfachverbänden fällt unterschiedlich aus. Der Weltfechtverband hatte schon vor dem IOC-Beschluss die Wiederaufnahme beschlossen. In der Leichtahtletik wollen der Weltverband World Athletics und der Europa-Verband EAA Starter aus Russland und Belarus weiter nicht bei Meetings und Titelkämpfen zulassen, solange der Angriffskrieg auf die Ukraine anhält.
    Der Turn-Weltverband FIG erklärte, trotz der IOC-Empfehlung vorerst keine Aktiven und Offizielle aus Russland und Belarus bei Wettkämpfen zuzulassen. Das FIG-Exekutivkomitee hatte erst Anfang März den Ausschluss verlängert. Ähnlich äußerte sich die Internationale Biathlon-Union, es gebe aktuell keinen Grund für eine Rückkehr von Teams aus Russland und Belarus, hieß es in einer Mitteilung. Auch das nationale Olympische Komitee der Schweiz bekräftigte seine ablehnende Haltung. Sportler aus Russland und Belarus seien weiter "von internationalen Wettkämpfen auszuschließen", teilten Olympia-Komitee und Athletenkommission als Reaktion auf den IOC-Beschluss mit.
    Vor allem bei Verbänden in Europa stößt das IOC weiter auf Widerstand. So hatten Vertreter des Europäischen Olympischen Komitees schon im Oktober 2022 den Ausschluss von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus für die kommende Europaspielen in Krakau bekanntgeben. Das Organisationskomitee bestätigte diese Entscheidung nun. IOC-Präsident Bach hatte sich zuvor bei seinen Plänen für eine Rückkehr Russlands mehrfach auf die breite Unterstützung der Sportverbände berufen, die es in Abstimmungsrunden vorab gegeben habe.
    Die Vereinigung der asiatischen Olympischen Komitees hatte dagegen bereits verkündet, dass Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus bei den Asienspielen im Sommer in China starten dürfen.

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    Die Athletenvereinigung "Global Athlete" sprach sich klar gegen eine Rückkehr aus: Selbst wenn russische Sportler unter neutraler Flagge starten, sei klar, dass der Sport ein fester Bestandteil der außenpolitischen Strategie Russlands ist, hieß es in einem Statement.
    Die unabhängige Athletenvertretung "Athleten Deutschland" hatte sich schon frühzeitig gegen die IOC-Linie gestellt. Die Wiederzulassung von russischen Athletinnen und Athleten, auch unter Auflagen, sei falsch, teilte Athleten Deutschland nach der IOC-Sitzung mit. Sie sei nicht geeignet, die "Instrumentalisierung des Sports und der Athlet*innen für Putins Kriegspropaganda zu unterbinden", hieß es. Dafür wäre nur der "kollektive Ausschluss ein geeignetes und legitimes Mittel" gewesen. Der Weltsport müsse außerdem seine Unterwanderung durch russischen Einfluss systematisch und unabhängig aufarbeiten lassen, forderte die Athletenvertretung.
    Fechterin Léa Krüger, Vertreterin von "Athleten Deutschland", kritisierte im Deutschlandfunk die rein formal-juristische Argumentation des IOC im Hinblick auf eine mögliche Diskriminierung: "Das IOC sollte sich doch eigentlich darüber Gedanken machen, wo sind rote Linien, die ein Staat eben nicht mehr überschreiten darf? Momentan ist es so, dass Russland sich alles erlauben darf. Sie begehen einen Bruch des Völkerrechts nach dem nächsten und verletzen auch die Werte des Sports. Und ich finde, dass darüber die Diskussion sein sollte", sagte sie im Deutschlandfunk Players-Podcast.
    Kurz vor der IOC-Entscheidung unterzeichneten mehr als 300 Aktive im Fechten eine Forderung zur Beibehaltung des Ausschlusses und richteten die Protestnote an das IOC und den Fecht-Weltverband.

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    Was sind die Reaktionen aus der internationalen Politik?

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die Entscheidung des IOC als einen "Schlag ins Gesicht der ukrainischen Sportlerinnen und Sportler". Faeser fordert weiterhin einen Komplett-Ausschluss aller russischer Athletinnen und Athleten. "Dass das IOC zwar immerhin Angehörige des russischen Militärs wie auch Mannschaften nicht zulassen möchte, ist nur das absolute Minimum und reicht nicht aus“, wird die Innenministerin in einem Statement zitiert.
    Im Hinblick auf die Umsetzung der IOC-Empfehlungen und die Qualifikation für die Olympischen Spiele betonte das Innenministerium, dass deutschen Athletinnen und Athleten keine Nachteile entstehen sollten. Sie dürften "nicht die Leidtragenden von Entscheidungen internationaler Sportverbände sein", hieß es in einer Mitteilung.
    Polens Außenminister Piotr Wawrzyk sprach von einem "Tag der Schande für das IOC". Abgeordnete des Europaparlaments hatten schon im Februar die geplante Rückkehr Russlands und Belarus in den Weltsport in einer Resolution scharf verurteilt.
    Estlands Premierministerin Kaja Kallas bezeichnete die IOC-Pläne als "direkte Verhöhnung der zehntausenden Ukrainer, die in dem Krieg ihr Leben lassen mussten." Auch Litauens Bildungsministerin Jurgita Siugzdiniene deutete einen möglichen Boykott an, sollte das IOC Athleten aus Russland und Belarus wieder zulassen. Zorzs Tikmers, Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees Lettlands, hatte angekündigt, man werde "nicht zusammen mit dem Aggressorland" an den Sommerspielen in Paris teilnehmen. Einen Tag vor der IOC-Tagung hatten die Außenminister der baltischen Länder sowie aus Polen und Großbritannien in einer gemeinsamen Erklärung ihre Forderung nach einem Ausschluss bekräftigt.

