Die Internetseite von Adidas lebt noch fröhlich vom Freudentaumel der Fußball-WM. Die Wirklichkeit sieht deutlich dramatischer aus. Adidas rechnet im Gesamtjahr nur noch mit einem Gewinn von 650 Millionen Euro. Bislang hatte Vorstand Herbert Hainer den Aktionären 830 bis 930 Millionen Euro versprochen. Ingo Speich, Fondsmanager bei der genossenschaftlichen Union-Invest, gehört zu den enttäuschten Aktionären. Er glaubt nicht nur an den schwachen russischen Rubel als Ursache der scharf nach unten korrigierten Gewinnziele:
"Beim Engagement in Russland rudert man zurück. Das ist auch korrekt aufgrund der Unsicherheiten, die dort sind. Aber: Es ist eben nicht nur Russland. Adidas ist nicht profitabel genug. Adidas verzeichnet ordentliche Umsatzentwicklungen. Und gerade aufgrund der erfreulichen Umsatzentwicklung ist es nicht zu verstehen, dass Adidas die operative Marge, also den Gewinn, nicht nach oben bekommt, nämlich das, was Nike schafft."
Investor Speich: "Management gehört auf den Prüfstand"
Im zweiten Quartal erzielte Adidas in den jeweils lokalen Währungen einen Umsatzanstieg von neun Prozent. In Euro umgerechnet, blieben davon nur noch zwei Prozent. Schlimmer noch: Beim Gewinn gab es gar kein Wachstum, sondern eine Kehrtwende: Der Nettogewinn brach von 172 Millionen auf 144 Millionen Euro ein. Investor Speich fordert auch personelle Konsequenzen:
"Die Glaubwürdigkeit des Managements hat massiv gelitten. Das Management und der Aufsichtsrat gehören auf den Prüfstand."
Vorstand Hainer spricht darüber nicht. Seine Pläne: Adidas will in Russland weniger neue Geschäfte eröffnen und zugleich mehr Läden schließen als bisher geplant. Die Tochter TaylorMade-Adidas Golf soll an die nachlassende Begeisterung in den Vereinigten Staaten für den Golfsport angepasst werden. Und für Wachstum der Marken Adidas und Reebok sollen höhere Werbeausgaben sorgen.