Die Organisation "Climate Central" hat einen digitalen Kartendienst für die Zukunft entwickelt. Mit diesem Instrument können Wissenschaftler veranschaulichen, welche Orte in den kommenden Jahrzehnten von Hochwasser betroffen sein werden. Als Folge der Erderwärmung und des steigenden Meeresspiegels.
Der britische Autor David Goldblatt hat mit diesem Verfahren dutzende Sportstätten auf der ganzen Welt untersucht, er sagt: "Im Jahr 2050 werden 23 Stadien der englischen Profiligen von Überschwemmung bedroht sein, einige Spielfelder könnten sogar unter Wasser stehen. In Deutschland wird das Weser-Stadion in Bremen Probleme bekommen. Das gleiche gilt für Arenen in anderen Städten, zum Beispiel in New York."
Corona lässt Emissionen auch im Sport sinken
Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland wurden laut Weltverband FIFA fast 2,2 Millionen Tonnen CO2 verursacht. Vor allem durch die Flugreisen der Fans. Wegen der Corona-Pandemie und der begrenzten Zuschauerkapazitäten dürfte der Ausstoß von Emissionen nun bei der Europameisterschaft geringer ausfallen. Das gilt auch für die anstehenden Olympischen Spiele in Tokio, für die keine internationalen Zuschauer zugelassen sind.
Dennoch steht die olympische Bewegung vor großen Veränderungen, sagt der US-amerikanische Autor und Klimaexperte Jules Boykoff: "Die Spiele von Tokio sollen im Juli und im August stattfinden, in heißen Monaten mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Fernsehanstalten versprechen sich höhere Quoten als im Herbst. Doch für die Athleten sind die Bedingungen ein Gesundheitsrisiko. Bei den Winterspielen wird es noch deutlicher. Einige Gastgeber der vergangenen Jahrzehnte könnten die Spiele nach der Erderwärmung heute nicht mehr austragen. Peking wird 2022 auf Kunstschnee angewiesen sein."
Sponsoren aus klimaschädlichen Industrien
Das New Weather Institute geht einen Schritt weiter. Die NGO analysiert in einem Bericht, wie die Sportindustrie "umweltverschmutzende Lebensstile normalisiert und den Druck für Klimaschutz verringert". Etliche Verbände wie das Internationale Olympische Komitee und die FIFA, aber auch große Fußballklubs beziehen Sponsorengeld aus klimaschädlichen Industrien, zum Beispiel von Fluggesellschaften, erzählt Jules Boykoff: "Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde eine neue Sponsorenkategorie eingeführt: ,Partner für Nachhaltigkeit‘.
Mit dabei waren ein Ölkonzern, ein Autohersteller und ein Energieriese, der auf Kernkraft setzt. Einige Aktivisten haben die Anforderungen für diese Sponsorenkategorie recherchiert: es gab keine. Die Sportverbände sollten sich nicht von PR-Agenturen beraten lassen, sondern von seriösen Klimaorganisationen."
Jules Boykoff fordert von Sportverbänden gewisse Standards: Die Ermittlung des CO2-Ausstoßes rund um ihre Wettbewerbe. Die Kompensation von Emissionen durch Spenden an Klimaprojekte. Die Nutzung von Solardächern, Elektrobussen oder Stadiontickets, die auch für den Nahverkehr gültig sind.
Noch ist der öffentliche Druck für einen Wandel gering, sagt Maurice Hauß, Fan des FC Bayern und Autor des Blogs Miasanrot. Deshalb sollte auch die Deutsche Fußball-Liga als Dachverband der Profiklubs nachhelfen. Hauß fordert, "dass die DFL in ihre Lizensierungsverfahren mit aufnimmt, dass Vereine gewisse Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen. Viel aktiver noch mal auf diese Themen hinweisen.
Dass man zum Beispiel einen Spieler oder eine Spielerin, oder andere Vertreter aus dem Verein, einfach als Botschafter für dieses Thema einsetzt. Eine andere Sache, die man vielleicht machen kann, sind Aktionen im Laufe einer Saison."
Fußball künftig als Fernsehsportart?
Durch die Erderwärmung wächst die Zahl der Hitzewellen, Dürreperioden, Naturkatastrophen. Wie könnte eine Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2050 aussehen? Klimabündnisse wie "Football for Future" gehen davon aus, dass Leistungssport im Freien in manchen Regionen nicht mehr möglich sein wird.
Mögliche Zukunftsszenarien? Spiele in klimatisierten Stadien. Längere Turniere mit größeren Mannschaften und mehr Wechselmöglichkeiten, damit Spieler sich erholen können. Vielleicht wird es statt zwei Halbzeiten pro Spiel künftig drei Drittel geben, vermutet der Publizist David Goldblatt: "Vielleicht kommen wir an den Punkt, an dem Zuschauer in manchen Stadien gar nicht mehr zugelassen werden. Vielleicht dürfen für eine WM dann noch 1000 Fußballer quer durch die Welt fliegen, aber nicht mehr zwei Millionen Fans."
David Goldblatt hält es für möglich, dass Fußballreisen in 30 Jahren nur noch mit umweltschonenden Verkehrsmitteln gestattet sind, mit Zügen, Elektroautos oder mit durch Wasserkraft betriebene Boote. Auch die Technik der "Virtuellen Realität" dürfte dann weiterentwickelt sein. Vielleicht ist der Fußball im Jahr 2050 eine reine Fernsehsportart. So wie in Zeiten der Pandemie.