Förderung im Nachwuchssport
Nicht nur die Leistung zählt

Die Sportstiftung NRW geht bei der Förderung von Nachwuchssportlerinnen neue Wege: Zum ersten Mal werden die Gelder nicht nur anhand der sportlichen Leistung vergeben. Auch die Persönlichkeit fließt mit in die Bewertung ein.

Von Andrea Schültke | 27.09.2023
Zwei Leistungssportschüler trainieren im Fechtkurs an der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg: eine "Eliteschule des Sports".
Nicht nur Leistung, sondern auch die Persönlichkeit entscheidet, wen die Sportstiftung NRW fördert. (Daniel Karmann / dpa )
„Es ist einfach ein cooler Sport, es fühlt sich einfach an wie Fliegen. Ich liebe diesen Sport und ich finde, man sollte gefördert werden, um diese Möglichkeit zu haben und die Freude an andere weiterzugeben.“ Unter anderem mit dieser Botschaft hat sich Speedkletterin Nele Thomas bei der Sportstiftung NRW für eine Förderung beworben – in einem einminütigen Video.
Und die Schülerin hat den fünfköpfigen Gutachterausschuss überzeugt. Sie bekommt jetzt zum einen 350 Euro als Unterstützung für ihren Platz im Sportinternat und dazu noch eine Talent-Förderung von 250 Euro. Das Bewerbungsvideo ist eine der neuen Voraussetzungen für eine Förderung durch die Sportstiftung NRW.
Persönlichkeit gefragt
Zum ersten Mal achtet die Stiftung nicht nur rein auf die sportlichen Leistungen. Auch die Persönlichkeit der Athletinnen und Athleten ist jetzt ein Kriterium.
„Wie man mit Niederlagen umgeht, wie man mit dem Gegner umgeht, respektvoll“, is eine der Fragen, die Hockeytorwart Joshua Onyekwue Nnaji, Vize-Europameister bei den Junioren, in einer umfangreichen Selbstauskunft beantworten musste.
Darin geht es um sechs Kernkompetenzen, die die Stiftung für förderwürdig hält: „Intrinsische Motivation, emotionale Kompetenz, Respekt, Team- und Kritikfähigkeit, Authentizität und Engagement“, erläutert der Geschäftsführer der Sportstiftung und ehemalige Säbelfechter, Maximilian Hartung.
Mündige Athletinnen und Athleten
Diese Kernkompetenzen zeichnen nach Ansicht der Stiftung mündige Athletinnen und Athleten aus. Einer von ihnen: Nikita Mohr, U23-Weltmeister im Leichtgewichtsrudern und Medizinstudent.
„Ich finde, ein mündiger Athlet muss in ständigem Austausch stehen, immer selbstreflektiert handeln. Ich finde, in einer modernen Sportkultur sollte das Verhältnis zwischen Trainer und Sportler und Sportler Verband ausgeglichen sein, mit Respekt sein und genau das zählt für mich zu einem mündigen Athleten“.
Die sportliche Leistung von Bewerbern wie Nikita Mohr fließt zu 70 Prozent in die Auswahl förderwürdiger Athletinnen und Athleten ein, Fragebogen und Bewerbungsvideo zu insgesamt 30 Prozent, so Maximilian Hartung.
In die Gesellschaft wirken
„Weil wir überzeugt sind, dass die Sportlerinnen und Sportler als Multiplikatoren und Vorbilder zurück in die Gesellschaft wirken und am Ende natürlich noch das Potenzial haben, weiter nach oben zu kommen und noch mehr Menschen für ihre Sportart zu begeistern. “
427 Nachwuchssportlerinnen und -Sportler aus NRW haben jetzt die Chance dazu. Bis 2025 investiert die Stiftung drei Millionen Euro.