Am Dienstag (3.11.) endet in den USA ein Wahlkampf, in dem sich auch Sportlerinnen und Sportler so stark wie vielleicht noch nie politisch engagiert haben. Auch Amos Bartelsmeyer hat sich entschlossen, seine politische Überzeugung in seinen sozialen Netzwerken öffentlich zu machen: "Ich habe Joe Biden gewählt", sagt der Leichtathlet im Dlf-Sportgespräch. Der deutsche Meister 2019 über 1500 Meter hat den Großteil seiner Jugend in den USA verbracht, seine Mutter ist Deutsche, sein Vater US-Amerikaner. Gerade hält er sich in Portland an der US-Westküste auf.
Mit seinen politischen Ansichten an die Öffentlichkeit zu gehen, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, erzählt Bartelsmeyer. Angesichts der politischen Entwicklungen der letzten vier Jahre und der damit einhergehenden starken Polarisierung der US-Gesellschaft, habe er es als wichtig empfunden, dass sich auch Leute laut äußern, die normalerweise leise bleiben. So wie er früher.
"Wenn solche Leute ihre Meinung äußern, dann wird offensichtlicher, dass eigentlich sehr viele Leute denken, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben sollten. Und jetzt ist die Zeit, dass solche Leute auch mithelfen."
Besonders "wenn es um soziale Gerechtigkeit oder Menschenrechte geht, dann würde ich immer meine Meinung äußern", sagt der 26-Jährige. Vielleicht könne er damit gerade jüngere Menschen erreichen, die sich vielleicht mehr für Sport als für Politik interessieren.
Die politische Stimmung hat sich verändert
Die Polarisierung und Veränderung der politischen Debatten in den USA der letzten Jahre ist auch Jürgen Kalwa aufgefallen. Seit vielen Jahren beobachtet der Journalist den US-Sport – und vor allem auch die gesellschaftliche Rolle des Sports. Darüber berichtet er unter anderem hier im Deutschlandfunk und in der FAZ. Auch er lebt in den USA, allerdings an der Ostküste.
Kalwa beobachtet, dass sich vor allem schwarze US-Sportler und -Sportlerinnen in den vergangenen Jahren stark in politische Diskussionen eingebracht haben, nicht nur, aber auch im Zusammenhang mit den Protesten und Demonstrationen der Black Lives Matter Bewegung.
Einige Sportlerinnen und Sportler haben aber auch eigene Organisationen gegründet - so zum Beispiel der Basketballprofi LeBron James: "More Than A Vote" heißt seine Organisation, die dafür kämpft, möglichst viele Menschen wählen zu lassen – etwas, was aufgrund vieler Hürden in den USA nicht selbstverständlich ist.
Wie LeBron James unterstützen auch viele andere aktive US-Sportler und -Sportlerinnen im aktuellen Wahlkampf Joe Biden, den Kandidaten der Demokraten. Auf der Seite des republikanischen US-Präsidenten Donald Trump fänden sich dagegen eher ehemalige Sportler/innen oder Funktionäre - vor allem Weiße.
Spannend werde es zu beobachten, welches Lager die eigenen Anhänger besser mobilisieren könne. Denn darauf komme es an im US-amerikanischen Wahlsystem - darin sind sich Amos Bartelsmeyer und Jürgen Kalwa einig.