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Kein Zutritt zu Bewegungsgipfel
Oppositionspolitiker sprechen von "handfestem Skandal"

In den Sommersportarten ist Deutschland nicht mehr Weltspitze. Die Spitzensportreform von 2016 gilt als gescheitert. Nun soll es die Reform der Reform richten. Im Sportausschuss ließen Abgeordnete der Opposition aber erst einmal ihrem Unmut über den Bewegungsgipfel freien Lauf.

    Der Anhörungssaal, in dem der Sportausschuss des Deutschen Bundestages tagt.
    Der Anhörungssaal, in dem der Sportausschuss des Deutschen Bundestages tagt. (imago images/Christian Ditsch)
    „Undemokratisch, verfassungsrechtlich bedenklich“ – mit diesen deutlichen Worten kritisiert André Hahn, der sportpolitische Sprecher der Linken, das Verhalten des Bundesinnenministeriums. Der Grund: Er habe am Bewegungsgipfel nicht teilnehmen dürfen: "Ich habe ein Schreiben an das Bundesinnenministerium geschickt mit der Bitte, auch eine Einladung zu erhalten, und dann wird mir mitgeteilt, das sei eine geschlossene Veranstaltung und heimlich, heimlich werden dann gleichzeitig die sportpolitischen Sprecher der Ampelkoalition eingeladen, so etwas hat es in meiner Amtszeit, ich bin 28 Jahre Abgeordneter, Landtag und Bundestag, noch nie gegeben."
    Ein „handfester Skandal“, findet auch der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer. Er sei sogar zum Veranstaltungsort hingefahren, sei aber nach heftigem Wortgefecht mit dem Parlamentarischen Staatssekretär des BMI, Mahmut Özdemir, wieder abgezogen. Die Sache habe ein Nachspiel, so Mayer: "Ich habe deshalb auch angeregt, und die Fraktionsführung ist dem auch gefolgt, dass dies zum Thema auf der nächsten Sitzung des Ältestenrates werden wird, die entscheidende Frage muss geklärt werden: Wer hat dies letzten Endes entschieden?“

    Burmester zu Spitzensportreform: "Umsetzungsdefizit"

    Nachdem sich die Gemüter beruhigt haben, geht es im Sportausschuss um die Spitzensportreform. Seit sechs Jahren arbeiten BMI und DOSB an einer Strategie, wie der Spitzensport in Deutschland besser gestaltet und gefördert werden könne. Überraschend klar formuliert Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des DOSB, dass diese Bemühungen gescheitert seien: „Ich glaube, wir hatten im Wesentlichen ein Umsetzungsdefizit. Weil all das, was der Sport an weiteren Konzepten entwickelt hat, dann eben in der Sackgasse oder im Sumpf gelandet ist. Ich glaube aber, dass wir mit den Ideen, die wir jetzt in dem Grobkonzept vorstellen, etwas wagen.“
    Vor drei Wochen haben DOSB und BMI – von der Öffentlichkeit fast unbemerkt – ein so genanntes Grobkonzept für ein modernes und transparentes Fördersystem vorgestellt. Sozusagen die Reform der Reform. Im Kern geht es um zwei Dinge: es soll eine Agentur für Leistungssport gegründet und ein Sportfördergesetz verabschiedet werden. Um die langfristige Finanzierung sicherzustellen und den Sportverbänden Planungssicherheit zu geben.

    Verein Athleten Deutschland fordert Mitspracherecht

    Dafür brauche man kein Gesetz, kritisiert Stephan Mayer: „So ein Sportfördergesetz ist natürlich ein starrer Rahmen, auch diesen Wunsch, dass die Verlässlichkeit größer wird, da sollte man sich keiner Illusion hingeben, weil: selbst, wenn man ein Sportfördergesetz hat, ändert dies nichts an der Annuität des Bundeshaushaltes. Sie können ja wunderbar rechtliche Ansprüche in ein Gesetz schreiben, wenn dafür keine Mittel zur Verfügung stehen, mal platt gesagt, dann bringt Ihnen der schönste Rechtsanspruch, der vermeintliche Rechtsanspruch, nichts.“
    Im kommenden Jahr soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe von BMI, DOSB und den Ländern die Details des Grobkonzepts erarbeiten. Der Verein Athleten Deutschland will mitgestalten und hat dazu ein 54-seitiges Positionspapier veröffentlicht. Fixpunkt der Sportförderung sollten die Menschen sein, nicht die Strukturen, fordert die Athletenvertretung.