    Wie reagiert die Ukraine auf die IOC-Pläne?

    Die Ukraine hatte schon vor der IOC-Entscheidung einen möglichen Boykott der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris angekündigt, sollten russische Athletinnen und Athleten an den Start gehen. Darüber seien das IOC sowie die Dachverbände des internationalen Sports informiert worden, teilte der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt mit.
    Der Sportminister, zugleich Chef des Nationalen Olympischen Komitees, kündigte nach dem IOC-Beschluss an, dass die Ukraine weiter eine Teilnahme russischer und belarussischer Sportler an internationalen Wettkämpfen verhindern wolle. "Wir werden gemeinsame Anstrengungen unternehmen, damit kein z-Patriot in die internationalen Sportarenen gelangt", schrieb Hutzajt bei Facebook. Der Buchstabe "Z" steht als offizielles russisches Symbol für den Krieg Moskaus gegen die Ukraine.
    Für den ukrainischen Skeleton-Piloten Vladyslav Heraskevych ist die Sache ebenfalls klar. "Ich finde, wir sollten boykottieren, denn viele russische Sportler kämpfen in der Ukraine. Heute töten sie Ukrainer - und morgen stehen sie im Wettkampf?", sagte er im Deutschlandfunk und sprach sich auch klar gegen einen Olympia-Start als "neutrale Athleten" aus.
    Auch Box-Idol und Olympiasieger Wladimir Klitschko kritisierte die Zulassung Russlands und Belarus: "Diese Entscheidung verseucht den olympischen Geist und ist wie dieser Krieg: ein Unsinn", schrieb der 47 Jahre alte Ukrainer auf Twitter und stellte ein Bild von sich mit der olympischen Goldmedaille von Atlanta 1996 dazu. Dem IOC-Präsidenten Thomas Bach warf Klitschko vor, den "Farben und Interessen Russlands" zu dienen.

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    Der IOC-Präsident ignoriere die Realität, sagte die ukrainische Fecht-Olympiasiegerin Olga Charlan in der "FAZ". "Es gibt keinen Frieden mit Sportlern, die Putin repräsentieren, die sein Propagandawerkzeug sind. Neutralität ändert daran gar nichts. Ihre Flagge ist blutbefleckt, aber auch ohne sie werden sie nach Russland zurückkehren und für ihre Siege gefeiert werden, für ihre Stärke."
    Charlan gehört bereits zu den Leidtragenden der IOC-Linie. Der Welt-Fechtverband FIE hatte schon vor der IOC-Empfehlung die Rückkehr der verbannten Athleten aus Russland beschlossen, die ukrainischen Fechterinnen und Fechter gaben daraufhin ihren Boykott für Weltcup-Turniere und die Olympiaqualifikation bekannt. Charlan befürchtet nun einen Boykott der gesamten ukrainischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris. "Es ist offensichtlich, worum es dem IOC und den Verbänden geht. Das heißt: Die Ukraine wird nicht bei Olympia antreten. Wir wollen nicht gegen Athleten eines Terrorstaats antreten im Namen des Friedens."

    Wie reagiert Russland?

    Der russische Sport hatte schon den ersten IOC-Vorstoß zur Zulassung neutraler Athleten als Steilvorlage genommen, um eine uneingeschränkte Teilnahme an Wettkämpfen zu fordern. "Russen müssten genau zu den gleichen Bedingungen teilnehmen wie alle anderen Athleten", sagte Stanislaw Posdnjakow, Präsident des russischen NOK.
    Die Entscheidung des IOC zur begrenzten Wiederzulassung russischer Athleten stieß nun auf heftige Kritik. Russlands Sportminister Oleg Matyzin bezeichnete die IOC-Empfehlung als "inhuman": "Die Empfehlungen des IOC, russische Sportler zu klassifizieren, sind unrechtmäßig und die Einzelentscheidung zu den Mannschaftssportarten offen diskriminierend", hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums.
    Russlands Nationales Olympisches Komitee (NOK) bezeichnete die Bedingungen für die Rückkehr zu internationalen Starts als "absolut unzumutbar", wertete sie zugleich aber auch als Teilerfolg: Immerhin sei die IOC-Entscheidung ein "Eingeständnis des eigenen Fehlers", russische Sportler von den internationalen Wettbewerben völlig auszuschließen, hieß es aus Moskau.
    Quellen: Marina Schweizer, Raphael Späth, Christian Mixa, dpa, sid