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Sport und Gleichberechtigung
Wenn Frauen draußen bleiben müssen

Auch wenn es zuletzt Meldungen über eine mögliche Lockerung des seit fast 40 Jahren andauernden Verbots gab: Bei der Fußball-WM in Russland wird Iran wohl das einzige Teilnehmerland sein, in dem Frauen nicht ins Stadion dürfen. Kann Sport zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen?

Ayat Najafi, Friederike Faust und Nicole Selmer im Gespräch mit Ronny Blaschke |
    Iran Stadion
    Frauen protestieren während der Olympischen Spiele in Rio 2016 für den Einlass in iranische Stadien. (AFP/Eric Feferberg)
    Anfang März 2018 besuchte FIFA-Präsident Gianni Infantino Teheran. Dutzende iranische Frauen wollten zur selben Zeit ein wichtiges Derby im Stadion besuchen, doch sie wurden von Sicherheitskräften daran gehindert. Denn noch ist ein Besuch im Fußballstadion für Frauen im Iran verboten.
    "Das politische System ist sehr kompliziert", sagte Ayat Najafi im Dlf-Sportgespräch: "Die Ultra-Konservativen sagen, dass die Atmosphäre in den Stadien pervers sei - und nicht gut für die Würde von Frauen." Der iranische Filmemacher hatte für die Dokumentation "Football Under Cover" Berliner Fußballerinnen nach Teheran begleitet. Gleichwohl wies Najafi auf den großen Einfluss von Frauen in Kunst, Filmgewerbe und Wissenschaft hin: "Iran ist keine reine Männergesellschaft."
    "Es braucht ein bestimmtes Bewusstsein"
    Das Sportgespräch dokumentiert eine Diskussion der Reihe "Fußball und Macht" im Rahmen des internationalen Filmfestivals "11mm" in Berlin. Wie kann der Fußball die Selbstbestimmung von Frauen stärken? Friederike Faust, Europäische Ethnologin an der Humboldt-Universität zu Berlin, engagiert sich für die Frauenrechtsgruppe Discover Football: "Das stärkende Potenzial liegt darin, dass Frauen beim Sport voneinander lernen und sehen: Ich bin nicht allein."
    Zudem lenkte sie den Blick von den Spielfeldern auf die Führungsgremien in Verbänden, Geschäftsstellen und Stiftungskuratorien: "Eine Quote ist ein Weg, Frauen sichtbar zu machen und damit auch andere zu motivieren, sich zu beteiligen." Dennoch: "Nicht eine Frau allein macht eine Organisation weniger männlich, sondern es braucht auch ein bestimmtes Bewusstsein."
    "Fußball reproduziert Männlichkeit"
    Nicole Selmer ist als stellvertretende Chefredakteurin des österreichischen Magazin Ballesterer eine von wenigen Frauen im Fußballjournalismus. "Der Fußball reproduziert Männlichkeit", sagte die Hamburgerin. "Es gibt immer wieder die Unterstellung, dass man sich als Frau nicht mit Fußball auskennen kann. Ich werde in E-Mails oft als Herr Selmer angesprochen." Sie plädierte dafür, dass neben der Politik auch die Großsponsoren mehr Druck auf Fußballverbände ausüben sollten: "Manchmal ist das Geld die einzige Sprache, die Verbände verstehen. Dazu braucht es aber die Einsicht, dass alle von Vielfalt langfristig profitieren."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.