Archiv

Sport und Organspende
Wie Werte des Sports zum Spenden motivieren können

Der Fußballprofi Marcel Franke vom KSC hat Stammzellen gespendet mit der Aussicht, ein Leben retten zu können. Als einzelner wird er dadurch für viele zum Vorbild. Doch auch der Sport insgesamt kann zum Spenden motivieren.

Von Sabine Lerche | 15.10.2022
Der Fußballprofi Manuel Franke vom Karlsruher SC im Spiel gegen Nürnberg
KSC-Profi Marcel Franke spendete Stammzelle (IMAGO / Claus Bergmann / IMAGO / CB)
„Es ist ein gutes Gefühl, jemandem hoffentlich das Leben retten zu können", sagte KSC-Spieler Marcel Franke, als er bekannt gab, dass er wegen einer Stammzellenspende gegen Darmstadt nicht auf dem Platz stehen wird. Spende vor Spiel, das sei für ihn selbstverständlich.
Stammzellen werden für Patienten und Patientinnen mit Blutkrebs benötigt und können eine zweite Lebenschance sein. Frankes Spende löst viele Reaktionen in der Presse, aber vor allem in den Sozialen Medien aus. Das merkt auch die DKMS, die Organisation für Deutsche Knochenmarkspende, erklärt Julia Ducardus, PR-Managerin bei der DKMS:
„Es gibt Peaks, also es gibt einen Trend, weil wir fragen unsere potenziellen Spender und Spenderinnen immer, wo sie auf uns aufmerksam geworden sind. Und man kann jetzt schon erkennen, dass wir in den letzten Tagen, seitdem auch der Marcel Franke selber auf seinen Kanälen und der KSC das Ganze auch promotet, dass da durchaus kleiner Peak auch im Sinne von Social Media ist.“

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Nur ein Prozent der registrierten Personen bei der DKMS werden wirklich einmal zum passenden Spender. Es ist also immer ein Glücksfall, wenn ein potenzieller Spender gefunden wird. Wenn es sich dann um Sportler handelt, noch viel besser, denn bei ihnen hat man nicht nur die Gewissheit, dass sie gesund und fit sind, sondern kann auch die Publicity um die Spende nutzen.
„Fußball ist ja wirklich so ein Mannschaftssport, der in Deutschland wirklich sehr viele Menschen verbindet“, erklärt Ducardus die Verbindung. „Und überall, wo man Menschen verbinden kann, finde ich, kann man die Menschen auch sehr gut für etwas Positives, für was Soziales verbinden. Und das macht der Fußball auf jeden Fall. Und da sind die Vereine wirklich sehr, sehr wichtig. Und deren Arbeit ist auch sehr wichtig für uns."
Fußballvereine der ersten und zweiten Liga, aber auch im Amateurbereich integrieren die DKMS in ihre Vereinsarbeit. Es gibt Aktionen vor oder während der Spiele, es wird im Newsletter über die DKMS berichtet, Fans und Mitglieder können sich unkompliziert als Spender und Spenderinnen registrieren. Die Athleten und Athletinnen hätten eine gewisse Vorbildfunktion, wie in anderen Sportarten auch.
Der Fußballprofi Marcel Franke vom KSC liegt nach einer Stammzellenspende in einem Krankenbett
Der Fußballprofi Marcel Franke vom KSC hat Stammzellen gespendet (DKMS)

Sportler und Sportlerinnen als Vorbilder

Im Verein „Sportler für Organspende“ setzen sich deswegen prominente Persönlichkeiten aus Sport und Medien für die Idee der Organspende ein. Gegründet wurde er von Ex-Tischtennis-Nationalspieler Hans Wilhelm Gäb. Er ist selbst durch eine gespendete Leber gerettet worden. Die Spende von Marcel Franke sieht er als einen Puzzlestein in einer großen Arbeit:
„Wir haben in Deutschland die geringsten Spenderzahlen, was die Organspende angeht, aber wir könnten das durch politische Entscheidungen wesentlich verbessern und wir haben es bisher aus politischen Gründen, teils aus ideologischen Gründen, nicht getan. Und wenn wir also Idole, Öffentlichkeitsidole, wenn wir die in die Öffentlichkeit stellen durch große Anzeigen: Ich denke schon, dass das eine Wirkung hat.“

Hilfsbereitschaft als Grundwert des Sports

Persönlichkeiten aus dem Sport hätten dabei eine besondere Wirkkraft, denn „Helfen und die Hilfsbereitschaft ist auch ein Element des Sports. Wer im Sportverein ist, wer in einer Mannschaft kämpft, wer mit anderen Athleten zusammen in einem Wettkampf ist, der lernt sich zu sozialisieren und der lernt auch, dass auch der andere Interessen hat und dass man den anderen zu respektieren hat und man ihm in der Not zu helfen hat. Das Thema Hilfsbereitschaft gehört einfach zum Sport.“
Zu helfen ist für viele Menschen auch im Alltag selbstverständlich. Weniger gesetzt ist dagegen, dass man sich bei der DKMS registriert, dass man Blut spendet und einen Organspendeausweis hat.
„Weil man gibt ja was von sich. Und ich glaube, dass die wenigsten Menschen sicher erst mal so mit dem Thema auseinandersetzen. Man wollte immer mal wieder Blutspenden. Man wollte Stammzellenspenden. Aber was bedeutet das eigentlich?“, erklärt Julia Ducardus von der DKMS.

Prominente Spender helfen indirekt der Aufklärung

Ein prominentes Gesicht macht also nicht nur für das Thema „Spenden“ aufmerksam, sondern zeigt auch, wie es geht. Gerade in den Sozialen Netzwerken wird Marcel Franke fast zu einem Helden erhoben. Das sei schon in Ordnung, findet Ducardus:
„Es ist ein Eingriff. Nicht jeder Mensch mag Spritzen, und deswegen finde ich es eigentlich gar nicht verwerflich. Und man sagt: Okay, wenn du dich jetzt so piksen lässt oder selber so spritzen kannst und da auch die Nadeln vielleicht im Arm hast, bist du für mich ein kleiner Held, weil das macht vielleicht nicht jeder. Das ist schon etwas. Und das ist für uns auch gut und wichtig, dass es vielleicht so auch transportiert wird, damit man auch weiß, was im Fall der Fälle dann auf einen zukommt. Deswegen finde ich es gar nicht so schlecht, dass es so prominent auch gezeigt wird.“
Es seien immer die Geschichte und die Emotionalität, die Menschen dazu bewegen, zu spenden oder sich registrieren zu lassen. Gerade der Sport kann sein Potenzial, zu verbinden und Hilfsbereitschaft zu zeigen, in die Gesellschaft geben.