Bernd Seibert hat sie alle an einen Tisch geholt. Der Geschäftsführer des Stadtsportbundes Bonn möchte mehr Flüchtlinge im Vereinsleben integrieren – gemeinsam mit den Sportvereinen und den Flüchtlingsinitiativen seiner Stadt. Die Voraussetzungen dafür sind gut:
"Wir sind ja glücklicherweise noch in der Situation, entgegen vieler anderer Kommunen, dass wir noch keine Turn- oder Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte notbelegen mussten und insofern können wir konstruktiv nach vorne gucken, die Vereine müssen sich nicht mit diesem Thema beschäftigen."
Im Gegenteil: Viele Bonner Vereine suchen händeringend Nachwuchs und haben sowohl die Motivation als auch die Infrastruktur, um sich für Flüchtlinge in Bonn zu engagieren. Der Stadtsportbund Bonn möchte deswegen den Austausch zwischen Sportvereinen und Initiativen fördern:
"Als Dachverband des organisierten Sports in Bonn kriegen wir natürlich immer wieder von verschiedensten Seiten Anfragen und wir waren einfach der Meinung, dass man das mal ein bisschen koordinieren sollte und das wir die Vereine die schon was tun mit denen zusammenbringen, die vielleicht noch Hilfestellung brauchen"
Das ist auch dringend nötig, meint Coletta Manemann, Leiterin der Stabsstelle Integration der Stadt Bonn. Ihr Team und die ehrenamtlichen Helfer können die Koordination der zahlreichen Sportangebote langsam nicht mehr leisten:
"Deswegen ist es für uns eine tolle Idee wenn sich der Sport vernetzt, wenn der Stadtsportbund das sammelt und wir das dann gebündelt in den Stadtteilen für die Sportarten, für die Zielgruppen das dann weiterleiten können – denn sonst ist es für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe eine vollkommene Überforderung."
Doch nicht nur die Koordination der Sportangebote ist für Coletta Manemann ein Problem. Auch die finanzielle Unterstützung der Vereine scheitert in der Bundesstadt nicht selten an der Bürokratie:
"Das Land NRW hat Fördermittel für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt und wir hatten natürlich sofort an die Sportvereine gedacht und es ging insbesondere um Außenflächen – die Sportvereine hätten gerne außen was gemacht und auch das Sportamt selber hatte viele Ideen aber dafür dürfen die nicht verwendet werden . "
Immerhin: das Land NRW hat mittlerweile eine zusätzliche Finanzspritze von 250.000 Euro zur Verfügung gestellt – 6 Sportvereinen in Bonn wurde der einmalige Förderbetrag von 500 Euro schon bewilligt. Der Postsportverein ist einer von ihnen – Trainerin Katja Brender hat jedoch neben den finanziellen auch ganz alltägliche Sorgen:
"Also vor allem Ehrenamtler, die fehlen uns momentan, vor allem Sportler, die auch ausgebildet sind und was wir natürlich auch immer noch suchen sind Sportschuhe."
Manchmal sind es eben ganz praktische Hilfen, die benötigt werden. Und auch dafür wünscht sich Katja Brendel einen besseren Austausch zwischen den Vereinen:
"Für uns ist halt wichtig, dass wir besser vernetzt werden mit anderen Sportvereinen in Bonn, das man dann auch zusammen agiert und nicht gegeneinander und das man die Stärken bündelt und das man sich dann gegenseitig freie Plätze zuschiebt."
Und nicht nur das: Der Trainingsbetrieb mit rund 170 Flüchtlingen muss sich auch mit ungebeten Gästen vor den Turnhallen auseinandersetzen:
"Wir hatten schonmal das Problem, dass dann von den Rechten, die hier in Bonn aktiv sind, mit Reizgas oder mit Stinkbomben da mal gegen zu wettern – in einer Sporthalle, aber es ist nicht publik geworden oder öffentlich geworden um da quasi auch den Schutz zu gewährleisten."
Also lautet die Devise in Bonn: Zusammenhalten, Kräfte bündeln und - wachsam sein, denn wie Integrationsbeauftragte Manemann, setzen auch in der Bundesstadt alle auf die Integrationskraft des Sports:
"Sofort mit Unterkünften ist der Sport wichtig. Der Sport ist Bewegung, der tut den Menschen gut, man knüpft Kontakte, das ist einfach sehr sehr wichtig."