Es gibt im Sport für alles Regeln. Für Wettkämpfe und für die Rolle der Verantwortlichen. Und dann gibt es Ausnahmen. Und die gelten vor allem für Firmen, die das Ganze mit ihren Milliarden finanzieren. Ein Beispiel: die Firma Nike, der größte Sportausrüster der Welt.
Erst als der Vertrag mit der Doperin Marion Jones sowieso auslief, trennte sich das Unternehmen von der Sportlerin. Still und heimlich. Wann kündigte man Lance Armstrong?
Die Sponsoren bleiben den überführten Stars treu
Erst nachdem die amerikanische Anti-Dopingagentur ein Dossier mit überwältigenden Beweisen vorlegte. Eine klare, konsequente Haltung - die war noch nie zu erkennen. Etwa als der amerikanische Baseball-Star Alex Rodriguez zugab, dass er Anabolika genommen hatte, behielt er trotzdem seinen Vertrag. Das Unternehmen finanziert weiterhin - trotz massiver Vorwürfe - Trainer Alberto Salazar und sein Nike Oregon Project für Langstreckenläufer. Da passt es, dass man auch zur Tennisspielerin Maria Scharapowa hält. Warum? Weil, so lautete die offizielle Erklärung, "Maria die Regeln nicht mit Absicht gebrochen hat".
Johan Eliasch, der Chef der Schlägerfirma Head und ebenfalls ein Scharapowa-Vertragspartner, ging im Fernsehsender CNN noch weiter: "Meldonium ist vermutlich gar keine leistungssteigernde Arznei. Oder wenn, dann in viel höheren Dosen als sie verschrieben wird. Es ist die Schuld der Welt-Anti-Doping-Agentur. Statt einen Grenzwert für die Dosis einzuführen, hat sie die Substanz komplett verboten."
Maria Scharapowa KG setzt mindestens 30 Millionen Dollar um
So muss er auch die Mineralwasserfirma Evian sehen. Auch dort hält man der Russin die Treue. Wenn sich gleich so viele Firmen dagegen streuben, Sportler zu sanktionieren, bedeutet das wohl, dass sich gerade die Kräfteverhältnisse verschieben. Doping im Sport ist - das zeigen anonym erhobene Umfragen - ein weit verbreitetes Problem. Umso mehr wird Imagerettung wichtig. Das Motto könnte lauten: "Das Imperium schlägt zurück".
"Die Maria Scharapowa KG ist - Minimum - ein Unternehmen mit 30 Millionen Dollar Umsatz im Jahr", sagt Professor Roger Pielke von der Universität Colorado, ein Politikwissenschaftler, der sich mit gesellschaftlichen Fragen des Sports beschäftigt und neulich seinen Studenten den leibhaftigen Lance Armstrong in einem Seminar präsentierte.
"Das sollte uns nicht überraschen, dass Firmen in ihrem eigenen Interesse handeln. Aber das heißt auch, dass es essenziell ist, dass man im Sport und hier besonders bei der WADA hieb- und stichfest arbeitet. Mit einem wissenschaftlichen Fundament, das Unternehmen oder andere nicht einfach in Frage stellen können. Deshalb ist es so wichtig, dass diese Organisationen verantwortungsbewusst und transparent und integer sind."